Backnangs Stadtmarketing bleibt beim Kulturamt

Die Stadtverwaltung beerdigt vorerst die Pläne, Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung wieder im Rathaus zu bündeln und eine Stabsstelle dafür zu schaffen. Hintergrund ist die große Zufriedenheit über das aktuelle Team, das derzeit im Kulturamt angesiedelt ist.

Eine proppenvolle Innenstadt so wie beim Gänsemarkt wünschen sich alle Einzelhändler und Verantwortlichen der Stadt. Dabei vertrauen sie den aktuellen Strukturen. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Eine proppenvolle Innenstadt so wie beim Gänsemarkt wünschen sich alle Einzelhändler und Verantwortlichen der Stadt. Dabei vertrauen sie den aktuellen Strukturen. Foto: Alexander Becher

Von Matthias Nothstein

Backnang. Im vergangenen Dezember hat Oberbürgermeister Maximilian Friedrich die Verwaltung nach seinen Vorstellungen umgebaut. Ein Teil dieser Strukturreform hat die Wirtschaftsförderung und das Stadtmarketing betroffen. Es war der Wunsch des Stadtoberhaupts, diese beiden wichtigen Arbeitsbereiche wieder als Stabsstelle direkt im Rathaus anzusiedeln. Damit wollte Friedrich einen „Fehler“ seines Vorgängers Frank Nopper beheben. Dieser hatte die Geschäftsstelle des Stadtmarketingvereins aus seiner unmittelbaren Nähe verbannt und im fernen Kulturamt unter der Leitung von Johannes Ellrott angesiedelt. Über diesen Schritt waren viele unglücklich. Eine der heftigsten Kritikerinnen war Sigrid Göttlich, die Vorsitzende des Stadtmarketingvereins.

Die Rolle rückwärts und das seltsame Intermezzo eines Wirtschaftsförderers

Maximilian Friedrich forderte also bereits kurz nach seinem Amtsantritt die Rolle rückwärts. Er hatte den Plan, Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung im Rathaus wieder zu bündeln und eine Stabsstelle dafür zu schaffen. Im Herbst vergangenen Jahres – also noch vor der Strukturreform – wurde man fündig und präsentierte mit Matthias Friedrich den vermeintlich richtigen Mann. Dieser jedoch kehrte Backnang im Dezember 2022 noch während der Probezeit nach nur sechs Wochen wieder den Rücken. Ungeachtet dieser seltsamen Episode hielt die Verwaltung noch bis März dieses Jahres daran fest, die Stelle erneut auszuschreiben.

Aber schon Anfang des Jahres setzte peu à peu ein Meinungsumschwung ein. Das hing maßgeblich damit zusammen, dass alle Beteiligten mit der Arbeit des Stadtmarketingteams sehr zufrieden waren. So heißt es in einer Stellungnahme des Vereins: „Aufgrund der Neubesetzung der Geschäftsstelle mit Jennifer Studzinski und Anne-Claire Sana konnte im vergangenen halben Jahr viel erreicht und weiterentwickelt werden. Das Team unter der Leitung von Kultur- und Sportamtsleiter Johannes Ellrott und dessen Stellvertreterin Laura Reich arbeitet stetig daran, die Verbindung zwischen dem Verein und der Stadtverwaltung zu stärken und zu fördern.“ Besonders gut kam an, dass neue Veranstaltungen wie der Weihnachtswochenmarkt oder die Veröffentlichung der Website in kürzester Zeit erledigt wurden.

OB Friedrich: „Es ist derzeit am sinnvollsten, die Stelle des Wirtschaftsförderers vorerst nicht neu auszuschreiben.“

OB Friedrich diskutierte nach dem Abgang seines Namensvetters mit allen Beteiligten die möglichen Szenarien über die weitere Entwicklung. „Dabei kamen wir zu dem Entschluss, dass es am sinnvollsten ist, die Stelle als solche vorerst nicht erneut auszuschreiben und das Stadtmarketing bis auf Weiteres wieder im Sport- und Kulturamt zu verorten. Dies bietet den großen Vorteil, dass zahlreiche Synergien mit dem Festivalbüro genutzt werden können. Die Wirtschaftsförderung bleibt wie gehabt als Stabsstelle beim Oberbürgermeister angesiedelt.“ Diese Änderung der Änderung wurde mit dem Ältestenrat abgestimmt.

Und selbst Sigrid Göttlich vollzog die Wandlung vom Saulus zum Paulus. Sie schwärmt heute vom neuen Team unterm Dach des Kulturamts. Über Studzinski, die bereits früher im Kulturamt gearbeitet hat und die Backnangerin ist, sagt Göttlich: „Sie liebt Backnang und brennt für das Stadtmarketing.“ Ebenso lobende Worte hat sie für Sana übrig, die den kaufmännischen Bereich abdeckt. Unter ihnen sei ein tolles Gemeinschaftsgefühl entstanden. Und dies ist laut Göttlich dringend nötig, „denn nur durch den Zusammenhalt zwischen Stadtverwaltung, der Geschäftsstelle und den Vereinsmitgliedern können wir die Einkaufsstadt attraktiver gestalten“.

Um den Erfolg dauerhaft zu stabilisieren, war zudem geplant, das Team um eine weitere Stelle zu erweitern. Gesucht wurde eine Teamleitung (100 Prozent), die auch die Geschäftsstelle des Vereins leiten sollte. Doch trotz aller Bemühungen ist dies bis heute nicht gelungen. Göttlich kommentiert dies kurz und knapp: „Fachkräftemangel.“ Und Friedrich schiebt nach: „Das Bewerbungsverfahren läuft momentan aber noch.“

Während Göttlich und die Stadtverwaltung nur die positiven Aspekte der Ansiedlung des Stadtmarketings im Kulturamt sehen, gibt es auch kritische Stimmen. Diese behaupten etwa, dass es derzeit nur deshalb so gut läuft, weil die Mitarbeiter als Team sehr gut funktionieren. Sobald es aber personelle Veränderungen gibt, die völlig normal wären, würde der Erfolg schwinden. Zumal bei der aktuellen Stellenbesetzung im Vergleich zum früheren Duo Nadine Thoman/Simon Köder, die beruflich andere Wege eingeschlagen haben, eine halbe Stelle bereits fehlt. Daher glauben die Kritiker: „Die können gerade das aktuelle Arbeitspensum halten, aber nicht mehr machen. Über kurz oder lang wird es so kommen, dass das Stadtmarketing wieder bei der Wirtschaftsförderung unterm OB oder einem Wirtschaftsförderer angesiedelt wird.“

Sigrid Göttlichs Motto lautet derzeit: „Never change a winning team“

Grundsätzlich will Göttlich dieser Kritik gar nicht widersprechen: „Das kann vielleicht so kommen, aber derzeit läuft es. Ich halte mich an das Motto ,Never change a winning team‘. Vielleicht kommt es wieder einmal anders, aber die Ansiedlung beim Kulturamt ist ja nicht in Stein gemeißelt.“ Auf ihren Sinneswandel angesprochen kontert Göttlich mit ihrem Lieblingszitat von Antoine de Saint-Exupéry: „Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.“

Ohnehin ist es auch Friedrich wichtig, zu betonen, dass weiterhin eine enge Verzahnung des Stadtmarketings mit der Verwaltungsspitze und der Wirtschaftsförderung besteht: „Ich bin als stellvertretender Vorsitzender des Stadtmarketingvereins mit allen Themen und Projekten befasst. Außerdem nehmen der Erste Bürgermeister Stefan Setzer und der Wirtschaftsbeauftragte Reiner Gauger regelmäßig an Sitzungen des Stadtmarketingvereins teil. Auf diese Weise findet ein reger Austausch zu stadtplanerischen, wirtschaftlichen und innerstädtischen Themen statt.“

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Erstellt:
15. September 2023, 06:00 Uhr

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