Land baut Holzbau-Förderung aus: Einseitiger Fokus bemängelt
dpa/lsw Freiburg/Stuttgart. Grün-Schwarz hat sich die Förderung des Holzbaus auf die Fahnen geschrieben - und in den Koalitionsvertrag. Der Rohstoffmangel scheint passé, Holz aber nach wie vor teuer. Und die Bauwirtschaft nennt einige Punkte, die die Regierung bedenken sollte.
Für Häuslebauer, die auf Holz setzen, öffnet die baden-württembergische Landesregierung die Schatulle. Grüne und CDU haben schon einige Förderprogramme auf den Weg gebracht und im neuen Koalitionsvertrag vereinbart, diese noch auszuweiten. Aus Sicht des Verbands Holzbau Baden-Württemberg steht dem inzwischen auch kein Rohstoffmangel mehr im Weg. Die Bauwirtschaft im Südwesten allerdings bemängelt einen zu engen Fokus auf Holz. Auch innovativer, CO2 sparender Massivbau müsse gefördert werden, sagte Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg.
Baden-Württemberg ist nach Angaben des Forstministeriums „das Bundesland mit der fortschrittlichsten Baugesetzgebung für den Holzeinsatz im konstruktiven Bauwesen“. Im Koalitionsvertrag hat die Regierung unter anderem beschlossen, einen Holz-Förderzuschlag für nachhaltiges Bauen mit regionalen Rohstoffen zu prüfen.
Mit einer „Holzbau-Offensive BW“ will das Land klimagerechtes Bauen ermöglichen. Für das Forschungs- und Förderprogramm „Holz Innovativ Programm“ wurden die Mittel deutlich erhöht, wie ein Sprecher des Ministeriums mitteilte. „Die Nachfrage hat sich über die vergangenen Jahre erheblich entwickelt.“ So habe sich etwa die Zahl der Förderanträge von 2019 auf 2020 mehr als verdoppelt.
Das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum sei mit einem Förderbonus von fünf Prozent für Holzbauprojekte aufgestockt worden, wodurch mehr als 500 Holzbauprojekte im vergangenen Jahr unterstützt wurden. Weitere Programme wie das zur Tourismusinfrastruktur sollen ebenfalls einen Holzbonus erhalten, kündigte das Ministerium an.
Und auch bei eigenen Projekten will das Land mit gutem Beispiel vorangehen. Von 17 Neubauten des Bauprogramms für den Haushalt 2020/21 werden sieben in Holzbauweise umgesetzt. „Damit erreicht Baden-Württemberg eine Holzbauquote von über 40 Prozent und investiert mit über 80 Millionen Euro in Holzbau-Maßnahmen mehr als in den vergangenen Jahren“, erklärte Ressortchef Peter Hauk (CDU) anlässlich eines Besuchs in Freiburg beim Holzbauprojekt „Buggi 52“ am Mittwoch. Auch dieses achtgeschossiges Haus profitiert von den Förderungen. Es soll zukunftsweisend für Stadtentwicklungen sein.
In die lange Liste von Maßnahmen der Landesregierung gehört noch beispielsweise eine Bildungskooperation mit den Architekten- und Ingenieurkammern Baden-Württemberg, „um Planerinnen und Planern mit den aktuellsten Richtlinien und dem Stand der Technik vertraut zu machen“. Bis Ende des Jahres sollen Leitfäden für die öffentliche Hand veröffentlicht werden, „um Holzbauvorhaben in die Breite zu bringen“. 15 kommunale Holzbau-Ideen zur Quartierentwicklung sollen mit jeweils bis zu 400 000 Euro gefördert werden. Für die Forschung wurden Professuren eingerichtet. Das „Technikum Laubholz“ soll Wege erarbeiten, um die in den Wäldern Baden-Württembergs seit Jahrzehnten anwachsenden Laubholz-Vorräte wertschöpfend zu nutzen.
Beim Holzbau-Verband kommt das gut an. Und die Projekte seien umsetzbar, sagte Hauptgeschäftsführer Konstantin zu Dohna. Bei Hausaufgaben wie Schall- und Brandschutz sei man weit vorangekommen. Auch die Lage auf dem Holzmarkt habe sich seit Mitte Juli „drastisch verbessert“ - wenngleich das Preisniveau hoch sei. Wichtig sei, dass das Geld auch bei Forstbetrieben ankomme, sagte er. „Es geht nicht, dass Sägewerke Höchstpreise verlangen, aber dem Forst nur Mindestpreise zahlen.“
Unter den Nägeln brenne zudem das Thema, regionales Holz auch regional zu verbauen, sagte zu Dohna. Über den Staatswald könne das Land hier Einfluss nehmen. Ein Aspekt, der auch Möller von der Bauwirtschaft Baden-Württemberg umtreibt: „Das Land hätte gut daran getan, auf dem Höhepunkt des Holzbauhypes in den USA nicht einfach zuzulassen, dass aus dem Landesforst entnommenes Holz in die USA geht. Da hätten wir uns mehr Lokalpatriotismus gewünscht.“ Hauk entgegnete: „Das ist eine absolute Verdrehung der Tatsachen. Genau das machen wir in Baden-Württemberg nicht.“ Rund 90 Prozent des Holzes gingen an die heimischen Sägewerke, stellte der Minister klar.
Regionale Lieferketten müssten zwar nicht auf Baden-Württemberg begrenzt sein, sagte Möller. „Aber doch nicht nach Asien!“ Zumal sichergestellt werden sollte, dass Rohstoffvorkommen gesichert werden: „Wir haben ja Sand, Steine, Kies und Holz hier bei uns.“ Das sollte im neuen Landesentwicklungsplan berücksichtigt werden.
Dass das Land ökologische Bauweisen fördert, ist aus Möllers Sicht gut. „Schade ist, dass es sich auf einen Baustoff verengt.“ Auch mit Blick auf andere Materialien sollte der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes betrachtet werden - inklusive Recycling. „Das Land hat riesige Möglichkeiten“, so der Hauptgeschäftsführer, „nutzt diese aber zu wenig, weil es sich zu sehr auf einen Rohstoff versteift“.
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