Tübingen verdoppelt Parkgebühren

Baden-Württembergs wohl teuerste Stadt für Autos

Tübingen verlangt fürs Anwohnerparken ab 1. Dezember jährlich doppelt so viel wie bisher – und will so ein vergünstigtes Deutschlandticket finanzieren. Ein Vorbild für andere Städte?

Bis 2021 war das Anwohnerparken mit 30,70 Euro jährlich noch relativ günstig, seitdem haben mehrere Städte und         Gemeinden in Baden-Württemberg die Gebühren deutlich erhöht.

© imago//Grant Hubbs

Bis 2021 war das Anwohnerparken mit 30,70 Euro jährlich noch relativ günstig, seitdem haben mehrere Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg die Gebühren deutlich erhöht.

Von Florian Dürr

30,70 Euro pro Jahr fürs Anwohnerparken – so war es bis 2021 im Südwesten geregelt. Ein Klacks zu dem, was Städte und Gemeinden mittlerweile verlangen. Denn seit drei Jahren liegt die Gebührenhoheit fürs Bewohnerparken bei den Kommunen, Baden-Württemberg vollzog diesen Schritt damals als erstes Bundesland.

In die Spitzengruppe der teuersten Städte für Anwohner mit Autos stößt im Südwesten – wen überrascht es – die Grünen-Hochburg Tübingen. Die Unistadt mit ihrem fahrrad-und busfreundlichen Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) ist und bleibt kein einfaches Pflaster für Autofahrer. Zum 1. Dezember verdoppeln sich die Anwohnerparkgebühren: Von durchschnittlich 120 Euro auf 240 Euro jährlich. Für Halter von besonders schweren Fahrzeugen (Verbrenner mit mehr als 1,8 Tonnen/E-Autos mit mehr als 2 Tonnen), etwa Geländewagen, wird es noch teurer: Jene Anwohner zahlen ab dem kommenden Monat sogar 300 Euro pro Jahr.

Zuschuss fürs Deutschlandticket finanziert aus Parkgebühren

Warum diese kräftigte Erhöhung? Mit den Mehreinnahmen will die Stadt das Deutschlandticket für seine Bürger weiter bezuschussen – mit 13 Euro pro Ticket (bisher 15 Euro). Alle mit Wohnsitz in Tübingen zahlen dann im kommenden Jahr statt 58 Euro monatlich lediglich 45 Euro für das deutschlandweite Ticket.

„Finanziert wird das aus Parkgebühren“, wie Palmer auf seiner Facebook-Seite berichtet. „Damit können wir unseren Tübinger Erfolgsweg im Nahverkehr fortsetzen“, schreibt er. Die Unistadt habe die „mit Abstand größten Zuwächse an Ticketverkäufen in ganz Deutschland“, so der Ex-Grüne.

ADAC: „Nah am Wohnort zu parken darf keine Frage des Einkommens sein“

Dem ADAC Württemberg ist keine andere Kommune in Baden-Württemberg bekannt, die höhere Anwohnerparkgebühren als Tübingen verlangt. Von einer „unverhältnismäßigen“ Erhöhung spricht Holger Bach, Abteilungsleiter Verkehr & Umwelt beim ADAC Württemberg. „Der Parkdruck in den deutschen Innenstädten steigt, aber Parkgebühren müssen dennoch fair sein“, so Bach. Der Automobilclub fordert Städte und Gemeinden auf, bei Gebührenerhöhungen „verhältnismäßig und sozialverträglich“ vorzugehen. „Nah am Wohnort zu parken, darf keine Frage des Einkommens sein“, so Bach. Vielmehr sollten sich Kommunen auf Anreize wie Quartiersgaragen, Parkhäuser oder mehr Park-and-Ride-Plätze am Stadtrand mit guten ÖPNV-Verbindungen von dort in die Innenstadt fokussieren.

Dicht hinter Tübingen liegt Freiburg: 200 Euro sind dort pro Bewohnerparkplatz fällig. Im vergangenen Jahr wollte die Stadt auf im Schnitt 360 Euro erhöhen. Doch die geplante Erhöhung hielt einer Klage nicht Stand.

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Erstellt:
21. November 2024, 16:12 Uhr

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