Bauern versprühen 1900 Tonnen Pflanzenschutzmittel im Jahr
dpa/lsw Stuttgart. Baden-Württemberg will bis 2030 den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis zur Hälfte reduzieren - damit das gelingt, muss das Land aber erstmal feststellen, wie viel Schädlings- und Unkrautbekämpfungsmittel überhaupt auf den Feldern landet. Aufgrund von Marktforschungsdaten und Statistiken hat Agrarminister Peter Hauk (CDU) nun einen Mittelwert von 1900 Tonnen chemisch-synthetischer Mittel pro Jahr berechnen lassen. Rund 98 Prozent davon werden in der Landwirtschaft eingesetzt, der Rest in anderen Bereichen wie im Wald, auf Verkehrswegen oder in Haus- und Kleingärten.
Die Zahl habe ihn nicht überrascht, er habe mit rund 3000 Tonnen gerechnet, sagte Hauk am Mittwoch bei der der Vorstellung des ersten Berichtes zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln in Baden-Württemberg. Bis zum Frühjahr soll mit repräsentativen Datensätzen von Betrieben noch ein genauerer Wert vorliegen.
Eine Reduktion um 40 bis 50 Prozent bis 2030 bedeute einen Rückgang auf rund 1000 bis 1100 Tonnen pro Jahr, teilte das Ministerium mit. Als Risiken der Pestizidreduktion nannte Hauk den Klimawandel und das Auftreten neuer Schädlinge und Krankheiten. Auch müssten Jahre mit extrem nasser Witterung wie dieses Jahr berücksichtigt werden - denn die seien verbunden mit einem extrem hohen Bedarf an Pflanzenschutzmitteln zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten.
Der Naturschutzbund Baden-Württemberg sieht sich durch den Bericht bestätigt. Man habe nahezu denselben Wert errechnet, sagte der Nabu-Landesvorsitzende Johannes Enssle. Allerdings müssten die eingesetzten Wirkstoffe noch genauer betrachtet werden. „Diese Analyse nach Toxizität - also nach der Giftigkeit und dem Umweltrisiko der eingesetzten Wirkstoffe - wird die Landesregierung in ihrem nächsten Bericht nachholen müssen“, forderte Enssle.
Nach dem 2020 verabschiedeten Gesetz für mehr Artenschutz muss der Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel im Land bis 2030 um 40 bis 50 Prozent zurückgefahren werden. Das Gesetz kam mit dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ ins Rollen, gegen das vor allem Landwirte Sturm gelaufen waren. Naturschützer und Bienenfreunde hatten sich schließlich bereit erklärt, mit der Landesregierung an einem alternativen Entwurf zu arbeiten.
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