Bauernprotest mit Mahnfeuer am Heininger Kreisel

Rund 500 Personen nehmen laut Schätzung der Polizei an der Protestaktion teil. Diese richtet sich nicht nur gegen die Subventionskürzungen.

Viele Bürgerinnen und Bürger zeigen sich solidarisch mit den Landwirten. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Viele Bürgerinnen und Bürger zeigen sich solidarisch mit den Landwirten. Foto: Tobias Sellmaier

Von Melanie Maier

Backnang. Wer gestern Abend am Heininger Kreisel zwischen Backnang und Allmersbach im Tal vorbeigefahren ist, für den war der Protest der Bäuerinnen und Bauern aus Backnang und der Umgebung schon von weither sicht- und hörbar. Ein riesiges Mahnfeuer loderte von zirka 17 Uhr an auf den Feldern von Landwirt Jürgen Benignus.

Große Lkw, Traktoren, aber auch Transportfahrzeuge und normale Autos reihten sich auf den kurzfristig geschaffenen Feldparkplätzen, viele laut hupend und mit blinkenden Lichtern. Einer Schätzung der Polizei zufolge nahmen etwa 500 Personen an der Protestaktion teil. Und das, obwohl die Temperatur abends auf etwa minus drei Grad sank. Etwas aufwärmen konnten sich die Anwesenden nicht nur am Mahnfeuer, sondern auch an den Feuern, die in einigen aufgestellten Fässern brannten. Auf einer Bühne wurden Reden gehalten, dazu gab es heiße Getränke, Würste vom Grill und sogar Flammkuchen aus einem mobilen Ofen.

Die Veranstaltung, die sich in die bundesweite Aktionswoche der Bäuerinnen und Bauern einreihte, hatte Martin Krautter angemeldet. Dem Landwirt aus Waldrems sind die zahlreichen Reglementierungen, mit denen es seine Branche zu tun hat, und die Bürokratie schon lange ein Dorn im Auge. Vielen seiner Kolleginnen und Kollegen geht es ebenso. „Die Sache mit dem Agrardiesel hat das Fass zum Überlaufen gebracht und die Bauern vereint im Protest“, so Krautter. Mit einer so großen Resonanz hatte er allerdings nicht gerechnet. Auch Jürgen Benignus sagte: „Wir sind ein bisschen überrollt worden.“ Zu größeren Verkehrseinschränkungen kam es aber nicht.

Kein Wirtschaftszweig in Deutschland sei so stark reglementiert wie die Landwirtschaft

Es sei wichtig, ein Zeichen zu setzen – gerade als Jungunternehmer, erklärte Jens Häußermann seine Teilnahme am Protest. Drei Jahre nach Abschluss seines Studiums fehle ihm in seinem Beruf die Perspektive, sagte der 25-Jährige, der im elterlichen Betrieb in Leutenbach für die Hofläden und Verkaufsstände, Großkunden und Social Media zuständig ist. „Die Fehler der Politik sind aber nicht erst gestern entstanden, sondern in den letzten 20 Jahren“, führte er aus. Kein Wirtschaftszweig in Deutschland sei so stark reglementiert wie die Landwirtschaft – das reiche von der Düngemittelverordnung bis zur Tierhaltung, bei der sich die Vorschriften ständig ändern würden.

Für sie als Bäuerin sei es klar gewesen, dass sie bei der Protestaktion dabei sein müsse, sagte Sieglinde Schwaderer vom Backnanger Stiftsgrundhof. Sie versuchte, mit möglichst vielen Menschen ins Gespräch zu kommen und sie zu informieren. „Wir gehen nicht nur für uns auf die Straße, sondern für alle“, betonte sie. „Es sollte jedem ein Anliegen sein, dass es noch Landwirtschaft in Deutschland gibt.“ Außerdem gelte es, Nachwuchsbäuerinnen und -bauern gute Rahmenbedingungen zu bieten.

Franziska Reinhuber (28) aus Aspach, Lara Vetter (23) und Lena Gräter (29) aus Backnang waren drei der vielen Menschen, die an diesem Abend gekommen waren, um ihre Solidarität mit den Landwirtinnen und Landwirten auszudrücken. „Der Protest geht uns alle etwas an. Die Bauern machen so viel für uns“, sagte Lara Vetter. „Ohne Landwirte haben wir nichts“, meinte auch Alexandra Ohrnberger aus Auenwald. Die 53-Jährige wollte durch ihre Anwesenheit aber auch ihre Kritik an der Politik zeigen. Für Marco Bauer aus Backnang war das ebenfalls der Grund, dabei zu sein. Der 35-jährige Transportunternehmer beklagte die Mauterhöhung, die CO2-Abgabe auf Diesel, die Bürokratie, steigende Steuern und gestrichene Förderungen. So könne es nicht weitergehen, sagte er.

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Erstellt:
13. Januar 2024, 06:00 Uhr

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