Baugenehmigungen - Starker Anstieg bei Zweifamilienhäusern
dpa/lsw Stuttgart. Die Wohnungsnot ist groß. Die Zahl der Baugenehmigungen zieht weiter an. Die Bauwirtschaft ist deshalb gut im Geschäft - sie hat aber durchaus noch Kapazitäten.
Die Bauverwaltungen in Baden-Württemberg haben im ersten Halbjahr 2021 mehr neue Wohnungen genehmigt. Von Januar bis Juni legte die Zahl der Baugenehmigungen im Jahresvergleich um fast ein Fünftel auf 24 367 Baufreigaben für Neubauwohnungen zu, wie das Statistische Landesamt am Donnerstag in Stuttgart mitteilte. Ein besonders kräftiges Plus von 41 Prozent gab es beim Neubau von Zweifamilienhäusern. Die aus Sicht der Bauindustrie für die breite Bevölkerung besonders wichtigen Neubaugenehmigungen von Mehrfamilienhäusern stiegen hingegen um 21 Prozent.
Wohnungsbauministerin Nicole Razavi (CDU) sieht in den jüngsten Zahlen „eine sehr gute Nachricht“. Die Entwicklung gehe in die richtige Richtung, sagte sie. „Wir wollen die schlummernden Reserven im ganzen Land mobilisieren und Impulse für mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen.“ Deshalb wolle man, wo immer es möglich sei, Planungs- und Genehmigungsverfahren im Baurecht beschleunigen.
Das Plus bei den Einfamilienhäusern betrug den Statistikern zufolge zwischen Januar und Juni lediglich 4 Prozent. Die Zahl der Baugenehmigungen ist ein wichtiger Indikator für den Neubau im Kampf gegen Wohnungsnot in vielen Städten. Allerdings werden in einigen Fällen Wohnungen genehmigt, aber zunächst nicht gebaut. Hintergrund sind oft Kapazitätsengpässe bei Baufirmen und Handwerkern. Im ersten Halbjahr stiegen die Baugenehmigungen für Wohnungen in Wohnheimen um fast ein Drittel. Weiterhin seien 490 Wohnungen (plus 17 Prozent) in Nichtwohngebäuden zum Bau freigegeben.
Hinzu seien von Januar bis Juni 3959 Bestandswohnungen gekommen. Bei ihnen wurden Umbau-, Anbau- oder Ausbaumaßnahmen genehmigt. Diese Wohnungen werden dem Wohnungsmarkt nach Abschluss der Baumaßnahmen wieder zur Verfügung stehen, wie die Statistiker erklärten.
Die Bauwirtschaft im Südwesten sieht ihre Kapazitäten noch nicht am Ende. Hauptgeschäftsführer Thomas Möller sagte: „Trotz momentan guter Auslastung unserer Wohnungsbaubetriebe ist eine stärkere Nachfrage in den kommenden Monaten durchaus zu stemmen.“ Die Corona-Krise sorge nach wie vor für eine gewisse Unsicherheit in der Bevölkerung. „Und in unsicheren Zeiten investieren die Menschen oft gern in die eigenen sicheren vier Wände.“
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