Bayer steht gegen den VfB unter Zugzwang
Die Leverkusener ringen in der Liga um Stabilität und verteidigen nicht so sattelfest wie in der Vorsaison. Eine Chance für die Stuttgarter?
Von Marco Seliger
Leverkusen/Stuttgart - Immerhin: Einen neuen Fan hat die Werkself kürzlich hinzugewonnen. Horst Steffen, ehemaliger Trainer der Stuttgarter Kickers, musste am Dienstagabend mit dem Zweitligisten SV Elversberg bei Bayer Leverkusen antreten – und war nach der 0:3-Niederlage im DFB-Pokal angetan von dem, was er da so vom Gegner auf dem Platz gesehen hatte.
„Meine Jungs sind in der Kabine und staunen immer noch über die Qualität, die der Gegner hatte“, sagte Steffen: „Das müssen wir einfach anerkennen und dementsprechend kann ich mich heute wenig ärgern.“ Und weiter: „Viele Spieler haben schon die Erfahrungen hervorgehoben, die sie heute gemacht haben. Wie bereichernd sie das fanden, wie toll sie das fanden, wie der Gegner Fußball gespielt hat. Das nehmen meine Jungs auf jeden Fall mit aus diesem Spiel – und deshalb ein großes Kompliment und ein Dankeschön für 90 Minuten Fußball.“
Nicht nur aufgrund des Lobs vom Gegner erlebte Bayer Leverkusen mal wieder einen netten, entspannten Fußballabend – was so nicht regelmäßig passiert in dieser Saison. Denn der Double-Gewinner durchlebt in der Bundesliga so etwas wie den Meisterblues: einen selbst verschuldeten. So fehlt Bayer oft die letzte Gier, der letzte Wille und die letzte Konsequenz in der Abwehrarbeit – sodass die Werkself bereits neun Punkte nach Führungen verspielt hat in dieser Runde.
Auch am vergangenen Spieltag bei Werder Bremen (2:2) war es mal wieder so weit, weshalb Trainer Xabi Alonso hinterher Alarm schlug: „Bei den zwei Toren haben wir vielleicht etwas zu soft verteidigt“, sagte der Coach, „das ist etwas, was wir korrigieren müssen.“ Allein: So oder so ähnlich redete Alonso in den vergangenen Wochen schon einige Male – etwa nach dem 2:2 nach 2:0-Führung gegen den Aufsteiger Holstein Kiel.
Bayer also ist lange nicht so stabil unterwegs wie in der famosen Vorsaison, was den Mittelfeldchef Granit Xhaka kürzlich zu einer Art Brandrede animierte. „Wenn du nach acht Spieltagen 15 Tore bekommst, also im Schnitt fast zwei, dann reicht es nicht, um ganz oben mitzuspielen“, sagte der Schweizer: „Und wenn wir das nicht besser machen, dann wird es auf jeden Fall nicht reichen. Wir müssen uns an die eigene Nase packen, so geht das nicht weiter.“
Weiter geht es jetzt erst mal am Freitag (20.30 Uhr) gegen den Vizemeister VfB Stuttgart, der nach einigen umkämpften und hitzigen Duellen in der jüngeren Vergangenheit hoch motiviert in die BayArena kommen wird. Bayer wiederum, das aktuell in der Tabelle drei Punkte vor dem VfB, aber schon satte fünf hinter dem FC Bayern und RB Leipzig rangiert, steht gegen das Team von Sebastian Hoeneß unter Zugzwang, um den Abstand nach oben nicht noch größer werden zu lassen.
Wie das gehen soll? Trainer Alonso gibt die Richtung vor: „Wir müssen dieses Gefühl haben, dass wir besser verteidigen können und müssen. Mit dem Ball kreieren wir Chancen, wir haben diesen guten Flow, aber wir müssen dieses gute Gefühl haben, diese Opferbereitschaft und die Intensität. Ohne das ist es nicht möglich.“ Es sei, so Alonso weiter, „nicht immer möglich, auf die gleiche Art und Weise zu spielen, aber die gleiche Mentalität und Identität zu zeigen“.