Bedenken beim Baugebiet „Mehlklinge“

Oppenweiler soll durch innerörtliche Verdichtung mehr Wohnraum bekommen. Unter anderem durch zwei Mehrfamilienhäuser und sechs Doppelhaushälften. Das ist vielen Anwohnern zu viel, zahlreiche Bedenken wurden geäußert.

Im Bereich Mehlklinge soll ein Baugebiet für 20 Wohneinheiten entstehen. Die einspurige Zufahrtsstraße, die Dichte der geplanten Bebauung und die Auswirkungen auf das Ortsbild sehen die Anwohner als Probleme. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Im Bereich Mehlklinge soll ein Baugebiet für 20 Wohneinheiten entstehen. Die einspurige Zufahrtsstraße, die Dichte der geplanten Bebauung und die Auswirkungen auf das Ortsbild sehen die Anwohner als Probleme. Foto: A. Becher

Von Kristin Doberer

Oppenweiler. Wohnungen in Oppenweiler werden gesucht, der Markt ist leer. Deshalb strebt die Gemeinde eine innerörtliche Verdichtung an und hat bereits mehrere mögliche Bereiche prüfen lassen. „Es gibt einen sehr hohen Wohnungsbedarf, da müssen wir gegensteuern“, begründet Bürgermeister Bernhard Bühler. Das wolle man unter anderem durch eine innerörtliche Verdichtung erreichen. Die Möglichkeiten dazu sind in Oppenweiler aber eher begrenzt, ein Gebiet, in dem die Verwaltung Potenzial gesehen hat, ist die „Mehlklinge“. Der Bereich liegt zwischen Bühlfeldstraße, Hermannstraße und Friedensstraße und aktuell befindet sich dort ein ehemaliges Fabrikgebäude. „Das liegt mitten im Ort, ist relativ gut erschlossen und von den Umweltbedingungen gut bebaubar“, so Bühler.

Es sollen zwei Mehrfamilienhäuser sowie sechs Doppelhaushälften gebaut werden. Insgesamt sollen also 20 Wohneinheiten entstehen. Die geplanten Mehrfamilienhäuser werden als dreigeschossige Gebäude mit Flachdach festgesetzt. In Tiefgaragen sollen insgesamt 40 Parkplätze entstehen. Ein erster Bebauungsplanentwurf für den Bereich wurde erstellt und öffentlich ausgelegt. Durch die frühzeitige Beteiligung konnten Bürger sowie öffentliche Träger den Plan einsehen und Anregungen äußern. Gerade bei den Anwohnern sorgten die Pläne aber für Aufregung, 23 Anregungen gingen von der Bevölkerung ein, viele äußerten Bedenken. Rund 60 Anwohner haben sich außerdem mit einer Unterschriftenaktion gegen die geplante Bebauung ausgesprochen. Diese Anregungen wurden in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend besprochen.

Einwendungen: „Zu dicht, zu viel Verkehr, nicht ins Ortsbild passend.“

Zum einen sorgten sich die Einwender um die Dimension der Bebauung. Zu dicht geplant sei es. Jochen Roos vom zuständigen Planungsbüro sagt, man habe die Grundflächenzahl überprüfen lassen und man befinde sich noch innerhalb der baulichen Grenzen. Die Gebäude werden zu hoch, sie würden so nicht ins Ortsbild passen, ist eine weitere Anmerkung der Bürger. Auch der widerspricht Ross: „Durch die Hanglage kann die Bebauung gut in die Umgebung eingefügt werden. Bei den Mehrfamilienhäusern darf eine Maximalhöhe von 12,70 Metern nicht überschritten werden.“ Die Gebäude sollen in den steilen Hang gebaut werden, wodurch sie sich den Bestandsgebäuden im Norden deutlich unterordnen werden. Außerdem betont der Planer, dass die gesetzlich geltenden Abstandsflächen eingehalten werden und es so nicht zu einer Beschattung der angrenzenden Bestandsgebäude kommen wird. Die Auswirkungen auf das Ortsbild schätzt er als gering ein, auch weil der kleine Baumbestand im Nordwesten bis auf einen Mammutbaum bestehen bleiben soll.

Besonders viele Einwendungen gab es auch im Bereich Verkehr. Die geplanten 40 Stellplätze seien zu wenig, so die Anwohner. Sie befürchten, dass sich der Parkraum auf die ohnehin schon zu stark genutzte Bühlfeldstraße verlagern wird. „Zwei Stellplätze pro Wohneinheit sind doppelt so viele wie von der Bauordnung vorgegeben“, sagt Bühler. Er könne sich „schon wegen der Entfernung“ außerdem kaum vorstellen, dass zum Parken zusätzlich auf die Bühlfeldstraße ausgewichen werden muss.

Weitere Einwände gab es im Bereich Ökologie und Klimaschutz, nicht nur die Bevölkerung äußerte sich hier besorgt, auch der BUND Ortsverband Backnanger Bucht reichte eine ausführliche Stellungnahme ein. Auch hier beschwichtigte der Planer. Die Belüftung der angrenzenden Siedlungsflächen werde auch weiterhin erhalten bleiben und wie bisher entlang des Froschbachs erfolgen. Bei einer Artenschutzuntersuchung wurde auch festgestellt, dass in dem Bereich keine geschützten Tierarten betroffen sind. „Es gibt keine wesentlich negativen Auswirkungen“, sagt Roos.

Doch auch im Gemeinderat gibt es noch einige Bedenken zu dem Planentwurf. „Die Mehlklinge ist bebaubar, aber wir dürfen nachher keiner Überschreitung zustimmen“, sagt Gudrun Rauh von der Freien Gemeindeliste. Sie bezieht sich damit vor allem auf die Maximalhöhe der Gebäude. Besonders die gesamte Dimension macht auch Erhard Friz von der Freien Wählervereinigung Oppenweiler zu schaffen. „Mehrfamilienhäuser passen einfach nicht zu uns. Ich sehe das als nicht verträglich an.“ Außerdem hat auch er Bedenken, was die Verkehrssituation angeht. Bereits jetzt sei die Parksituation in der Bühlfeldstraße problematisch. Die Zufahrtsstraße zu den neuen Häusern ist aber nur einspurig und wird auch nicht verbreitert werden können. Friz befürchtet, dass es zu einer deutlichen Verkehrsbelastung und „Chaos“ für die Anlieger kommen würde. „Ich finde, man kann die Mehlklinge gut bebauen. Aber das ist zu viel und zu dicht.“

Bürgermeister Bühler erwidert, dass er die geplante Bebauung durchaus als verträglich ansieht. Bei den Bedenken mit der engen Zufahrtsstraße verweist er auf ebenfalls einspurige Straßen in Oppenweiler, die deutlich länger seien und trotzdem gut funktionieren. Vor der Abstimmung betont er abermals, dass er die geplante Bebauung für erforderlich hält. „Der Druck ist hoch. Wir sind in der Verpflichtung, Wohnraum für jeden Geldbeutel zu schaffen. Da muss dann eben Geschosswohnungsbau stattfinden.“

Letztendlich hat der Gemeinderat mit einer Gegenstimme die Verwaltung mit der Fortführung des Verfahrens beauftragt, eine erneute Auslegung des überarbeiteten Plans folgt. Eine Entscheidung, mit der zumindest die anwesenden Anwohner nicht zufrieden waren. Auf die ausführlichen Erklärungen und Beschwichtigungen des Planers reagierten diese mehrmals mit verächtlichem Schnauben. Auf die einzelnen Gesuche der Anwohner und des BUND will die Verwaltung aber auch schriftlich und ausführlich antworten. „Die Fragen sind verständlich und berechtigt“, sagt Bürgermeister Bühler. „Aber innerorts weiter zu verdichten ist zielführender und verträglicher, als außerhalb des Ortes auf der grünen Wiese.“

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Erstellt:
18. März 2021, 06:00 Uhr

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