Bei vielen Banken gibt es noch 500er
500-Euro-Noten behalten Gültigkeit – Begründung für den Ausgabestopp ist umstritten und ruft Kritiker von Geldpolitik auf den Plan
Am Freitag bringt dieBundesbankdie letzten Scheine mit dem höchsten Wert in Umlauf. Viele Geschäftsbanken werden die lilafarbenen Noten aber noch etwas länger ausgeben.
Frankfurt Der 500-Euro-Schein wird zum Auslaufmodell. Wer sich noch ein Exemplar sichern möchte, hat aber auch nächste Woche noch gute Chancen: „Wir haben die Banknote noch im Bestand, der läuft nun sukzessive aus“, heißt es etwa bei der BW- Bank. Die meisten Geldautomaten würden aber schon seit Jahren nicht mehr mit Fünfhundertern bestückt, interessierte Kunden müssten also am Schalter nachfragen. Auch in vielen Filialen derDeutschen Banksei der 500-Euro-Schein nächste Woche voraussichtlich noch zu haben, sagte eine Sprecherin. Die Volksbank Stuttgart hingegen gibt die letzten Exemplare am Freitag heraus.
Wer noch über 500-Euro-Scheine verfügt, kann weiter damit bezahlen – mit gewissen Einschränkungen: Viele Tankstellen nehmen diese Banknoten schon lange nicht mehr an. Das Risiko, eine Fälschung untergejubelt zu bekommen, ist auch manch anderem Geschäftsinhaber bei einem so hohen Betrag zu groß.
Dass keine neuen Fünfhunderter mehr in Umlauf gebracht werden, begründet die Europäische Zentralbank (EZB) mit Bedenken, „dass diese Banknote illegalen Aktivitäten Vorschub leisten könnte.“ Anders als elektronische Zahlungen hinterlassen Bargeldtransaktionen keine Spuren, und große Summen lassen sich in Form hochwertiger Banknoten leicht transportieren.
Der österreichische Volkswirtschaftler Friedrich Schneider, ein international anerkannter Experte für die Erforschung der Schattenwirtschaft, hält die Begründung für die Abschaffung des 500ers dennoch für absurd. „Die Leute schauen zu viel ‚Tatort‘, da werden regelmäßig noch Koffer mit Geld herumgeschleppt“, sagt Schneider. Die organisierte Kriminalität habe längst andere Zahlungswege gefunden – ein prominentes Beispiel sind Online-Währungen wie Bitcoin. Eine große Rolle spiele Bargeld allerdings in der Schattenwirtschaft, beispielsweise bei der Bezahlung von Schwarzarbeitern, räumt Schneider ein. Die Einführung von Bargeld-Obergrenzen in anderen Ländern habe trotzdem kaum Erfolge bei der Eindämmung der Schattenwirtschaft gezeigt. Daher hat die Bundesbank auch den Sinn des Ausgabestopps für den Fünfhunderter angezweifelt, muss die Entscheidung der EZB aber hinnehmen: „Wir können nicht immer wieder dieselben Diskussionen führen. Für mich persönlich ist die Sache erledigt“, sagt der zuständige Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann auf Anfrage.
Im Alltag der meisten Bürger spielt der Fünfhunderter ohnehin keine Rolle. Dennoch lässt der Ausgabestopp bei Kritikern die Alarmglocken schrillen: „Es ist zu vermuten, dass es darum geht, Bargeldzahlungen unattraktiv zu machen und sie so durch elektronische Zahlungen zu ersetzen. Dann kann der Staat ungehemmt die Kontenbewegungen der Bürger verfolgen“, warnt der Chefökonom der Degussa Goldhandel GmbH, Thorsten Polleit. Die EZB hat wiederholt versichert, sie plane kein Bargeldverbot. Genährt werden derartige Befürchtungen allerdings durch die Geldpolitik der Notenbank. Seit 2014 erhebt sie Negativzinsen auf Geld, das die Geschäftsbanken bei der EZB bunkern. Damit will die Notenbank die Kreditvergabe ankurbeln. In einer Wirtschaftskrise wäre es also im Interesse der EZB, die Negativzinsen noch zu verschärfen.
Dann allerdings könnten die Geschäftsbanken auf die Idee kommen, ihr Geld lieber in Tresoren zu horten. Oder sie müssten die Strafzinsen vermehrt an ihre Kunden weitergeben – die dann vermutlich ihre Konten leeren würden. Da ein solcher Bank-Run die gesamte Finanzbranche destabilisieren könnte, ist der EZB der Weg zu wirklich tiefen Negativzinsen derzeit durch die Existenz von Bargeld versperrt.
In einer vom Internationalen Währungsfonds (IWF) veröffentlichten Studie wurde deshalb diskutiert, die Aufbewahrung von Bargeld künstlich zu verteuern: Die Notenbanken müssten dazu eine Art Gebühr für den Umtausch von Buchgeld in Münzen und Scheine einführen, empfehlen die beiden Autorinnen, darunter eine Mitarbeiterin der EZB. Das Papier gibt allerdings nicht die offizielle Position der Notenbank wieder. Überdies würde eine Umsetzung der Theorie Gesetzesänderungen und somit die Zustimmung der Politik erfordern.