Beim DRK stehen notgedrungen alle Räder still

BKZ-Leser helfen: Das Backnanger Rote Kreuz plagen finanzielle Sorgen. Coronabedingt brechen fast alle Einnahmen weg, die hohen Fixkosten allerdings bleiben. Ein Projekt, das der Ortsvereinsvorstand jetzt angehen will, ist der Einbau eines Treppenlifts für einen barrierefreien Zugang zum Kursraum im Untergeschoss.

Vorsitzender Klaus-Dieter Fackler (rechts) und stellvertretender Vorsitzender Kurt Zeller vom DRK-Ortsverein zeigen den Weg von der Kleiderhalle hinunter zum Kursraum. An dieser Treppe, die allerdings noch gedreht wird, soll der Treppenlift zum Untergeschoss installiert werden. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Vorsitzender Klaus-Dieter Fackler (rechts) und stellvertretender Vorsitzender Kurt Zeller vom DRK-Ortsverein zeigen den Weg von der Kleiderhalle hinunter zum Kursraum. An dieser Treppe, die allerdings noch gedreht wird, soll der Treppenlift zum Untergeschoss installiert werden. Foto: A. Becher

Von Florian Muhl

BACKNANG. Auch wenn der Ortsverein Backnang des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ganz massiv von den harten coronabedingten Einschränkungen des Bundes und des Landes betroffen ist, unterstreicht Vorsitzender Klaus-Dieter Fackler: „Wir unterstützen alle Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen unserer Landesregierung mit Nachdruck.“ Die momentane Situation des DRK-Ortsvereins bezeichnet Fackler als sehr schwierig. „Nach dem ersten Lockdown standen bei uns alle Räder still.“ Alle Veranstaltungen seien ja abgesagt gewesen. Somit hätte es auch keine Bereitschaftsdienste gegeben. Die Einnahmen daraus wären ebenso weggebrochen wie die aus dem eigenen Kursangebot. Ausgefallen sind auch die Sozialarbeit und Blutspendeaktionen und die Kleiderhalle in der Öhringer Straße war geschlossen.

Als i-Tüpfelchen der Misere bezeichnet stellvertretender Vorsitzender Kurt Zeller den Umstand, dass der Altkleiderhändler in Schwäbisch Hall, der dem Backnanger DRK nicht mehr tragbare und minderwertige Kleidungsstücke abkauft, im April oder Mai gesagt habe, dass er keine Ware mehr annehmen könne, da sein Lager voll bis unters Dach sei, denn es würden keine Schiffe mehr fahren. „Das heißt, auch hier hatten wir plötzlich keine Einnahmen mehr.“

Die Kleiderhalle wurde dann im Juni wieder aufgemacht, mit einer begrenzten Anzahl von Kunden und unter Beachtung der Hygienevorschriften. „Dass wir wieder aufgemacht haben, war auch sehr wichtig, denn der Bedarf bei den Menschen war dann sehr groß“, sagt Fackler. Was allerdings massiv fehle, seien Kinderkleider. Da sei das Angebot in der Kleiderhalle sehr überschaubar, um es positiv auszudrücken. Fackler nimmt an, dass viele Kleidungsstücke auf Kinderkleiderbasaren abgegeben werden.

„Vier Quadratmeter pro Teilnehmer, haben wir alles schön abgeklebt.“

Mit den Kursen ging’s beim Backnanger DRK erst wieder im September los, „aber mit reduzierter Teilnehmerzahl“, wie Fackler sagt. Und Zeller ergänzt: „Vier Quadratmeter pro Teilnehmer, haben wir alles schön auf dem Boden abgeklebt.“ Auch diese Maßnahme bedeutet letztlich einen Einnahmeverlust. „In der Sulzbacher Straße haben wir beim Erste-Hilfe-Kurs maximal elf Personen, wo früher 20 mitmachen durften“, sagt Fackler. Jetzt sei es schwierig, aus wirtschaftlicher Sicht auf eine schwarze Null zu kommen. Bei elf Teilnehmern, die jeweils 40 Euro zahlen, kämen 440 Euro zusammen, aber Umsatz, kein Gewinn. „Jetzt bekommt erst mal die Kursleiterin die ersten 90 Euro, dann führen wir acht Euro pro Nase an den Kreisverband ab für Datenverarbeitung und Verwaltung, dann brauchen wir Material, müssen die Räume vorhalten, und nach jedem Kurs muss ich die Putzfirma durchlassen, die dann den Saal, die Toiletten und das Treppenhaus reinigen und desinfizieren, und damit rund zwei Stunden beschäftigt sind.“ Im Winter müssten die Räumlichkeiten auch noch beheizt werden. „Dann ist das, was hängen bleibt, bescheiden“, gibt der Vorsitzende zu bedenken. „Aber gut, wir machen es, das ist eine soziale Aufgabe, das ist ganz wichtig. Nur müssen wir jetzt mehr Kurse anbieten, aber es fehlt uns an Ausbildern. Für die Menge an Kursen, die wir jetzt brauchen, haben wir nicht die notwendige Anzahl an Ausbildern.“

Der Ortsverein hat aber auch ein weiteres Problem, das der Vorstand jetzt dringend beseitigen will. „Wir haben derzeit keine Möglichkeit, dass gehbehinderte Gäste und Kursteilnehmer barrierefrei in unseren Kursraum hinunterkommen“, sagt Fackler. „Wir bieten beispielsweise die Sturzprophylaxe an, zu der sehr betagte Menschen kommen, die immer sturzgefährdet sind, und die trauen sich schon gleich gar nicht die Treppe hinunter.“ Im Treppenhaus gibt es eine weitere Treppe, aber die ist auch nicht anders. „Wir haben ein Ehrenmitglied, der Rollstuhlfahrer ist, der kann bei unseren Aktionen auch nicht mehr runter. Das ist ein riesen Problem. Deshalb müssen wir das Thema Barrierefreiheit zwingend lösen.“ Dazu gebe es verschiedene Möglichkeiten. „Die preisgünstigste Möglichkeit, die wir haben, ist ein Treppenlift.“ Dieser soll an der Treppe installiert werden, die von der Kleiderhalle hinunter zum Untergeschoss führt, in dem sich auch der Kursraum befindet. Im Treppenhaus des Gebäudes gebe es eine weitere Treppe, die aber als Fluchtweg ausgewiesen ist und zudem auch weniger Platz für einen Lift bietet.

So wie die Treppe allerdings installiert ist, müssen die Besucher weite Wege nehmen. „Die Leute kommen zur Eingangstür rein, müssen dann durch die ganze Kleiderhalle außenrum, dann die Treppe hinunter, wieder außenrum und dann durch den Gang durch“, beschreibt Fackler den (Irr-)Weg. Die Lösung: Die Treppe wird um 180 Grad gedreht. Das schafft kurze Wege und auch zusätzlichen Platz. Der Vorstand habe Kontakt mit einem Schlosser aufgenommen, der auch schon einen Kostenvoranschlag für den problemlosen sowie platzsparenden Umbau vorgelegt hat. Was wäre ein Leben ohne Träume und Visionen, besonders in schwierigen Zeiten. Fackler nennt seine: „Eine zweite Möglichkeit, die allerdings sehr teuer ist, aber extrem komfortabel wäre und zu einem enormen Raumgewinn führen würde: Wir verzichten auf die Treppe und bauen einen Kabinenlift ein.“ Zeller hat sich schon mal kundig gemacht: „Ein Lift, der auch rollstuhlgerecht ist, kostet knapp 30000 Euro.“ Und Fackler kommt wieder auf den Boden der Tatsachen zurück: „Der Treppenlift ist halt der Spatz in der Hand, der nicht alle Probleme löst, aber sehr viele.“

Auch wenn es Coronahilfen vom Innenministerium gegeben habe und einen Beitrag von der Bürgerstiftung Backnang sowie vom DRK-Landesverband, hätten die Einnahmeverluste nicht ausgeglichen werden können. So blicken Fackler und Zeller voller Freude und Dankbarkeit auf die Spendenaktion „BKZ-Leser helfen“.

Beim DRK stehen notgedrungen alle Räder still
Die aktuelle Spenderliste

Ulrike Bauer; Hilde Enss, Backnang; Dr. A. Fütterer; Roland Schad; Heinz Fischer; Ingrid und Hans Schietinger; Manfred Andrae; Ingrid und Bernd Weiler; Perdita Stoiber; Walter Schmid; Landfrauenverein Oppenweiler; Ursula Dempf; Rosemarie Barth; Gerlinde Benignus; Axel Dietrich; Elisabeth und Uwe Steiger; Andrea Steger; Wolfgang Paul; Willy Friz; C. Kübler/S. Müller, Sulzbach an der Murr; Gerhard Kipf; Jürgen Maurer, Murrhardt; Monika Weingartner; Hannelore Schnerr; Manfred Foll; Petra Hirner; Ernst Skarpil; Edith Grau; Gudrun Weber; Maria Hinderer; Karl-Heinz Voigt; Lotte und Udo Dosch; Barbara Maag-Tress; Rolf Lang; Annett und Hansjoerg Pickel, Backnang; Werner Grau, Backnang; K. und H. Sanzenbacher, Weissach im Tal; Matthias Pfeil; Peter Pilakovic; Birgitte und Rolf Weller; Hannelore Pietsch; Susanne Trefz; Sybille und Rolf Bauer, Spiegelberg; Rosemarie und Reinwald Schütz; Ruth und Horst Ulmer; Gudrun und Rudolf Wacker; Sabine und Josef Fischer, Backnang; Erika Lang, Backnang; Josef Thater, Aspach; Maieli und Hans-Jürgen Grünefeldt, Backnang; Andreas Schwenger; Gerda Rettenmaier; Margarete Blankenhorn; Brigitte und Dieter Bäuerle; Gotthilf Holzwarth, Backnang; Hannelore Sindel, Sulzbach an der Murr; Marlene Beyer; Heiderose Weber; Edeltraud Lemmke; B. und U. Berlin, Aspach; Gisela Engelhard; Dieter Weller; Doris und Rudi Holzer; Erich Wegscheider; Karl-Heinz Appenzeller; Doris Rosenke; Isolde Schaal; Ursula und Hermann Baur; Suse und Johann Lux; Sigrid Froemel, Backnang; Lore Fuchs; Ingo Peters, Althütte; Edith Wiesenmaier; Gerti und Martin Diemer; Michaela und Hans Peter Giesser; Christa Bluthardt; Christel/Kurt Sauter, Backnang; Petra und Gerhard Hildenbrand; Anne und Udo Traub, Auenwald; Ingrid und Stefan Haring; Karin und Dr. Udo Rühle; Uta Günzler; Helga und Erich Lutz; Waltraut und Wolfgang Obenland; Hans-Dieter Grimmer; Erik Fluegge; Petra und Uwe Krawitowski, Backnang; Barbara und Bernd Fischer, Allmersbach im Tal; Waltraud Binder; Karin Ruess; Hilde Schlehner; Rosalia Ritzl; R. Wirth, Weissach im Tal; Helga Brander; Brigitte Stahl; Birgit und Thomas Heller, Backnang; Monika Keuler; Elfriede und Günter Deeg; Autohaus Möhle GmbH Aspach; Familie Kobald, Backnang; Rosi und Wolfgang Sautter, Sulzbach an der Murr; Monika Wagner; Elke und Hermann Aichholz; Barbara Serve, Backnang; Kaffeetässle der Matthäuskirche Backnang; Susanne Bechtle.

Allen Spendern gilt ein recht herzliches Dankeschön.

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Erstellt:
9. Dezember 2020, 06:00 Uhr

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