Bereit für die Katastrophenhilfe in aller Welt
Beim Tag der offenen Tür des Technischen Hilfswerks zeigen die Retter ihr Können – Mehr Einsätze durch Unwetter erwartet

© Pressefotografie Alexander Beche
Kommt ein Hund geflogen: Border Collie Panda lässt sich zusammen mit Hundeführer Matthias Kreeb für die Suche nach Verschütteten in unwegsamem Gelände abseilen. Foto: A. Becher
Von Kornelius Fritz
BACKNANG. Panda ist die Ruhe selbst und das ist in seiner Situation nicht selbstverständlich. Denn der fünfjährige Border Collie schwebt gerade zusammen mit Hundeführer Matthias Kreeb in 15 Metern Höhe, angeseilt an der Drehleiter der Backnanger Feuerwehr. Die beiden werden zu einem Einsatz in unwegsames Gelände gebracht. Als Panda wieder Boden unter den Füßen hat, macht er sich sofort auf die Suche. Zielstrebig steuert er einen Haufen aus Steinen und Brettern an und fängt laut an zu bellen. Das ist das Zeichen, dass er eine verschüttete Person erschnuppert hat. Jetzt ist es die Aufgabe der Junghelfergruppe, den Verletzten zu befreien und mit einer Trage abzutransportieren.
Was diesmal eine Übung war, könnte sich jeden Tag auch in der Realität so abspielen. Dass Tier und Mensch dafür bestens vorbereitet sind, haben sie gestern beim Tag der offenen Tür des Technischen Hilfswerks (THW) unter Beweis gestellt. Alle zwei Jahre präsentiert sich der Backnanger Ortsverband der Hilfsorganisation der Öffentlichkeit: „Die Feuerwehr kennt jeder, wir sind in der Bevölkerung weniger bekannt“, weiß Frank Hess, der beim THW für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich ist.
Dabei ist der Backnanger Ortsverband mit seinen 70 aktiven Mitgliedern und 30 Kindern und Jugendlichen sehr rege. Allerdings sind die Einsätze nicht immer vor der Haustür: Vor zwei Jahren waren die Backnanger Helfer bei einem Hochwasser in Bosnien und Serbien im Einsatz, 2013 halfen sie beim großen Elbhochwasser und 2005 unterstützten sie nach Hurricane Katrina sogar die Einsatzkräfte in New Orleans. „Wir haben weniger Einsätze als die Feuerwehr, aber wenn wir im Einsatz sind, dauert es manchmal mehrere Wochen“, erklärt Frank Hess. Der Backnanger Ortsverband ist spezialisiert auf die Ortung verschütteter Personen mit seinen neun Suchhunden und auf die Hilfe bei Hochwasser. Dafür steht den Helfern eine Pumpe mit einer Kapazität von 15000 Litern pro Minute zur Verfügung. Davon gebe es in ganz Baden-Württemberg nur zwei Stück, erklärt Hess.
Neben Großeinsätzen bei Katastrophen wird das THW aber auch immer wieder von Polizei und Feuerwehr zur Unterstützung angefordert. So ist das THW zum Beispiel darauf spezialisiert, aufgebrochene Türen und Fenster wieder sicher zu verschließen, etwa nach Einbrüchen oder Polizeieinsätzen. „Das machen wir etwa 15 Mal im Jahr“, berichtet Zugführer Steffen Hoffmann. Auch die große Pumpe ist nicht nur bei Hochwasser im Einsatz. Im Sommer wird sie beispielsweise verwendet, um im Stuttgarter Max-Eyth-See den Sauerstoffgehalt im Wasser zu erhöhen. Und im vergangenen Jahr wurde sie gebraucht, um die Kläranlage in Weiler zum Stein nach einem Defekt wieder frei zu pumpen.
Mit dem Tag der offenen Tür, bei dem auch für Kinder einiges geboten war, will sich das Technische Hilfswerk in Backnang bekannter machen und natürlich auch Nachwuchs gewinnen. Zuletzt sei das gelungen, berichtet Steffen Hoffmann: „Wir haben guten Zulauf“. Allerdings dürfte in den kommenden Jahren auch die Zahl der Einsätze steigen, denn mit dem Klimawandel nehmen die Unwetter zu. Selbst Tornados kämen in Deutschland neuerdings immer häufiger vor, sagt Frank Hess: „Darauf müssen wir uns als THW einstellen.“