„Source“ in Stuttgart

Elon Musk hält X für das neue Leitmedium

Nach Auffassung des Tübinger Medienwissenschaftlers Bernhard Pörksen ist die Phase des „Bürgerjournalismus“ angebrochen.

Bernhard Pörksen, Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen (Archivbild)

© dpa/Sebastian Gollnow

Bernhard Pörksen, Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen (Archivbild)

Von red/epd

Nach Ansicht des Tübinger Medienwissenschaftlers Bernhard Pörksen ist die Phase des „Bürgerjournalismus“ angebrochen. Der US-Unternehmer Elon Musk etwa halte seine Plattform X (vormals Twitter) für das „neue Leitmedium“, sagte Pörksen am Donnerstag beim Medienpolitischen Kongress „Source“ in Stuttgart.

Ein Merkmal dieses neuen medialen Zeitalters sei, dass es zwar häufig heiße, man dürfe nicht mehr sagen, was man denke, gleichzeitig aber der „Diskussionskorridor aufgesprengt“ werde, sagte Pörksen. Als Elon Musk die Plattform Twitter übernommen habe, seien bereits am nächsten Tag die Hamas-Propaganda oder der Hass gegen Trans-Menschen auf der Plattform explodiert. Auf TikTok brauche es laut einer Studie gerade einmal 40 Minuten, nachdem man sich dort angemeldet habe, bis man russische Propaganda auf dem Smartphone habe.

Pörksen plädiert für eigenes Schulfach

Pörksen plädierte für ein eigenes Schulfach „Digitale Medienkompetenz“: „Es reicht nicht, ein paar Paletten iPads über den Schulen abzuwerfen.“ Die Welt befinde sich mit der Digitalisierung mitten in der dritten großen Medienrevolution nach der Erfindung der Schrift und des Buchdrucks.

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zeigte sich offen für die Einführung eines solchen Schulfachs. Allerdings müsse man dafür anderes lassen, etwa eine verpflichtende zweite Fremdsprache. „Das brauchen wir heute nicht mehr. Ich stecke mir einen Knopf ins Ohr und mein Telefon übersetzt - egal ob mein Gegenüber Spanisch, Polnisch oder Kisuaheli spricht.“

AfD habe längst ihre eigene Öffentlichkeit

Nach Ansicht des stellvertretenden Chefredakteurs der Tageszeitung „Welt“, Robin Alexander, hatte die AfD bei der Nutzung sozialer Medien eine Vorreiterrolle. Grund sei, dass traditionelle Medien Vertreter der AfD lange nicht hätten interviewen wollen. Inzwischen sei die Frage, ob AfD-Politiker in Talkshows eingeladen werden, irrelevant, weil die AfD längst ihre eigene Öffentlichkeit habe, so Alexander.

Die anderen Parteien zögen jetzt nach. So habe Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) allein zwei Mitarbeiter, die sich nur um seinen social Media-Auftritt kümmerten. Alexander: „Die Regierung baut sich so einen Draht zum Volk, ohne Journalisten dazwischen.“

Hinweis: In einer ersten Version des Textes war ein Fehler: „Die Plattform X (vormals Twitter) ist das neue Leitmedium“, sagte er am Donnerstag beim Medienpolitischen Kongress „Source“ in Stuttgart. Nicht Pörksen hält X jedoch für das neue Leitmedium, sondern Elon Musk.

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Erstellt:
14. November 2024, 12:46 Uhr
Aktualisiert:
15. November 2024, 15:41 Uhr

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