Aus für Beschäftigte

Bertrandt schließt Nufringen

Der Entwicklungsdienstleister aus Ehningen macht den Standort für Fahrzeugtests dicht. Auch weitere Stellen sollen abgebaut werden. Es gibt zu wenige Aufträge von der Autoindustrie.

Die Proteste der Beschäftigten vor der Zentrale in Ehningen konnten das Ende für Nufringen nicht verhindern.

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Die Proteste der Beschäftigten vor der Zentrale in Ehningen konnten das Ende für Nufringen nicht verhindern.

Von Ulrich Schreyer

Der Entwicklungsdienstleister Bertrandt AG in Ehningen bei Böblingen schließt den Standort Nufringen. Nach Angaben der IG Metall soll dies bis zum März geschehen. In Nufringen sind rund 130 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Tests und Prüfung von Fahrzeugen beschäftigt. Auch nach drei Terminen bei einer Einigungsstelle habe das Unternehmen an seinen Plänen für eine Schließung festgehalten, sagte Detlef Schwoon von der IG Metall in Stuttgart. Bertrandt habe weder den Standort Nufringen noch Arbeitsplätze dort erhalten wollen. Dies obwohl Mercedes und Porsche für die nächsten Monate schon Autos zur Prüfung angekündigt hätten. Die Zeit bis dahin hätte mit Kurzarbeit überbrückt werden können, meinte Schwoon. Jetzt müssten Verhandlungen für einen Sozialplan aufgenommen werden.

Teil eines geplanten Abbaus von 800 bis 1200 Arbeitsplätzen.

Bertrandt wollte sich nicht zu der Schließung von Nufringen äußern. Eine Sprecherin erklärte, man befinde sich in einem laufenden Prozess und wolle erst eine Stellungnahme abgeben, wenn dieser zu Ende sei und die Mitarbeiter informiert worden seien. „Wir gehen von einer zeitnahen Finalisierung aus“, so die Sprecherin. Die Schließung von Nufringen ist Teil eines geplanten Abbaus von 800 bis 1200 Arbeitsplätzen. Bei der Bilanzpressekonferenz im Dezember hatte das Unternehmen die Absicht zur Streichung der Arbeitsplätze bekräftigt. Begründet wurde dies mit einem deutlichen Rückgang der Aufträge aus der kriselnden Autoindustrie.

Besonders hart trifft der Abbau den Standort Tappenbeck bei Wolfsburg. Dort sollen nach den Angaben der IG Metall in Wolfsburg rund 600 der etwas mehr als 2400 Stellen abgebaut werden. Tappenbeck ist ein Entwicklungsstandort für Fahrzeuge, zu dem auch verschiedene Dienstleistungen wie etwa Tests von Fahrzeugen auf Prüfständen gehören. Im Augenblick gebe es dort Kurzarbeit, sagte Steffen Schmidt, Sprecher der IG Metall Wolfsburg. In Tappenbeck sei Bertrandt viel zu stark von Volkswagen abhängig. Das Unternehmen müsse seine Abhängigkeit von der Autoindustrie reduzieren, fordert die IG Metall.

Bertrand beschäftigt rund 14 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Davon arbeiten nach früheren Angaben des Unternehmens etwas mehr als 70 Prozent in Deutschland. Im Geschäftsjahr 2023/2024 konnte Bertrandt zwar seine Gesamtleistung nochmals um 2,5 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro steigern, rutschte aber wegen einer schlechteren zweiten Hälfte des Geschäftsjahres in die roten Zahlen. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) lag bei minus 98 Millionen Euro. Im Geschäftsjahr zuvor wurde noch ein Plus von 50 Millionen Euro erzielt.

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Erstellt:
12. Februar 2025, 15:00 Uhr
Aktualisiert:
12. Februar 2025, 20:05 Uhr

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