Bauernprotest: Berufsverkehr im Rems-Murr-Kreis gerät ins Stocken

Die Protestfahrt der Landwirte hat weitreichende Auswirkungen auf die Situation auf den Straßen. Laut Polizei bleibt es aber friedlich.

Schon in den frühen Morgenstunden ist auf vielen Straßen in der Region – wie hier auf der B328 – stockender Verkehr angesagt. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Schon in den frühen Morgenstunden ist auf vielen Straßen in der Region – wie hier auf der B328 – stockender Verkehr angesagt. Foto: Alexander Becher

Von Lorena Greppo

Rems-Murr. Es wird gehupt, es wird langsam gefahren, an manchen Stellen kommt der Verkehr gar ganz zum Erliegen. So ziemlich alle, die gestern auf den Straßen in der Region unterwegs waren, dürften die Auswirkungen des Protestzugs der Landwirte zu spüren bekommen haben: „Verkehrsbehinderungen gab es im ganzen Zuständigkeitsgebiet des Präsidiums“, sagte ein Sprecher der Polizei – und zwar seit dem frühen Morgen. Der Rems-Murr-Kreis sei dabei sogar noch vergleichsweise glimpflich davongekommen, denn die Schwerpunkte der Verkehrsbehinderungen seien vor allem an den Anschlüssen an die Autobahn gewesen. Das wiederum hat sich jedoch auch auf dem Autobahnzubringer B328 in den Morgenstunden gezeigt.

Einige Lehrkräfte kamen zu spät

Doch längst nicht nur dort brachten die Landwirte und ihre Unterstützer den Verkehr beinahe zum Erliegen. Schon weit vor dem offiziellen Beginn der Protestfahrt waren Landwirte, aber auch Lkw und Sattelschlepper im „Einsatz“ und blockierten oder verlangsamten den Verkehr unter anderem an den Zufahrten zur B14 in Waldrems oder am Weissacher Kreisverkehr. Später startete dann die offizielle Fahrt von Schwäbisch Hall nach Fellbach, welche der Bauernverband angemeldet hatte. Sie führte unter anderem über die B14 in Großerlach, Sulzbach und Oppenweiler sowie durch die Backnanger Innenstadt. Am Nachmittag setzte sich ein größerer Konvoi mit nach Polizeiangaben etwa 400 Traktoren auf der B29 nach Aalen in Bewegung.

Dass schon der Berufsverkehr beeinträchtigt war, hat sich unter anderem auch in den Schulen bemerkbar gemacht. Karin Moll, geschäftsführende Schulleiterin der Backnanger Schulen, berichtet: „Getroffen hat es vor allem die Lehrerinnen und Lehrer, die über die Bundesstraßen fahren müssen.“ Von Richtung Waiblingen kommend habe es zum Teil auch nicht ausgereicht, dass sie eine oder gar anderthalb Stunden früher losgefahren sind. Und auch die Schülerinnen und Schüler, die mit den Bussen kamen, seien oft mit Verspätung angekommen. Das habe aber die einzelnen Schulen unterschiedlich stark getroffen. „An der Schickhardt-Realschule gab es wohl recht viele Ausfälle, bei uns war es wie ein normaler Tag während der Hochphase der Erkältungszeit“, so Moll. Grundsätzlich könne sie aber sagen, dass sich die Beeinträchtigungen im Rahmen gehalten haben.

Polizei verzeichnet keine Straftaten

Manche Teilnehmer der Protestfahrt berichten von positiven Rückmeldungen, welche sie auf ihren Fahrten erhalten haben. Passanten am Wegesrand hätten geklatscht und gewunken. Dass, wie andernorts, die Proteste von rechtsextremen oder antidemokratischen Gruppen unterwandert werden, konnte die Polizei nicht feststellen. Überhaupt sei der Protest sehr friedlich ausgefallen, so der Polizeisprecher. Die Nachfrage, ob das denn alles erlaubt sei – ständiges Auf- und Abfahren der gleichen Strecke, Nebeneinanderfahren auf mehreren Spuren oder das Blockieren eines Kreisverkehrs –, beantwortet er mit Hinweis auf die Versammlungsfreiheit. Diese decke vieles ab. In Einzelfällen müssten Beamte vor Ort abwägen, ob eine Nötigung des Verkehrs vorliege. „Wir haben aber – Stand jetzt – keinerlei Straftaten festgestellt“, so der Sprecher am späten Nachmittag.

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Erstellt:
9. Januar 2024, 06:00 Uhr

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