Bauernverband prangert an

Betrug mit Palmöl-Import für Biodiesel

Den Verdacht gibt es schon seit einiger Zeit. Doch aus Sicht deutscher Landwirte wird zu wenig gegen mutmaßlichen Betrug mit Bioöl-Importen aus fragwürdigen Quellen getan.

Eine Luftaufnahme zeigt Palmöl-Plantagen in Indonesien.

© EPA/dpa/Bagus Indahono

Eine Luftaufnahme zeigt Palmöl-Plantagen in Indonesien.

Von Markus Brauer/dpa

Der Deutsche Bauernverband klagt über betrügerische Geschäfte bei Biodiesel-Importen aus China. „Wir erleben, wie der deutsche Markt mit angeblich fortschrittlichem Biodiesel auf Basis von Altfetten aus China überschwemmt wird, der aber offensichtlich aus umetikettiertem Palmöl stammt“, sagt der Generalsekretär des Verbands, Bernhard Krüsken.

Mineralölkonzerne könnten die kaum kontrollierten Zertifikate der fragwürdigen Importkraftstoffe gleich mehrfach in ihrer CO2-Bilanz anrechnen, ergänzt Krüsken. Sie kauften entsprechend weniger heimisches Rapsöl oder Bioethanol zur vorgeschriebenen Beimischung in Diesel und Benzin.

Der mutmaßliche Betrug liege "seit mehr als 1 1/2 Jahren (..) offen auf dem Tisch". Doch trotz Bitten der einheimischen Erzeuger sehe d. @BMUV keinen Handlungsbedarf. Der Generalsekretär des @Bauern_Verband, Bernhard Krüsken zum China-Biokraftstoff-Betrughttps://t.co/LZsOI09T6s — Bioethanolverband (@BDBeBerlin) July 18, 2024

Betrug seid anderthalb Jahren bekannt

Der Schaden sei nicht genau zu beziffern. „Doch man kann für die deutschen Landwirte von einem mehrstelligen Millionenbetrag ausgehen“, so Krüsken. Dazu komme der allgemeine Schaden für die Klimapolitik und in das Vertrauen in die Zertifizierung in Drittländern. Die meisten Ölpalmen wachsen in riesigen Plantagen in Malaysia und Indonesien.

Der mutmaßliche Betrug liege „seit mehr als anderthalb Jahren mehr oder weniger offen auf dem Tisch“, stellt der Verbandsvertreter fest. Doch trotz Bitten der einheimischen Erzeuger sehe das Bundesumweltministerium offensichtlich keinen dringenden Handlungsbedarf.

Das von EU aufgelegte Zertifikate-System für im Ausland erzeugten Biokraftstoff lade zu Betrug und Missbrauch ein, wenn das beauftragte Unternehmen nicht in der Lage sei, die Einhaltung der Standards zu kontrollieren und zu überwachen.

Betrugsgeflecht bei Klimaschutz-Projekten

In den vergangenen Wochen hatte auch eine Affäre um mutmaßlichen Betrug bei Klimaschutz-Projekten in China für Aufsehen gesorgt. Laut Umweltbundesamt haben sich deutsche Mineralölkonzerne mutmaßlich einen Beitrag auf ihre CO2-Bilanzen anrechnen lassen, der auf Projekte in China zurückging, die es wohl so nie gegeben hat. Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sprach von einem „Betrugsgeflecht“ und „schwerer Umweltkriminalität“.

Insgesamt geht es laut Lemke um 40 von 69 Projekten in China, die derzeit unter Betrugsverdacht stünden. Ermöglicht wurde der Betrug durch einen Mechanismus, der es Mineralöl-Konzernen in Deutschland erlaubt, mithilfe von Klimaschutzprojekten in China gesetzlich vorgegebene Klimaziele zu erreichen.

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Erstellt:
18. Juli 2024, 14:34 Uhr

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