Bildungsmesse startet mit lautem Protest

Protestierende haben am Dienstagmittag den Messestand der AfD auf der Didacta verdeckt. Auf der offiziellen Eröffnung findet die Journalistin Natalie Amiri eindringliche Worte. Und Kultusministerin Theresa Schopper betont: „Lehrkräfte müssen für die Demokratie einstehen.“

Die Protestierenden finden, die AfD habe auf der Didacta nichts verloren. Die Aktion verlief friedlich.

© /Lichtgut/Ferdinando Iannone

Die Protestierenden finden, die AfD habe auf der Didacta nichts verloren. Die Aktion verlief friedlich.

Von Viola Volland

Stuttgart - Die Botschaft ist nicht zu überhören: „Wehrt Euch, leistet Widerstand gegen den Faschismus hier im Land“ – um kurz nach 12 Uhr bauen sich dutzende Protestierende in Halle 7 der Bildungsmesse Didacta vor dem Stand des Landesverbands der Alternative für Deutschland (Afd) auf und singen. Minutenlang. Männer, Frauen, viele junge Menschen. Sie halten Schilder hoch mit der Aufschrift „Diensteid verpflichtet“. Wie eine Mauer stehen sie da und verbauen die Sicht auf den Stand, von dem sie meinen, dass er auf einer Bildungsmesse nichts verloren hat. „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda“ – auch diese Botschaft rufen sie im Chor. Ganz vorne in der ersten Reihe steht Fabian Schön, der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz – eine der zahlreichen Initiativen, die im Vorfeld der Messe gefordert hatten, die AfD von der Didacta auszuschließen.

Der Gymnasiast aus Brandenburg hatte schon auf der offiziellen Eröffnungsfeier die Gelegenheit genutzt, um diese Botschaft prominent zu äußern und unangekündigt auf die Bühne zu kommen – seine Botschaft: Es dürfe „keinen Platz für Extremismus und Intoleranz“ auf der Bildungsmesse geben.

„Aus dem Herzen“ hatte dem Schülervertreter zuvor die Journalistin Natalie Amiri gesprochen, die die Hauptrede auf der Eröffnung hielt. Auch Amiri ist bestürzt darüber, dass die Alternative für Deutschland Aussteller auf der Messe ist – eine Partei, die vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft werde. Sie habe mit sich gerungen, ob sie die Messe boykottieren solle. Stattdessen habe sie sich dafür entschieden, die Gelegenheit zu sprechen zu nutzen: Ihre Rede war eine Liebeserklärung an die Demokratie, angelehnt an das Motto der fünftägigen Messe:„Bildung braucht Demokratie – Demokratie braucht Bildung“.

Amiri warb eindringlich, für die Demokratie „zu kämpfen“. Diese sei „eine seltene Kostbarkeit“, die „unseren Schutz“ verdiene. Die langjährige Irankorrespondentin weiß nur zu gut, wie ein Leben in einem undemokratischen Land ohne Pressefreiheit aussieht, das seine Bürger unterdrückt und Proteste selbst von Schülerinnen brutal niederschlägt. Bei jeder Einreise bereite sie für den Ernstfall immer eine SMS an ihre Kollegen vor mit dem Wortlaut: „Sie haben mich.“

Kultusministerin Theresa Schopper rief in ihrem Beitrag dazu auf, die „kommenden Tage zu einem Fest der Demokratie“ zu machen“. Sie machte zudem klar, dass Lehrkräfte eine Verantwortung haben: „Lehrkräfte müssen für die Demokratie einstehen, Lehrkräfte brauchen demokratische Grundsätze.“

Schopper wandte sich „gegen falsch verstandene Neutralität“, diese beinhalte der Beutelsbacher Konsens nicht. In diesem ist beispielsweise festgehalten, dass Lehrkräfte Schülern ihre Meinung nicht aufzwingen dürfen. Der Präsident des Didacta-Verbands, Theodor Niehaus, zeigte Verständnis für die Forderung, die AfD von der Bildungsmesse auszuschließen. „Wir können die Kritik nachvollziehen“, sagte er als Replik auf den Auftritt des Schülervertreters Fabian Schön. Man habe aber keine rechtliche Handhabe. „Wir dürfen Parteien nicht ausschließen“, erklärte er. Neben der AfD sind auch die CDU, die Grünen, die FDP, die Linke und Volt in Halle 7 mit einem Stand vertreten.

Die Messe, zu der rund 60 000 Besucher erwartet werden, läuft noch bis einschließlich Samstag. Zum Abschluss hat sich auch Bundesbildungsminister Cem Özdemir angekündigt. Neben Demokratiebildung zählen Künstliche Intelligenz, der Rechtsanspruch auf Ganztag sowie Nachhaltigkeit in der Bildung zu den Schwerpunkten.

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Erstellt:
11. Februar 2025, 22:04 Uhr
Aktualisiert:
12. Februar 2025, 21:59 Uhr

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