„Dein Feed, deine Wahl“

Bislang größte Tiktok-Datenspende – jetzt noch mitmachen

Schon fast 700 User helfen mit ihre Daten, Politik auf Tiktok zu verstehen – und dafür einen individuellen Sofortreport erhalten. Diese Woche kann man noch mitmachen.

Datenspende-Website „Dein Feed, deine Wahl“ – noch diese Woche kann man mitmachen.

© Screenshot/Plavec

Datenspende-Website „Dein Feed, deine Wahl“ – noch diese Woche kann man mitmachen.

Von Jan Georg Plavec

Seit dem Wahlsonntag ist es ruhig geworden auf Tiktok, jedenfalls was die Bundespolitik angeht. Die Zahl der dort von den Parteien und ihren Spitzenpolitikern geposteten Videos ist von 500 am Samstag vor der Wahl auf aktuell 200 pro Tag gesunken. Was aber bleibt vom ersten richtigen Tiktok-Wahlkampf bei einer Bundestagswahl?

Das untersucht das bislang größte Datenspende-Projekt „Dein Feed, deine Wahl“. Knapp 700 Tiktok-User haben dort bereits die von Tiktok über sie gespeicherten Daten hochgeladen – noch bis 10. März ist das Datenspende-Formular geöffnet. Als Gegenleistung für die Daten gibt es einen Sofortreport, der die politischen Inhalte im eigenen Feed einordnet.

Der For-You-Feed ist besonders wichtig

Einige unserer jungen Kolleginnen und Kollegen haben es ausprobiert und waren davon reichlich überrascht:

@stuttgarterzeitung Wie politisch ist dein Tiktok-Feed? Unsere Redakteur:innen testen das Tool "Dein Feed, deine Wahl", mit dem wir dir zeigen, wie oft welche Partei in deinem Tiktok auftaucht. Link steht in der Bio. #Bundestagswahl#Bundestagswahl2025#Stuttgart#Deutschland#Wahl#Wahlen#TikTok♬ Originalton - StZ

Besonders interessant dabei: der „For You“-Feed, der vom Tiktok-Algorithmus gesteuert wird und bestimmt, was die User zu sehen kriegen – und was nicht. Bei politischen Inhalten kann das mithin das Weltbild, vielleicht sogar die Wahlentscheidung prägen: es geht, unter anderem, um „kulturelle Hegemonie“.

Gemeinsam mit dem BR, dem Berliner Weizenbaum-Institut und dem auf Datenspenden spezialisierten Data Donation Lab der Uni Zürich sammelt unsere Zeitung die Daten einzelner Nutzerinnen und Nutzer. Weil im „For You“-Feed jeder etwas Anderes zu sehen bekommt, ist dieser Ansatz der einzige, um den Tiktok-Algorithmus zu verstehen: Macht er ein ausgewogenes politisches Angebot oder schickt er User in Filterblasen? Zeigt er viel oder wenig Politik, vor der Wahl mehr als danach – oder immer ähnlich viel? Solche Fragen werden wichtig, wenn insbesondere jüngere Menschen sich vermehrt auf Tiktok über Politik informieren.

Nicht das erste Datenspende-Projekt

Das Prinzip Datenspende ist nicht ganz neu. Vor einigen Jahren warb bereits das „Dataskop“-Projekt um Mithilfe in Form von Nutzungsdaten und unter dem Namen „Open Schufa“ wurde der geheim gehaltene Algorithmus des Bonitätsdienstleisters zumindest teilweise geknackt. Auch für Gesundheitsthemen können Datenspenden hilfreich sein.

Die Methode gilt als „potenziell sehr mächtiger Weg, um Daten für sozialwissenschaftliche Forschung zu sammeln“. Möglich wird sie durch die EU-Datenschutzgrundverordnung. Sie verpflichtet alle Plattformbetreiber, ihren Usern auf Wunsch sämtliche über sie gespeicherte Daten zur Verfügung zu stellen. Genau diese Daten können dann im Wege der Datenspende der Forschung überlassen werden.

Im Falle von „Dein Feed, deine Wahl“ werden die Daten von der Uni Zürich und dem Weizenbaum-Institut erhoben. Unsere Redaktion sowie der BR erhalten Zugriff auf die anonymisierten Daten. Auch die beteiligten Forscher wollen sie analysieren: das Data Donation Lab nicht zuletzt mit Blick auf die Methode und den Datenspende-Prozess, die Forscher vom Weizenbaum-Institut als Teil ihrer Untersuchung politischer Inhalte auf Tiktok. Dafür sind die Datenspende ein zentraler Baustein.

Zur Datenspende-Website geht es hier.

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Erstellt:
3. März 2025, 18:24 Uhr

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