Von Steffen Grün

Es hat sich so eingebürgert, dass die Verkündung der Ergebnisse der Wahlen der Sportlerin und des Sportlers sowie der Mannschaft des Jahres unserer Zeitung den Abschluss der Backnanger Sportparty bildet. An dieser Tradition hielten die Organisatoren auch gestern Abend fest, als die Veranstaltung im Bürgerhaus zum 31. Mal über die Bühne ging. „Neben der reinen sportlichen Leistung spielen bei dieser Wahl auch noch andere Aspekte wie die Beliebtheit der Athleten oder die Größe ihrer Fanbase eine Rolle“, erläuterte BKZ-Redaktionsleiter Kornelius Fritz die Besonderheit dieses Votums. Dann öffnete er unter Trommelwirbel das erste Kuvert und es stellte sich zunächst die Frage, welche Frau die Nase vorne hat. Hinter ihm waren die Fotos und die dazugehörigen Namen der Kandidatinnen für das Jahr 2023 zu sehen, dann fischte Kornelius Fritz das Papier aus dem Umschlag und verkündete den Sieg von „Emelie Petz“.

348 Leserinnen und Leser haben im Internet für die Turnerin der TSG Backnang gestimmt oder auf dem Zeitungscoupon ihren Namen angekreuzt. Sie honorierten damit das starke Comeback, das sie zwei Jahre nach ihrem Achillessehnenriss hingelegt hatte. Sie mischte bei der deutschen Meisterschaft auf Anhieb wieder im Vorderfeld mit, landete am Schwebebalken und am Stufenbarren auf den Plätzen vier und sieben. Für die 20-Jährige ist es mit 41 Prozent der Stimmen bereits der sechste Triumph bei der BKZ-Wahl und „mich freut es wieder sehr, hier oben stehen zu dürfen. Ich hatte nicht damit gerechnet.“ Zugleich ist es wohl ihr letzter Sieg. Petz hat ihre Karriere nach den nationalen Titelkämpfen beendet, weil bei der ohnehin oft von Verletzungen gebeutelten Turnerin nun die Schultern schmerzten. „Es ist immer noch schwer, aber ich hatte eine tolle Karriere“, betont die TSG-Turnerin, die 2021 auch zur BKZ-Sportlerin des Jahrzehnts gekürt worden war und sich nun aufs Lehramtsstudium konzentriert.

Anders als Emelie Petz darf die Zweitplatzierte hoffen, in den nächsten Jahren zu siegen. Bereits dieses Mal fehlten Tayla Grauer nur 24 Stimmen, ihre 38,1 Prozent sind ein respektables Ergebnis. Die 19-jährige TSG-Judoka hatte als Argumente die Bronzemedaillen bei European Cups der Juniorinnen und Platz sieben bei der EM in die Waagschale geworfen. Platz drei belegte mit 20,9 Prozent die Fechterin Lina Zerrweck, die bei der TSG angefangen hat, in Backnang wohnt und für den FC Tauberbischofsheim auf die Planche geht. Die 19- Jährige ist mittlerweile Erste der deutschen U-20-Rangliste, hat im Vorjahr einige Duftmarken bei internationalen Wettkämpfen bis hin zur Welt- und Europameisterschaft der U 20 gesetzt und steht im Sommer vor dem Übergang zu den Frauen.

Bei den Männern war die Wahl eine ganz klare Angelegenheit. Was BKZ-Redaktionsleiter Kornelius Fritz hier verkündete, ist kein Novum, hat aber doch Seltenheitswert. Erstmals seit 1994 setzte sich wieder ein Trainer durch. Damals war es Rolf Hettich für seine Rolle bei den nordischen Skisportlern bei den Paralympics in Lillehammer, dieses Mal Jens Holderle von den TSG-Judokas mit 56,6 Prozent. Er führte die Frauen zum fünften deutschen Meistertitel, bestritt mit den Männern die bisher beste Erstliga-Saison und hat auch großen Anteil an Erfolgen von Eigengewächsen wie Katharina Menz und Tayla Grauer. „Das bedeutet mir sehr viel“, sagt der 43-Jährige zur Wahl: „Das ist eine große Auszeichnung.“ Die Erfolge dürften sich aber auch viele Mitstreiter wie etwa sein Vater Alfred Holderle als Abteilungsleiter ans Revers heften, sagte Jens Holderle und nannte die Jugendarbeit „das Herz des Vereins“. Daher ist es ihm wichtig, dass möglichst viele Eigengewächse zu den beiden Bundesliga-Kadern zählen.

Auf Platz zwei landete Mike Neulinger von der Kampfsportschule Allerborn mit 30,1 Prozent. Der 19-Jährige zeigte sein Können im vielseitigen K-1, indem er in seiner Gewichtsklasse den deutschen Meistertitel verteidigte und bei großen Mixed-Martial-Arts-Events auftrumpfte. Dritter wurde Stefan Hasch, auf den Bodybuilder aus Backnang entfielen 13,3 Prozent. Der 60-Jährige feierte den WM-Titel in der Mastersklasse 60+ des Verbandes WAF und ließ dabei sechs Rivalen hinter sich.

Die Teams waren die einzige Kategorie, in der anders als bei den Frauen mit Judoka Katharina Menz und Männern mit Mountainbiker Max Pfeil mit den Fünferradballern des RSV Waldrems auch der Titelverteidiger nominiert war. Der Mannschaft, die zum sechsten Mal in Serie den deutschen Meistertitel holte und mit dem insgesamt elften Triumph mit Rekordmeister Gärtringen gleichzog, blieb mit 31 Prozent aber nur Platz zwei. Mit 38,3 Prozent setzten die BKZ-Leser die Judofrauen der TSG Backnang an die Spitze, die ihrerseits zum dritten Mal nacheinander und zum fünften Mal insgesamt der nationalen Konkurrenz das Nachsehen ließen. Das Team wurde auf der Bühne von Jens Holderle sowie den Kämpferinnen Chiara Serra und Tanja Hehr vertreten. Der Rest war bei Wettkämpfen oder Trainingslagern gebunden. Die Wahl zeige, „wie gut wir als Team dastehen“, sagte Chiara Serra und nannte die Auszeichnung „wertvoll“. 30,7 Prozent bedeuteten für die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang als Meister der Drittliga-Südstaffel den dritten Platz.