Blinde Wut

Bei den Gelbwesten in Frankreich haben Randalierer das Sagen

Die Gelbwesten wollten beweisen, dass ihre Bewegung noch nicht am Ende ist. Das haben sie getan – doch mit welchem Erfolg? Es waren die Randalierer, die mitten in Paris den Ablauf bestimmt haben. Das Ziel ihrer Aktionen war schlicht Zerstörung. Dabei nahmen sie auch in Kauf, dass unbeteiligte Menschen schwer verletzt oder sogar getötet werden könnten. Irritierend an dem Protestzug war aber auch, dass sich viele anfangs friedliche Teilnehmer von der Raserei haben anstecken lassen. Anstatt den Versuch zu unternehmen, die Chaoten zurückzuhalten oder zu isolieren, wurden diese von sehr vielen „gilets ­jaunes“ mit Applaus unterstützt.

Die Bewegung der Gelbwesten hat sich von Anfang an von der Wut der Bürger genährt. Er war eine begründete Wut gegen eine Politik der Eliten, die in weiten Teilen die einfachen Menschen schlicht vergessen hatte. Doch anstatt die berechtigten Anliegen in konstruktives Handeln umzusetzen, hat sich die Bewegung im Laufe der Zeit immer mehr radikalisiert. Die Wut der Bürger ist zu einem blinden Wüten der Chaoten geworden.

Ein entscheidender Fehler war, dass sich die Spitze der „gilets jaunes“ nie wirklich von den radikalen Kräften distanziert hat. Im Gegenteil: Antisemitische oder fremdenfeindliche Ausfälle wurden als Einzelfälle abgetan, Randale immer wieder entschuldigt. Nun haben die „gilets jaunes“ in Paris eine sehr hässliche Fratze gezeigt. Es wurde offensichtlich, dass die Bewegung der einfachen Bürger, die zusammen mit der Politik ein besseres und sozialeres Frankreich hätten gestalten können, nicht mehr existiert. Die „gilets jaunes“ wurden gekapert von Randalierern, die nun den Ton angeben – und für die sind allein Polizei und Justiz zuständig.

knut.krohn@stzn.de

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Erstellt:
18. März 2019, 03:04 Uhr

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