Umfrage zum Körperbild
Body Shaming: Viele meiden Strandurlaub aus Scham
Selbstzweifel, Scham und Druck durch soziale Medien: Viele Menschen meiden einer aktuellen Umfrage zufolge deswegen den Strandurlaub. Kritisch sind vor allem die Jüngeren, allerdings nicht nur mit sich selbst.
Von Markus Brauer/dpa
Weil sie sich in ihrem Körper nicht wohlfühlen, verzichten viele Menschen in Deutschland einer aktuellen Umfrage zufolge auf Strandurlaube. Fast jede dritte Frau und knapp mehr als jeder vierte Mann gehen der für sie unangenehmen Situation aus dem Weg, wie eine repräsentative Befragung der Krankenkasse Pronova BKK zeigt.
Rund 1600 Frauen und Männer ab 18 Jahren nahmen im April an der Online-Befragung teil. Vor allem Frauen versuchen demnach, ungeliebte Körperstellen zu verdecken: 75 Prozent der Befragten gaben an, diese so gut wie möglich zu kaschieren. Bei den Männern liegt der Anteil bei 47 Prozent.
Schönheitseingriffe extra vor dem Urlaub
- Besonders kritisch mit sich selbst sind die Jüngeren: 71 Prozent der 18- bis 29-Jährigen werden den Angaben zufolge extra vor den Ferien aktiv, um ihr äußeres Erscheinungsbild zu verändern.
- Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der unter 30-Jährigen steht auch kosmetischen Eingriffen offen gegenüber.
- Laut der Umfrage haben 18 Prozent bereits extra für einen Urlaub kleinere Eingriffe, wie Botox-Injektionen, vornehmen lassen.
- 15 Prozent in dieser Altersgruppe entschieden sich vor dem Urlaub sogar für größere Schönheitsoperationen, wie etwa Fettabsaugen oder Gesichtsstraffung.
- 43 Prozent der unter 30-Jährigen sind zudem den Ergebnissen zufolge der Meinung, dickere Menschen sollten sich nicht in Bikini, Badeanzug oder Badehose zeigen. Diese Ansicht teilen 32 Prozent der gesamten Bevölkerung.
Was es mit Body Shaming auf sich hat
Body Shaming nennt sich das – derzeit häufig ein Schlagwort für das Phänomen. Es bedeutet, dass Menschen aufgrund ihres Körpers beschämt werden. Das trifft häufig Dicke. Einer DAK-Studie zufolge finden 71 Prozent der Erwachsenen in Deutschland Fettleibige unästhetisch, 38 Prozent denken das über Dicke.
Erheblicher Druck: Das perfekte Bild in sozialen Medien
Die kritische Selbstwahrnehmung habe auch mit dem Einfluss sozialer Medien zu tun, erklärt Patrizia Thamm, die als Referentin für Gesundheitsförderung bei der Krankenkasse arbeitet. „Die Generation Z erlebt einen erheblichen Druck, den in den sozialen Medien präsentierten Idealen zu entsprechen.“
So bearbeitet die Hälfte der unter 30-Jährigen ihre Fotos jedes Mal, bevor die Bilder Freunden gezeigt oder online gestellt werden, wie aus den Ergebnissen der Befragung hervorgeht. Das verzerre die Selbstwahrnehmung, kritisiert die Gesundheitsexpertin. „Es fehlt an ausreichend Aufklärung und Akzeptanz für unterschiedliches Aussehen.“
Selbstzweifel und Stigmatisierung
Betroffene von solchem Body Shaming könnten mit sich selbst und ihrem Körperbild immer unzufriedener werden und die Diskriminierung verinnerlichen, mahnt Patrizia Thamm. „Das emotionale Wohlbefinden der geshamten Person verschlechtert sich und kann zu einer niedrigen Selbstwertschätzung, depressiven Verstimmungen, Ängsten und sogar zu suizidalen Tendenzen führen.“ Jeder und jede solle den Fokus mehr auf sich selbst lenken, statt andere auf ihr Aussehen zu reduzieren.
„Die Stigmatisierung von Übergewichtigen ist ein großes Problem“, unterstreicht auch Martina de Zwaan, Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Ex-Präsidentin der Deutschen Adipositas-Gesellschaft. „Menschen, die diskriminiert werden, beginnen sich selbst zu diskriminieren.“ Das führe dazu, dass sie glauben, nicht glücklich sein zu können, solange sie dick sind. Sie definieren sich dann fast ausschließlich über ihren Körper.