Böblinger Lehrerin sitzt in Abchasien im Südkaukasus fest
dpa Sochumi. Alona Negrich fühlt sich wie in einem Alptraum: Seit mehr als einer Woche sitzt die 47 Jahre alte Lehrerin aus dem Landkreis Böblingen in Abchasien fest - einem von Georgien abtrünnigen Gebiet im Südkaukasus. Negrich war kurzfristig zu ihrem sterbenden Vater dorthin gereist. Die Grenze überquert hatte sie vom Nachbarland Russland aus - einem der wenigen Länder, das Abchasien als eigenen Staat anerkennt. Doch Russland lässt sie nun nicht mehr zurück.
Wie schon bei früheren Besuchen in Abchasien habe sie zwar ein gültiges russisches Touristenvisum, erzählt Negrich der Deutschen Presse-Agentur. Doch auf Grundlage einer Corona-Verordnung hat Russland die Grenze zu Abchasien für Ausländer seit Monaten geschlossen - was Negrich anfangs nicht wusste.
Sie mache sich große Sorgen, erzählt sie. Es sei belastend, nicht zu wissen, wann sie Mann und Tochter wiedersehe und ob sie pünktlich zum Schulstart im September wieder in Deutschland sei. Negrich unterrichtet am Böblinger Max-Planck-Gymnasium. „Meine Gefühle schwanken irgendwo zwischen Angst, Verzweiflung, Trauer und Hoffnung.“ Zuerst hatte die „Sindelfinger Zeitung“ über ihren Fall berichtet. Seitdem erreichten sie viele Zuschriften, Tipps und aufmunternde Worte, berichtet die Herrenbergerin.
Tatsächlich ist ihre Lage kompliziert: Abchasien hat sich 2008 in einem kurzen Krieg von der Ex-Sowjetrepublik Georgien abgespalten. Aus Sicht Georgiens, das Abchasien weiter als Teil seines Landes sieht, hat Negrich illegal die Landesgrenze überquert - weshalb sie nun nicht über Georgien ausreisen kann. Deutschland wiederum, das Abchasien nicht als Staat anerkennt, hat dort keine konsularische Vertretung.
Negrichs Fall sei bekannt, heißt es auf dpa-Anfrage vom Auswärtigen Amt in Berlin. Die Behörde stehe mit ihr und ihrer Familie in Kontakt. Von Reisen nach Abchasien - ebenso wie in das ebenfalls von Georgien abtrünnige Gebiet Südossetien - rät das Auswärtige Amt „dringend“ ab.
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