Boeing produziert das Unglücksmodell weiter
Französische Experten sollen die Ursache des Absturzes der 737 Max herausfinden – Baden-Württemberger unter den Opfern
Paris/Washington /RTR - Französische Experten sollen die Ursache des Absturzes einer Boeing 737 Max in Äthiopien herausfinden. Der Stimmenrekorder und der Flugdatenschreiber wurden am Donnerstag der französischen Behörde zur Aufklärung von Flugunfällen BEA ausgehändigt. „Zuerst werden wir versuchen, die Daten auszulesen“, sagte ein Sprecher. Eine erste Analyse könne bis zu mehreren Tagen dauern.
Mittlerweile sind weltweit alle Maschinen des Unglücksmodells am Boden, wie aus den Daten der Internetseite Flight Radar 24 hervorgeht. Zuletzt hatte auch die US-Flugaufsicht FAA ein Flugverbot für 737-Max-Maschinen erlassen, nachdem Europa und viele Länder rund um den Globus diesen Schritt gegangen waren. Das letzte Flugzeug dieses Typs landete am Mittwochabend sicher im kanadischen Halifax. Am Sonntag war eine Maschine in Äthiopien aus bislang ungeklärten Gründen abgestürzt, 157 Menschen kamen ums Leben. Darunter soll sich auch ein Mann aus dem Hohenlohekreis befinden, wie die „Heilbronner Stimme“ und der „Mannheimer Morgen“ berichteten. Es gebe keine Hinweise auf weitere Opfer aus dem Südwesten, sagte ein Sprecher des Innenministeriums.
Es war bereits das zweite Unglück mit einer relativ neuen 737 Max. Im November war ein Flugzeug in Indonesien ebenfalls kurz nach dem Start abgestürzt, dabei starben 189 Menschen. Hinweise beim Absturz in Äthiopien deuteten auf Ähnlichkeiten hin, „die genauere Untersuchungen erfordern, ob es möglicherweise eine gemeinsame Ursache gibt“, erklärte die US-Flugaufsicht. Bei Experten gibt es den Verdacht, dass ein Fehler in der Kontrollsoftware, die bei einem steilen Aufstieg den Abriss des Luftstroms verhindern soll, die Ursache sein könnte. Boeing hatte bereits Nachbesserungen an der Software angekündigt. Das werde aber mehrere Monate dauern, sagte FAA-Chef Dan Elwell in einer Telefonkonferenz.
Weltweit warten Fluglinien, Behörden und nicht zuletzt der US-Flugzeughersteller auf Aufklärung und Informationen, ob und wann die 737-Max-Maschinen wieder fliegen dürfen. Denn jeder Tag, an dem die Flugzeuge nicht eingesetzt werden können, verursacht bei den Airlines Kosten, weil sie Ersatzflugzeuge einsetzen und Piloten und Flugbegleiter umdisponieren müssen. Hinzu kommen Zahlungen an Leasingfirmen, die anfallen, auch wenn die Flugzeuge nicht fliegen, ebenso wie Kosten, um die Maschinen auf den Flugplätzen zu parken. Das alles könnte sich Schätzungen zufolge auf 150 000 Dollar pro Flugzeug und Tag summieren. Zwar hat Boeing die Auslieferung der Maschinen praktisch gestoppt, die Produktion in dem Werk bei Seattle geht aber weiter, weil ein Anhalten zu viele Verwerfungen in der Zulieferkette verursachen würde, wie Experten erwarten. Boeing produziert 52 Flugzeuge im Monat, der Löwenanteil davon ist wohl das betroffene Modell. Eine genaue Zahl will Boeing nicht nennen. Die fertig produzierten Flugzeuge müssen nun erst einmal bei Boeing gelagert werden. Analysten schätzen, dass das Flugverbot den US-Konzern jeden Monat 1,8 bis 2,5 Milliarden Dollar an Umsatz kosten könnte, auch wenn der sich vermutlich nur verschiebt.