Region Stuttgart stark betroffen

Bosch plant erneut drastischen Stellenabbau

Der Aderlass beim Zulieferkonzern Bosch beschleunigt sich. Besonders stark ist nun der Softwarebereich betroffen. Zudem soll an einem Standort in der Region Stuttgart jeder dritte Job wegfallen.

Großbaustelle Bosch: Der Konzern plant einen massiven Abbau von Arbeitsplätzen.

© Simon Granville/Simon Granville

Großbaustelle Bosch: Der Konzern plant einen massiven Abbau von Arbeitsplätzen.

Von Klaus Köster

Der Stuttgarter Bosch-Konzern will erneut Tausende von Arbeitsplätzen abbauen und erhöht die Zahl der geplanten Streichungen auf deutlich über 10 000. Nach der Kfz-, der Werkzeug- und der Hausgerätesparte ist die Softwaresparte nun bereits zum zweiten Mal innerhalb dieses Jahres von einem großen Sparprogramm betroffen.

In der Sparte namens Cross-Domain Computing Solutions, die erst vor knapp drei Jahren mit hohen Erwartungen gestartet war, sollen nun 3500 Stellen gestrichen werden – das ist mehr als ein Sechstel der Arbeitsplätze, die die Sparte insgesamt aufweist. Die Hälfte der Arbeitsplätze bei der Softwaresparte soll am Standort Deutschland entfallen, der damit überproportional betroffen ist. Zudem sollen in Schwäbisch Gmünd 1300 und in Hildesheim 750 Stellen wegfallen. Zusammen mit den bereits angekündigten Streichungen von insgesamt rund 7000 Stellen summiert sich der geplante Abbau auf über 12 000 Arbeitsplätze.

Dem Unternehmen zufolge hat sich die geschäftliche Lage des Softwarebereichs seither weiter verschlechtert, zudem gebe es bereits einen deutlichen Personalüberhang. Als Gründe nennt Bosch, dass sich in der Autobranche der Wandel zum elektrifizierten, durch die Software definierten Fahrzeug enorm verzögere. Dies habe „direkte Auswirkungen auf Produktionsanläufe sowie Abrufzahlen der Fahrzeughersteller bei Bosch“. Sowohl die Nachfrage nach intelligenten Fahrerassistenzsystemen als auch die nach Lösungen zum automatisierten Fahren bleibe hinter den Erwartungen zurück.

Konkurrenz für Bosch aus China

Das gelte auch für die von Bosch entwickelten Fahrzeugarchitekturen, die dazu dienen soll, die hochkomplexe Elektronik von Autos besser beherrschbar zu machen. Viele Projekte in dem Geschäftsfeld würden seitens der Autohersteller zurückgestellt oder aufgegeben, so Bosch. Auch die hohe Softwarekompetenz chinesischer Autohersteller, die der europäischen Industrie zunehmend Marktanteile streitig macht, dürfte eine Rolle spielen. Offenbar fällt es Bosch schwer, wegfallendes Geschäft bei europäischen Herstellern durch Aufträge chinesischer Hersteller mit ihren steigenden Marktanteilen zu ersetzen.

Die Modalitäten des Abbaus müssen noch mit dem Betriebsrat verhandelt werden. Besonders betroffen von der Marktentwicklung sind allerdings Softwarelösungen, die an den Standorten Leonberg und Abstatt bei Heilbronn entstehen.

Parallel zu den Stellenstreichungen in der Softwaresparte hat Bosch zudem massive Stellenstreichungen an den Standorten Schwäbisch Gmünd und Hildesheim angekündigt. In Schwäbisch Gmünd, wo Bosch Lenksysteme herstellt, sollen bis 2030 insgesamt 1300 Stellen und damit mehr als jeder dritte Arbeitsplatz wegfallen. Ein Teil der Arbeit soll an Fertigungsstandorte in kostengünstigere Länder verlagert werden. Nur so ließen sich Lenksysteme zu wettbewerbsfähigen Preisen international anbieten. Die in den vergangenen Jahren erreichten Kostensenkungen reichten „unter den heute verschärften Bedingungen nicht aus, um nachhaltig auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu kommen“, erklärte Götz Nigge, Mitglied des Bereichsvorstands. In Hildesheim ist die Streichung von 750 Stellen geplant.

Bosch will keine Kündigungen aussprechen

Auf betriebsbedingte Kündigungen will Bosch bei dem Abbau verzichten. Für die deutschen Standorte der Kfz-Sparte ist eine Jobsicherung bis Ende 2027 vereinbart; im Zuge der ersten Streichungswelle in der Softwaresparte einigte sich das Unternehmen mit den Arbeitnehmervertretern darauf, die bestehende Vereinbarung zur Jobsicherung dort von Ende 2027 auf 2029 zu verlängern.

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Erstellt:
22. November 2024, 15:04 Uhr

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