Brasilien bangt um Verschüttete

Schlammlawine im Süden des Landes begräbt Hunderte Menschen unter sich

Brumadinho /AFP/DPA - Auf der Suche nach Überlebenden des verheerenden Dammbruchs im Südosten Brasiliens haben Helfer im Schlamm einen Bus gefunden. Ob und wie viele Menschen in dem Fahrzeug sitzen, sei noch unklar, berichtete die Zeitung „O Globo“. Schon zuvor war ein Bus am Ort des Dammbruchs in Brumadinho im Bundesstaat Minas Gerais entdeckt worden, aus dem Einsatzkräfte mindestens zehn Leichen bargen. Ein freiwilliger Helfer hatte den zweiten Bus im Schlamm entdeckt. „Ich wollte helfen, eine Kuh zu retten und sah ein blaues Teil, ich grub und sah, dass es ein Fahrzeug war, vielleicht ein Minibus.“ Er habe aber kein Werkzeug bei sich gehabt und nicht sehen können, ob in dem Bus Menschen saßen. Die Zahl der Todesopfer ist inzwischen auf mindestens 60 gestiegen. Wie ein Sprecher des brasilianischen Zivilschutzes des Bundesstaats Minas Gerais sagte, erhöhte sich die Zahl der Vermissten auf 292 Menschen.

Wegen der Gefahr eines weiteren Dammbruchs mussten die Sucharbeiten unterbrochen werden. Gegen 5.30 Uhr – 8.30 Uhr MEZ – wurden die Bewohner rund um den Bergbaukomplex Corrego do Feijao über Lautsprecher vor einem gefährlich hohen Wasserstand gewarnt. Die Einsatzkräfte unterbrachen daraufhin ihre Suchaktion, weil ein zweiter Dammbruch befürchtet wurde, und leiteten Evakuierungen ein. Später gaben die Behörden dann aber Entwarnung.

Die Suche nach weiteren Opfern wurde zu Lande und aus der Luft fortsetzt. Dutzende Hubschrauber waren im Einsatz, weil der Schlamm für eine Suche an vielen Stellen zu dick war. Das Militär setzte rund tausend Soldaten sowie Spürhunde ein. Überlebenden wurde es unterdessen gestattet, in ihre Häuser zurückzukehren. Die Katastrophe hatte sich am Freitag in der Gemeinde Brumadinho im südöstlichen Bundesstaat Minas Gerais ereignet. Nach einem Dammbruch an einem Rückhaltebecken für Bergbauabfälle ergossen sich Millionen Tonnen Schlamm über die Umgebung des Bergwerks. Die Schlammmassen begruben Häuser, Autos und Straßen unter sich. Die Rettungskräfte hoffen immer noch, Überlebende zu finden – die Chancen gelten aber als gering und sinken mit jeder Stunde. Am Sonntagabend landete ein Team der israelischen Armee mit 130 Einsatzkräften und 16 Tonnen Material in der Großstadt Belo Horizonte. Die Helfer sollen die Sucharbeiten ab Montag mit Sonargeräten unterstützen, mit denen Körper auch in großer Tiefe aufgespürt werden können.

Präsident Jair Bolsonaro schrieb auf Twitter: Es sei „schwierig, angesichts der Bilder nicht emotional zu werden“. Es werde alles getan, um den Überlebenden zu helfen, den Ursachen auf den Grund zu gehen, für Gerechtigkeit zu sorgen und „neue Tragödien zu vermeiden“. Der 1976 gebaute und 86 Meter hohe Unglücksdamm war stillgelegt und zum Abriss vorgesehen. Das Bergbauunternehmen Vale, Eigentümer des Unglücksdamms, beteuert, eine Inspektion des Tüv Süd habe im September keine Beanstandungen ergeben. Auch bei einer weiteren Kontrolle im Januar seien keine Mängel festgestellt worden.

Die brasilianische Justiz fror bereits umgerechnet rund 2,6 Milliarden Euro auf den Konten von Vale für mögliche Entschädigungszahlungen ein. Außerdem wurde das Unternehmen vom Staat und vom Bundesstaat mit ersten Strafen in Höhe von 81 Millionen Euro belegt.

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Erstellt:
29. Januar 2019, 11:22 Uhr

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