Bröckelnde Brücke in Backnang bleibt Baustelle

Die Behinderungen auf der Straße zwischen Backnang und Erbstetten dauern mindestens bis November. Dem Regierungspräsidium liegt jetzt die statische Berechnung für die Sanierung der Brücke vor. Die Reparatur der erst 2014 gebauten Brücke muss das Bauunternehmen zahlen.

Zwei solcher Prüffelder samt der Eisenbewehrung des Brückenüberbaus wurden auf der Brücke freigelegt. Was die Gutachter dann sehen mussten, hat sie nicht erfreut. Aktuell wird geprüft, wie der Schaden repariert werden könnte. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Zwei solcher Prüffelder samt der Eisenbewehrung des Brückenüberbaus wurden auf der Brücke freigelegt. Was die Gutachter dann sehen mussten, hat sie nicht erfreut. Aktuell wird geprüft, wie der Schaden repariert werden könnte. Fotos: Alexander Becher

Von Matthias Nothstein

Backnang. Die Verkehrsteilnehmer müssen sich auf der Strecke zwischen Backnang und Erbstetten noch für eine längere Zeit auf Behinderungen einstellen. Derzeit ist die Brücke über die B14 nur halbseitig befahrbar, weshalb der Verkehr mittels Ampeln geregelt wird, was vor allem während der Stoßzeiten zu längeren Wartezeiten führt. Der Grund für die Arbeiten sind Schäden an der Brücke, obwohl diese erst neun Jahre alt ist (wir berichteten).

Das Regierungspräsidium Stuttgart (RP) hat jetzt mitgeteilt, dass die Arbeiten nach einer ersten Einschätzung der beteiligten Bauunternehmen mindestens zwei Monate dauern werden. Mehr noch: Die Behörde baut schon einmal vor, dass die Arbeiten nicht zwingend in dieser Zeitspanne bis Mitte November erledigt werden können, wenn sie schreibt: „Allerdings sind die Arbeiten zum Teil stark witterungsabhängig.“

Die Baustelle ist vielen Verkehrsteilnehmern ein Ärgernis. Unabhängig davon, dass vielen das Verständnis fehlt, warum eine nahezu neue Brücke nach wenigen Jahren – das Bauwerk wurde 2014 gebaut – schon wieder saniert werden muss, monieren etliche, dass sich auf der Baustelle nichts tut. In der Tat wurde Mitte Juli mit den Arbeiten an der bröckelnden Brücke begonnen. Genau genommen wurde damals der Fahrbahnbelag abgefräst, weil in den vergangenen Jahren immer wieder Schäden am Asphalt festgestellt worden waren. Es bildeten sich immer wieder Blasen auf der Fahrbahnoberfläche. Mit Blick auf die Verkehrssicherheit und um die Befahrbarkeit auf der K1897 aufrechtzuerhalten, wurden diese Schäden laut Regierungspräsidium Stuttgart „notinstandgesetzt“. Da die Blasen trotzdem immer wieder aufgetreten sind, erschien es der Behörde notwendig, die geschädigte Deckschicht zu ersetzen.

Seit Wochen gefühlter Stillstand auf der Baustelle

Abgefräst war der Belag im Juli schnell. Doch dann herrschte gefühlter Stillstand auf der Baustelle. Denn die Experten hatten festgestellt, dass ein neuer Belag alleine nicht die Lösung des Problems war. Vielmehr lag die eigentliche Krux tiefer, nämlich im Brückenüberbau. Und es wurde schnell klar, dass weitere vertiefende Untersuchungen an dem neuwertigen Brückenbauwerk notwendig waren. Daher wurde der Beton mittels HDW-Verfahren (Hochdruckwasserstrahlen) auf zwei Probeflächen noch tiefgehender untersucht. Das Ergebnis dieser Tests ist ernüchternd: Der unter dem Fahrbahnbelag liegende Brückenbeton muss teilweise abgetragen werden.

Die Baustelle über der B-14-Anschlussstelle Backnang-Mitte ist seit Mitte Juli nur einspurig befahrbar. Aktuell herrscht gähnende Leere auf dem Baufeld, es tut sich nichts vor Ort.

© Alexander Becher

Die Baustelle über der B-14-Anschlussstelle Backnang-Mitte ist seit Mitte Juli nur einspurig befahrbar. Aktuell herrscht gähnende Leere auf dem Baufeld, es tut sich nichts vor Ort.

Wie geht es nun weiter? Vor drei Wochen erklärte das RP, dass zur endgültigen Festlegung des Sanierungskonzepts eine statische Berechnung des Brückenüberbaus erforderlich ist. Diese Woche teilte die Behörde mit: „Die statischen Berechnungen liegen uns nun vor. Darauf aufbauend sind wir aktuell in der finalen Abstimmung des Sanierungskonzepts mit allen Projektbeteiligten wie etwa der Baufirma, dem Gutachter oder dem Prüfstatiker.“ Das bedeutet, dass mit den Sanierungsarbeiten immer noch nicht begonnen wurde. Das RP formuliert dies so: „Die ergänzenden Maßnahmen zu den laufenden Sanierungsarbeiten werden derzeit aufgestellt und in das Sanierungskonzept übernommen, sodass zeitnah die Umsetzung erfolgen wird.“ Da das beteiligte Bauunternehmen von mindestens zwei Monaten Bauzeit ausgeht, eher mehr, heißt es für die Verkehrsteilnehmer weiterhin, sich in Geduld zu üben.

Baumängel beim damaligen Brückenbau

Doch was sind die Gründe für das Desaster, welche Baumängel liegen vor? Wurde falsches Material verbaut? Wurde zu wenig Stahl eingeplant? Gab es Fehler in der Bauausführung? Das Regierungspräsidium bleibt bei der Beantwortung der Fragen ganz allgemein: „Auf dem Brückenbauwerk wurden in den vergangenen Jahren immer wieder Schäden am Asphalt festgestellt, die als Blasen auf der Fahrbahnoberfläche sichtbar waren. Die aktuellen Schäden an der Brücke sind auf Baumängel beim damaligen Brückenbau zurückzuführen. Die notwendige Schadenssanierung fällt somit unter die Verpflichtung zur Beseitigung eines Baumangels durch den Auftragnehmer, der den damaligen Brückenbau durchgeführt hat.“ Weil dem so ist, liegen dem Regierungspräsidium Stuttgart keine Angaben über die Höhe der Sanierungskosten vor.

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Erstellt:
13. September 2023, 06:00 Uhr

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