Bürger aus Rems-Murr-Kreis für Zivilcourage ausgezeichnet
Die Initiative Sicherer Landkreis Rems-Murr hat neun Mitbürger ausgezeichnet, die in besonderem Maße Zivilcourage gezeigt haben. Unter ihnen ist etwa Wolfgang Ströble aus Murrhardt. Er hat im August eine ältere Frau aus einem brennenden Haus im Auenwalder Weiler Trailhof gerettet.
Waiblingen. Im Auto fahrend bemerkt Wolfgang Ströble aus Murrhardt einen Hausbrand im Auenwalder Weiler Trailhof. Es ist der 31. August, ein Samstagmorgen, erst 6.20 Uhr in der Früh. Ströble entgeht der Ernst der Lage nicht. An der Ölheizung des Hauses hat sich ein Feuer entzündet, wie sich später herausstellen soll.
Rasch füllt sich das gesamte Haus mit Rauch. Durch einen schrillenden Rauchmelder ist eine ältere Bewohnerin im zweiten Obergeschoss aus dem Schlaf gerissen worden. Aus dem Schlafzimmerfenster heraus ruft sie um Hilfe.
Wolfgang Ströble ist längst aus seinem Auto ausgestiegen, zusammen mit einem weiteren Mann organisiert er eine Leiter. Zirka fünf Meter hoch steigt er zu der verängstigten Frau nach oben. Doch aufgrund ihres Alters und gesundheitlicher Einschränkungen ist es nicht möglich, sie über die Leiter mit nach unten in Sicherheit zu bringen. Wolfgang Ströble entscheidet sich blitzschnell. Unter Gefahr für sein eigenes Leben steigt er ins Schlafzimmer und bringt die Bewohnerin durch das verrauchte Treppenhaus nach draußen. Beide bleiben zum Glück unverletzt.
Die Initiative Sicherer Landkreis (ISL) hat am Mittwochabend im Druckhaus in Waiblingen Menschen geehrt, die in besonderem Maße Zivilcourage gezeigt haben – so wie Wolfgang Ströble. Schon seit seiner Gründung im Jahr 1996 ist es bei dem Verein guter Brauch, in den Mitgliederversammlungen Bürgerinnen und Bürger für ihre tatkräftige Mithilfe und den persönlichen Einsatz bei der Rettung oder Hilfeleistung bei einer Gefahr für Leib und Leben oder auch bei der Aufklärung von Straftaten auszuzeichnen. In diesem Jahr sind insgesamt neun Männer geehrt worden, deren Zivilcourage gewürdigt wurde. Nachfolgend die weiteren Fälle:
84-Jährigen aus dem Auto gerettet
Donnerstag, 16. November 2023, 19.15 Uhr in Waiblingen: Bei starkem Sturm und Regen gerät ein 84-Jähriger mit seinem Auto in den Bachlauf „Schüttelgraben“. Er treibt zirka 300 Meter ab, kommt an einer Stromschnelle zu Stehen.
In einer Pizzeria nahe dem Bach erkennt Manuel Kristen aus Weinstadt, dass das Auto abgerutscht ist und setzt umgehend einen Notruf ab. Anschließend geht er nach draußen, um dem Mann im Auto zu helfen. Patrick Wohlfahrt aus Winnenden und Hendrik Pröbsting aus Weinstadt beteiligen sich sofort an der Rettungsaktion.
Auch Tobias Dischinger aus Weinstadt, der auf dem Fahrrad unterwegs ist, sieht das abtreibende Auto. Zusammen mit weiteren Radfahrern verfolgt er den Wagen bachabwärts und sorgt dafür, dass die Rettungs- und Bergungskräfte nach ihrem Eintreffen rasch dessen abseits gelegenen Standort, verdeckt hinter einem Erdwall, erreichen. Der Fahrer wird aus seinem Auto gerettet. Er ist zwar leicht unterkühlt, dank der aufmerksamen Zeugen aber unverletzt.
Suizid verhindert
Sonntag, 9. Juni 2024, 22.15 Uhr in Fellbach: Jean-Michael Pang aus Kernen im Remstal ist zu Fuß im Wald am Kernerturm unterwegs, als er bemerkt, dass ein Mann sich vom Turm herunterstürzen will. Sofort informiert er über Notruf die Polizei und versucht – zusammen mit einem weiteren Passanten –, den Mann davon abzuhalten.
Der 66-jährige Mann gibt bei der Beweisaufnahme später an, dass ihm mit den Kindern und seiner Gesundheit alles zu viel geworden war und er sich deshalb das Leben nehmen wollte. Doch Jean-Michael Pang und sein Mitstreiter können ihn durch die richtige Ansprache davon überzeugen, das nicht zu tun. Beim Eintreffen der Polizeistreife sitzen sie bereits zusammen auf einer Sitzbank am Kiosk. Auf eigenen Wunsch übergibt die Polizeistreife den 66-Jährigen in ärztliche Obhut.
Verbrechen aufgeklärt
Dienstag, 21. November 2023, 20.30 Uhr in Urbach: Nachdem es eine Serie von Sachbeschädigungen an Autos gegeben hat, bei der auch sein eigenes Fahrzeug betroffen ist, wertet Rinor Fetahaj aus Urbach seine Haus-Überwachungskamera aus. Auf den Aufnahmen erkennt er, wie ein Mann an seinem Auto vorbeiläuft und es beschädigt.
Bei erneutem Anschauen der Aufzeichnung erkennt er auf dem Livebild der Kamera, dass eben dieser Mann sich gerade wieder seinem Grundstück nähert. Er geht nach draußen, spricht den Mann an und zeigt ihm ein Video der Sicherheitsaufnahme auf seinem Handy.
Der Unbekannte versucht zu flüchten, doch Rinor Fetahaj hält ihn fest. Auch als der Mann ein Messer zieht und damit zustechen will, lässt er nicht von ihm ab. Fetahajs Nachbarn Thomas Philipp und Markus Grassl bemerken, dass etwas nicht stimmt und eilen ihm zu Hilfe. Gemeinsam können sie den Täter festhalten, bis die Polizei schließlich eintrifft.
Durch das mutige Eingreifen der drei Männer können die Beamten eine Serie mit insgesamt 29 beschädigten Autos aufklären. Der Täter wird vom Amtsgericht Waiblingen zu einer Freiheitsstraße von neun Monate ohne Bewährung verurteilt. pm/mm
Ehrungen Neben den Auszeichnungen für die Zivilcouragierten sind bei der Versammlung noch weitere Ehrungen verliehen worden: Erich Apperger, Steuerberater aus Backnang, wurde für seine zwölfjährige Vorstandstätigkeit in der Initiative Sicherer Landkreis (ISL) geehrt, er ist nun altershalber ausgeschieden. Kriminalhauptkommissar a. D. Klaus Bosch aus Schorndorf wurde für die Durchführung von Selbstbehauptungskursen respektive Zivilcouragetrainings für Frauen beziehungsweise Senioren im Auftrag der ISL seit 1996 geehrt. Polizeioberkommissar a. D. Peter Frank aus Schorndorf wurde für 20 Jahre ehrenamtliche Vortragstätigkeit als Sicherheitsberater für Senioren geehrt. Die Ehrungen überreichten die ISL-Vorstandsmitglieder Peter Zaar, Claudia Maurer-Bantel, Hartmut Villinger, Bettina Jenner-Wanek und Leo Keidel.
Vorschläge Die Initiative Sicherer Landkreis Rems-Murr weist darauf hin, dass jeder Bürger und jede Bürgerin des Rems-Murr-Kreises Zivilcouragevorschläge für die kommende Ehrung formlos per E-Mail an
info@isl-rmk.de einreichen kann.