Bürgermeisterkandidat Laiblin: „Ich will handeln und nicht zerdenken“
Bürgermeisterwahl Sulzbach Markus Laiblin ist einer von vier Kandidaten. Der 43-Jährige will besonders mit den Themen Wald und Holzwirtschaft, der Sanierung des Sulzbacher Bahnhofs und dem Versprechen schneller Entscheidungen überzeugen.
Von Kristin Doberer
Sulzbach an der Murr. Ein absolutes Highlight in seinem Wahlkampf war die Alpakawanderung, da ist sich Markus Laiblin, Bürgermeisterkandidat für Sulzbach an der Murr, sicher. Schließlich war nicht nur eine ganz bunt gemischte Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern bei dem Ausflug mit den Andenkamelen dabei, auch waren sie dort unterwegs, wo Laiblin sich sichtlich wohlfühlt: in der Natur, besser noch, im Wald. Unterwegs auf dem Waldlehrpfad kann er den Kindern noch etwas vom Wald erzählen, später gibt es dann noch gegrillte Wildschweinwürste, die er selbst hergestellt hat. Denn Laiblin ist als Kreisjägermeister aktiv in der Kreisjägervereinigung Backnang, führt im Nebenerwerb den familiären Forstbetrieb und beschäftigt sich als Regionalleiter bei der Baywa AG Energie mit dem Bereich Energieholz in Baden-Württemberg.
Wenig überraschend also, dass das Thema Wald auch eines seiner Schwerpunktthemen im Wahlkampf ist, mit dem er auch bei anderen Wahlkampfterminen einsteigt, so zum Beispiel am vergangenen Donnerstagabend im Gasthof zur Eisenbahn am Sulzbacher Bahnhof. „64 Prozent unserer Gemarkungsfläche sind Wald. Wir müssen dafür sorgen, dass es ihm gut geht“, so der 43-Jährige. Nicht nur aus Naturschutz- und Naherholungsgründen, sondern auch, weil man damit eine Einnahme- und Energiequelle direkt vor der Tür habe.
Richtig Spaß am Wahlkampf gefunden
Tatsächlich ist das der erste Wahlkampf, den er betreibt, gibt Laiblin zu. „Am Anfang war es schon etwas seltsam, bei jeder Fahrt nach Sulzbach mein Gesicht zu sehen“, sagt der Kandidat. Mittlerweile aber hat er richtig Spaß am Wahlkampf gefunden. „Es ist einfach schön, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen“, sagt er. Und das nicht nur bei Wahlkampfterminen in den verschiedenen Ortsteilen, sondern auch jeden Morgen am Sulzbacher Bahnhof. An Einsatz mangelt es ihm auf jeden Fall nicht. So steht Laiblin seit etwas über zwei Wochen jeden Morgen ab 6 Uhr dort, um den Pendlern Kaffee, einen Apfel und natürlich sein Wahlprogramm anzubieten – und das, obwohl er trotz Wahlkampfs voll arbeitet. „Manche kennen einen dann schon. Und die Verspätungen der Bahn bieten immer auch genug Zeit für Gespräche“, sagt er lachend. Bei den Gesprächen seien immer wieder auch Probleme in Sulzbach angesprochen worden, überrascht habe ihn besonders, wie viele eigentlich kleine Dinge die Leute stören. Mal sei es ein kaputter Gehweg, mal eine nicht funktionierende Birne einer Straßenlampe. „Lauter Dinge, die man durch schnelles Reagieren leicht beheben könnte. Ich will schnelle Entscheidungen treffen. Handeln und Probleme nicht ewig zerdenken“, sagt der 43-jährige Sulzbacher. Das sei auch mit ein Grund für seine Bewerbung gewesen. „Ich will Bürgermeister werden, weil es für mich eine Herzensangelegenheit ist, dort anzupacken und etwas zu verändern, wo ich daheim bin“, betont er. Ihm ginge es nicht darum, irgendwo Bürgermeister zu werden, sondern die Geschicke in Sulzbach zu lenken. „Eine Kandidatur in einer anderen Gemeinde käme für mich gar nicht infrage“, betont er.
Eigene Erfahrungen mit Motorradlärm
Später zu dem Wahltermin kommen dann auch noch ein paar jüngere Sulzbacher dazu – und bringen mehrere Themen mit, die Laiblin auch wichtig sind: „Was wollen Sie gegen den Motorradlärm tun?“, will einer von ihnen wissen. „Der muss unbedingt eingedämmt werden“, antwortet Laiblin. Da er in Berwinkel wohnt, bekomme er das Problem auch jeden Sommer am eigenen Leib mit. „Im Sommer können wir uns sonntags nicht raussetzen“, betont er, merkt aber auch an, dass er bereits mit der Soko Raserei in Kontakt sei, die das Problem auch angehen wolle. Man müsse mit noch härteren und häufigeren Kontrollen dagegen vorgehen. Das Problem ist kein kleines für Sulzbach, das zeigt sich auch daran, dass fast alle in dem Nebenzimmer des Gasthofs von der ein oder anderen gefährlichen Situation auf der Strecke berichten. „Man müsste ein festes Dezibelmessgerät aufstellen“, meint ein Wähler, der selbst Motorrad fährt. Dann wäre die Strecke schnell unattraktiv. Das, so Laiblin, nehme er auf jeden Fall mit auf.
Außerdem möchte ein Wähler wissen, wie Laiblin zu der Erhaltung alter Gebäude im Ort steht. „Sulzbachs Charme lebt von den alten Gebäuden“, antwortet der Bürgermeisterkandidat. Besonders im Fokus stehen für ihn die Sanierung des Rathauses sowie die Umgestaltung des Bahnhofs. Hier schwebt ihm eine Art Gemeindetreffpunkt vor. Eine Kindertagesstätte, eine Kinderbibliothek und ein Treffpunkt für Jung und Alt, zum Beispiel mit einem Café oder Ähnlichem. „Viele vermissen den Kiosk“, stimmt eine Bürgerin zu.
Mehr Aufenthaltsqualität in Sulzbach durch eine ansprechende Ortsmitte
Außerdem müsse der Marktplatz wieder zu einem echten Dorfmittelpunkt werden. „Im Moment sieht er eher aus wie die Oberfläche einer Tiefgarage.“ Ihm schweben Bäume vor, die Schatten spenden, überdachte „Schwätzbänkle“, vielleicht sogar mit Solarpaneelen, damit man dort sein Handy laden kann. Gleichzeitig müsse man dann aber deutlich mehr Mülleimer aufstellen, das sei allgemein ein Problem, sind sich der Kandidat und die Wähler im Raum einig.
Was eigentlich mit dem alten Bauhof passiert, wenn die Bauhofleute umgezogen sind, will eine Bürgerin von Markus Laiblin wissen. „Ein Lager für die Vereine“, antwortet der Kandidat. Dort sollen diese zum Beispiel Tische und weiteres Material lagern können. Allgemein sei es Laiblin wichtig, das Ehrenamt zu stärken. Nicht nur durch solche Räumlichkeiten, sondern auch durch einen Ehrenamtsbeauftragten im Rathaus. Aus seiner eigenen ehrenamtlichen Tätigkeit wisse er, wie kompliziert und aufwendig Förderanträge seien, dabei könnte ein Rathausmitarbeiter unterstützen, der dann deutlich tiefer im Thema ist.
Und obwohl er nicht die übliche Verwaltungsausbildung hat, ist er überzeugt davon, mit den anfallenden Aufgaben im Rathaus zurechtzukommen. Durch seine Arbeit als Regionalleiter berate er zum Beispiel viele Kommunen in Energiefragen, beim Bau von beispielsweise neuen Pelletlagern beschäftige er sich mit Bebauungsplänen und als Kreisjägermeister habe er schon zahlreiche Förderanträge – unter anderem für Drohnen zur Rehkitzrettung – bearbeitet, nennt er einige Überschneidungen. Außerdem sei er bereit, für Entscheidungen auch seinen Kopf hinzuhalten. „Meine Stärke ist es, Chancen zu erkennen und Risiken zu bewerten.“ So plane er immer weit in die Zukunft und bereite sich auf verschiedene Eventualitäten vor, um „zu jeder Zeit handlungsfähig“ zu sein. Und auch Führungsstärke habe er bewiesen, erst kürzlich bei der Alpakawanderung. „Man hat mir gesagt, dass man Führungsstärke braucht, um die Tiere zu führen. Ich hatte gleich vier an der Leine“, erzählt er lachend.
Studium Sein Jurastudium gab Markus Laiblin nach drei Semestern auf, wobei er betont, dass er sich in dieser Zeit bereits mit Verwaltungsrecht befasst hat. Stattdessen entschied er sich für ein Studium der Forst- und Holzwirtschaft, das er als Diplom-Holzwirt abschloss.
Beruf Seit mittlerweile sieben Jahren ist er Regionalleiter bei der Baywa AG Energie, wo er für den Ausbau von Energieholz in Baden-Württemberg zuständig ist. Zuvor war er für ein Schweizer Unternehmen an Aufforstungsprozessen in Südamerika beteiligt.