Bürgerpreis Rems-Murr: Superhelden des Ehrenamts gewürdigt

Von Kristin Doberer

Waiblingen. „Sie investieren Ihre Zeit, hören zu, packen an, helfen und unterstützen. Und dabei sind Sie alle unglaublich bescheiden und zurückhaltend“, mit diesem Worten begrüßt Uwe Burkert, der Vorsitzende des Vorstands der Kreissparkasse Waiblingen, die Preisträgerinnen und Preisträger des Bürgerpreises Rems-Murr. Echte Superheldinnen und Superhelden seien die zahlreichen Ehrenamtlichen, die sich für ganz vielfältige und innovative Projekte und Initiativen im Landkreis einsetzen. Mit dem Bürgerpreis soll dieser Einsatz nun gewürdigt werden. Leicht gemacht habe es sich die siebenköpfige Jury nicht, betont Burkert. Schließlich gab es in diesem Jahr eine Rekordbeteiligung, 30 Projekte wurden unter dem Motto „Kultur fördern und Miteinander stärken“ eingereicht.

Der Bürgerpreis feierte in diesen Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Ein Grund für die Kreissparkasse Waiblingen und die Jury, das Preisgeld deutlich zu erhöhen. Insgesamt 20000 Euro gehen an elf Projekte aus dem Rems-Murr-Kreis. Neben dem Leserpreis unserer Zeitung, der an das Projekt „Hierseinshelfer*innen“ der Zukunftswerkstatt Rückenwind ging, und dem des Zeitungsverlags Waiblingen gab es je drei erste, zweite und dritte Plätze.

Dorfgemeinschaft Neufürstenhütte Einen der drei ersten Plätze belegte die Dorfgemeinschaft Neufürstenhütte. 2500 Euro Preisgeld können nun in den weiteren Ausbau eines Bauwagens fließen, den die rund 15 bis 20 Mitglieder der Dorfgemeinschaft zu einem Bewirtungswagen für Vereine im Dorf ausgebaut haben. „Wir wollen, dass damit auch das Vereinsleben und das Miteinander im Dorf gestärkt werden“, sagt Liesa Rokos. Schließlich müsse nicht jeder alles haben und alles leisten können, wichtig sei es, zusammenzuhalten und sich gegenseitig zu helfen, wo es fehlt.

Die Ehrenamtlichen haben bereits einiges an Arbeit in den Bauwagen gesteckt, unter anderem in die Sanierung des Dachs und den Innenausbau. Mit dem Preisgeld soll das Innere nun mit Edelstahl verkleidet werden, es sollen weitere Schränke eingebaut werden und auch auf der Suche nach einem Graffitikünstler sei man, der dem Wagen noch etwas Farbe gibt. „Das Preisgeld können wir supergut brauchen“, freut sich Liesa Rokos.

Erweiterung der Trauerangebote Über den zweiten Platz und damit 1500 Euro Preisgeld kann sich die Hospizstiftung Rems-Murr freuen, die damit ihr Angebot an Trauergruppen ausbauen möchte. „Hospizarbeit hört nicht auf, wenn Menschen verstorben sind“, sagt Tanja Menz. Vielmehr brauchen Familien sowohl vorher als auch danach weiter Unterstützung. Deshalb will die Hospizstiftung ihre Trauergruppen im Kreis weiter ausbauen. „Noch steckt die Trauerarbeit bei uns in den Kinderschuhen“, sagt Heinz Franke, doch das soll sich bald ändern. Das Angebot ist vielseitig, von verschiedenen Gruppenangeboten wie einem Trauerfrühstück bis zur Einzelbegleitung durch geschulte Ehrenamtliche.

„Auf ein Glas mit...“ Exklusive Inklusion soll mit einer besonderen Veranstaltungsreihe betrieben werden, welche vom Verein Via Backnang im Winespot der Vioneers organisiert wird. Bei einem Glas Wein kommen Menschen mit Behinderung zu Wort, berichten aus ihrem Alltag und gehen auf Fragen aus dem Publikum ein. „Es ist immer besonders interessant, welche Fragen die Gäste stellen“, sagt Birgit Kneiser von Via Backnang. Vielleicht auch weil durch ein Glas Wein die Hemmschwelle etwas gesenkt werde. „Die Atmosphäre ist besonders. Die Gäste nehmen viel positive Energie mit“, so Kneiser. Das Preisgeld wolle man nutzen, um teils auch prominente Menschen mit Behinderung für die Veranstaltungsreihe nach Backnang zu holen.

Dorfplatz Althütte Aus dem nicht allzu ansehnlichen Dorfplatz in Althütte soll wieder ein attraktiver Ort der Begegnungen werden. Das ist das Ziel der Landfrauen Althütte. Ein Rosenbeet haben sie bereits angelegt, doch auch für nächstes Jahr gibt es weitere Pläne. „Wir würden gerne Himmelsliegen aufstellen, damit man sich auch schon setzen kann“, sagt die Vorsitzende Ilona Belz. Dafür will der Verein die 1500 Euro Preisgeld einsetzen, die er für den zweiten Platz bekommen hat. Auch der alte Brunnen wurde schon in den Blick genommen. Diesen wolle man wieder so herrichten, dass „man überhaupt erkennt, dass es sich um einen Brunnen handelt“.

Theater Rietenau Über ein Preisgeld von 1000 Euro für den dritten Platz darf sich das Theater Rietenau freuen. Eine Gruppe von Schauspielern verwandelt jedes Jahr das ganze Dorf in ein Theater, wenn sie ihr Theaterstück an immer wieder wechselnden und oft ungewöhnlichen Orten aufführt. „Wir haben ein sehr begeisterungsfähiges Dorf. Uns werden immer wieder neue Gärten zur Verfügung gestellt“, sagt Lea Butsch, die das Theater gemeinsam mit ihrem Mann aufgebaut hat. Jedes Jahr schreibt sie selbst ein eigenes Theaterstück, immer mit Bezug zur Region, welches die etwa 25 aktiven Schauspieler dann einstudieren. Das Preisgeld wollen sie an die Gemeinde Aspach spenden, damit diese mobile Bühnenelemente anschaffen kann. „Wir spielen ja nur viermal im Jahr. Dafür brauchen wir keine eigene Bühne. Die flexiblen Bühnenelemente sollen dann auch andere Vereine im Dorf ausleihen können“, erklärt Lea Butsch.

#Miteinander–Füreinander Weitere 1000 Euro gehen nach Weissach im Tal. Die Initiative #Miteinander–Füreinander setzt sich hier seit Jahren dafür ein, den Alltag der Bürgerinnen und Bürger zu bereichern. „Idee war es, etwas für das Klima in Weissach zu tun, auch für das soziale Klima“, sagt Silke Müller-Zimmermann. Man versuche, auf die Bedürfnisse der Bürger einzugehen und entsprechende Angebote zu schaffen. Das kann dann ganz unterschiedlich ausfallen: Von frisch gekochtem Essen für Senioren während der Coronapandemie bis zu gemeinsamem Musizieren oder Hilfe bei Schicksalsschlägen. Das Preisgeld soll eingesetzt werden, um die Angebote für Jugendliche auszubauen. „Wir wollen gemeinsam kochen, nähen und Ausflüge anbieten“, sagt Müller-Zimmermann.