Bundespolizei fordert staatliche Passagierkontrollen
Polizeigewerkschaft: Arbeitsbedingungen bei Privatfirmen sind schlecht für Flugsicherheit
Sie entscheiden, wer an Bord eines Flugzeugs gelangt, doch selbst leben Passagierkontrolleure in ständiger Unsicherheit. Ist das System in Zeiten hoher Terrorgefahr noch zu halten?
STUTTGART Die Vergabe der Sicherheitskontrollen an deutschen Flughäfen an Privatfirmen führt laut der Bundespolizeigewerkschaft zu unnötigen Kosten und beeinträchtigt die Sicherheit des Luftverkehrs.
„Die Firmen, die sich um die Aufträge bewerben, drücken die Kosten um jeden Preis und schließen dann Verträge zu Dumpingbedingungen, die sie nicht einhalten können“, sagte Gewerkschaftschef Ernst G. Walter unserer Zeitung. Privatunternehmen sparten „nicht nur an den Löhnen, sondern auch an der Fortbildung der Mitarbeiter. In einer angespannten Sicherheitslage, wie wir sie heute haben, darf man bei der Qualität der Passagierkontrollen aber keine Kompromisse eingehen.“
Mit dem neuen Tarifvertrag wird das private Sicherheitspersonal 19,01 Euro pro Stunde verdienen. Der Lohn sei damit höher als der von vergleichbaren Angestellten der Bundespolizei, die auf maximal 18 Euro kämen.
Da die Aufträge für die Kontrollen immer nur für einige Jahre ausgeschrieben werden, müssten die Mitarbeiter, die für Sicherheit sorgen, selbst unter sehr unsicheren Bedingungen arbeiten. „Für Mitarbeiter, die die letzte Verantwortung dafür tragen, dass keine gefährlichen Gegenstände an Bord kommen, sind das denkbar ungünstige Bedingungen.“
Walter fordert stattdessen, dass die Kontrollen künftig durch Unternehmen vorgenommen werden, die dem Staat ganz oder mehrheitlich gehören. Dann hätten die Beschäftigten langfristige Verträge und müssten sich „nicht ständig mit der Frage beschäftigen, ob sie in den Ballungsräumen, in denen Flughäfen ja nun mal stehen, noch ihre Miete bezahlen können“. Für die Sicherheit der Luftfahrt sei es „wichtig, dass das Kontrollpersonal für seine verantwortungsvolle Aufgabe den Kopf frei hat“.