Bundestrainer hofft auf Goldkandidat Vetter

dpa/lsw Frankfurt/Main. Bundestrainer Boris Obergföll hofft auf einen Volltreffer von einem seiner Weltklasse-Speerwerfer bei Olympia. Für ihn ist dabei Johannes Vetter ein „absoluter Goldmedaillen-Kandidat“. Sorgen bereitet ihm der am Ellenbogen operierte EM-Zweite Andreas Hofmann.

Speerwurf-Bundestrainer Boris Obergföll spricht. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Speerwurf-Bundestrainer Boris Obergföll spricht. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Boris Obergföll ist in einer glücklichen Lage. So viele Medaillenkandidaten für die Olympischen Spiele in Tokio hat kaum einer der Kollegen des Speerwurf-Bundestrainers. Allen voran der bei ihm in Offenburg trainierende Ex-Weltmeister Johannes Vetter, der am Wochenende bei einem Wettkampf aus dem Training heraus 87,27 Meter warf. „Andere Werfer wären froh, im Sommer bei 25 Grad so weit zu werfen“, sagte Obergföll im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. „Das ist eine Ansage in Richtung Tokio.“

Vetter hatte im September 2020 mit 97,76 Metern die zweitbeste jemals erzielte Weite geworfen. Für Obergföll ist das ein Ansporn und keine Bürde. „Das ist ein Vorteil für ihn, auch gegenüber den anderen Werfer“, meinte der Coach. Wenn sich Vetter in der Form des letzten Jahres präsentiere und bei Wettkämpfen 88 bis 90 Meter weit werfen würde, „ist er absoluter Goldmedaillen-Kandidat“ in Japan.

In Olympiasieger Thomas Röhler (Jena) und dem EM-Zweiten Andreas Hofmann (Mannheim) hat er weitere 90-Meter-Werfer und Tokio-Trümpfe im Werferteam. Allerdings steht hinter dem Olympia-Start von Hofmann ein Fragezeichen, da er in der vergangenen Woche am Ellenbogen operiert wurde. „Das ist offen. Er will nicht nur nach Tokio fahren, sondern dort um die Medaillen mitwerfen“, sagte Obergföll.

Trotz der Corona-Beschränkungen und -Folgen für Training und Chancengleichheit bei den Sommerspielen vom 23. Juli bis 8. August hält er nichts davon, darüber zu klagen. „Olympische Spiele sind Olympische Spiele“, betonte der 47-jährige zweimalige WM-Dritte mit dem Speer. Natürlich seien die Trainingsbedingungen von Land zu Land unterschiedlich, besonders in der Pandemie, „aber sie waren es bisher auch.“ Deshalb solle man sich „bitte nicht“ dahinter verstecken.

„Der Olympiasieg hat für mich genauso einen Stellenwert wie vor vier Jahren“, sagte Obergföll. Es wäre ja schlimm, wenn man die olympische Medaille abwerten würde, „weil Corona war und alle nicht so gut trainieren konnten“. Es habe schließlich auch Topleistungen in der Weltleichtathletik in der Pandemie gegeben, wie der Hallen-Weltrekord im Kugelstoßen durch den US-Amerikaner Ryan Crouser (22,82 Meter). „Wir müssen in Deutschland aufhören, über die Bedingungen zu reden. Man kann auch unter Corona Topleistungen bringen.“

Befürworten würde Obergföll, wenn die deutschen Starter die Chance erhalten würden, sich vor den Tokio-Spielen impfen zu lassen - nach den Risikogruppen, aber zeitig vor Olympia. „Aus Deutschland werden rund 1000 Athleten und Betreuer nach Tokio reisen. Das sind 1000 von 83 Millionen Menschen“, meinte er. „Sie sollten geimpft werden - und wenn es geht im Juni und nicht zwei Wochen vor den Spielen. Darüber sollte man nachdenken.“

© dpa-infocom, dpa:210209-99-358767/3

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Erstellt:
9. Februar 2021, 05:15 Uhr

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