Energie in Baden-Württemberg

Carl Zeiss will sich 10 eigene Windräder bauen

Für das Unternehmen Carl Zeiss geht es um einen Standortvorteil: Um langfristig grünen Strom für die Produktion zu haben, will die Firma einen Wind- und Solarpark im Ostalbkreis bauen.

Der Hauptsitz von Carl Zeiss ist in Oberkochen im Ostalbkreis.

© dpa/Stefan Puchner

Der Hauptsitz von Carl Zeiss ist in Oberkochen im Ostalbkreis.

Von Jannik Hiddeßen

Solche Pläne hat bisher kein Unternehmen in Baden-Württemberg. Die Carl Zeiss AG mit Sitz in Oberkochen bei Aalen (Ostalbkreis) hat am Donnerstag erläutert, wie sie ihre Energiewende umsetzen möchte. Das führende Unternehmen aus der feinmechanisch-optischen Industrie will die Energie für seine Werke zum Teil selbst produzieren. Zehn Windräder sollen dafür rund um die Produktionsstandorte in Aalen und Oberkochen entstehen. Der Windpark wäre das größte Projekt zur Eigenversorgung eines Industrieunternehmens in Baden-Württemberg.

Mit 6,8 Megawatt Leistung pro Windrad kommt die geplante Anlage auf einen erwarteten Ertrag von 120 Gigawattstunden jährlich. Damit könnte die Carl Zeiss AG nach eigenen Angaben über ein Viertel ihres derzeitigen Energiebedarfs in Deutschland decken; am Hauptstandort in Baden-Württemberg soll langfristig sogar die Hälfte des Bedarfs aus Erneuerbaren von nebenan stammen.

So hoch könnten die Windräder werden

Wie hoch die Windräder sein werden, ist noch nicht ganz klar. Für den Standort praktikabel wäre eine Windradtyp mit einer Nabenhöhe von 179 Metern, erklärt Matthias Pavel vom Projektierer Uhl Windkraft, der die Anlage gemeinsam mit Zeiss plant. Zusätzlich soll eine Freiflächen-Solaranlage entstehen, die weitere 55 Gigawattstunden Energie pro Jahr erzeugen könnte. Der Vorteil: Während Windräder besonders im Winter gute Leistungen erzielen, ist Sonnenenergie naturgemäß im Sommer ergiebiger.

Bevor es mit dem Bau der Anlagen losgehen kann, stehen allerdings noch Genehmigungsverfahren an. Bei Uhl Windkraft gibt man sich zuversichtlich, dass diese reibungslos verlaufen werden. Die Verfahrensdauer bei ähnlichen Projekten habe sich in den vergangenen Jahren deutlich verkürzt. Außerdem sei man in konstruktivem Austausch mit den Gemeinden Oberkochen, Königsbronn und Aalen, auf deren Gebieten die Anlagen entstehen sollen.

Windpark könnte 2028 in Betrieb gehen

Dass man dort auf offene Ohren stieß, liegt sicher auch daran, dass die Kommunen finanziell von den Anlagen profitieren würden. Bis zu 250 000 Euro jährlich werden in Summe als Windenergieabgabe an die Kommunen fließen, so Pavel.

Zudem: Regional verankerten Unternehmen falle es leichter, die Akzeptanz in der Bevölkerung zu stärken; da man direkt sehe, wofür die Energie gebraucht werde, erklärt Felix Neuschwander, der als Geschäftsführer der Carl Zeiss Energie GmbH federführend für die Umsetzung des Projekts verantwortlich ist. „Wir wollen diese Transformation mit der Bevölkerung machen und nicht gegen sie.“

In Betrieb gehen soll der Windpark 2028. Ob der Zeitplan aufgeht, hängt maßgeblich davon ab, ob der Anschluss ans öffentliche Netz rechtzeitig erfolgt, erklärt Matthias Pavel von Uhl Windkraft. Um das zu ermöglichen, baut Zeiss neben den Windrädern auch ein Umspannwerk. Ein Großteil des erzeugten Stroms soll zwar über eine Direktverbindung an die Produktionsstandorte in Oberkochen und Aalen fließen, zumindest bilanziell werden aber Niederlassungen in ganz Deutschland mit Wind- und Sonnenenergie aus Baden-Württemberg versorgt.

„Windkraft sichert Wirtschaftskraft“, attestiert Julia Wolf, Landesvorsitzende des Bundesverband Windenergie in Baden-Württemberg. Windkraft sei der entscheidende Baustein für Unternehmen, um sich langfristig günstige Strompreise zu sichern. Das sei im globalen Wettbewerb entscheidend und grüner Strom ein Standortvorteil. Das betont auch die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker: „Das Modell Zeiss sollte Schule machen“, sagt sie. „Anlagen, die direkt am Verbrauchsort entstehen, nützen durch geringere Netzbelastung dem Energiesystem insgesamt.“

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Erstellt:
14. Februar 2025, 14:48 Uhr
Aktualisiert:
19. Februar 2025, 11:37 Uhr

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