Neues Gesetz in Österreich
Chaos nach dem Faxverbot
Ist ein Leben ohne Faxgerät möglich? Eine neue Vorgabe aus Wien bringt das österreichische Gesundheitswesen ordentlich in die Bredouille.

© imago images//Tobias Steinmaurer
Tatütata statt Faxen: der Transport datenschutzrelevanter Unterlagen ist in Österreich zum Problem geworden.
Von Eberhard Wein
Es gilt als letzter deutscher Beitrag zur Entwicklung moderner Kommunikationsmittel: das Faxgerät. Rudolf Hell, geboren als Sohn eines Bahnhofsvorstehers im bayerischen Schierling, soll 1929 die „Vorrichtung zur elektronischen Übermittlung von Schriftzeichen“ konstruiert haben. Jüngere können damit nichts mehr anfangen. Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom hat die Hälfte aller Zehnjährigen noch nie ein Faxgerät gesehen.
Doch dass ein Leben ohne Faxen gar nicht so einfach ist, zeigt sich dieser Tage in Österreich. Zum 1. Januar ist dort eine Reform in Kraft getreten, die Ärzten und Kliniken die Versendung datenschutzrelevanter Unterlagen per Fax – oder wie es in Österreich heißt: per Fernkopie – untersagt. Seither versinkt das österreichische Gesundheitswesen im Chaos. Die Verunsicherung ist groß. USB-Sticks mit Befunden, Röntgenbildern und Arztbriefen werden per Bote, im Taxi und manchmal sogar im Sanka von Praxis zu Praxis chauffiert.
Drei Viertel der Unternehmen faxen noch
Offenbar war nicht geklärt worden, welche Übermittlungsweise an die Stelle des Faxgerätes treten sollte. Die Kassenärztliche Vereinigung in Niederösterreich hat deshalb einen Vordruck herausgegeben, auf dem die gewünschten Übermittlungswege angekreuzt werden können. Der Titel: „Faxersatzformular“.
In Deutschland dürfte die Ablösung des Faxgerätes ebenfalls noch eine Herausforderung werden. Fast in jedem Büro ist eines zu finden, und das nicht nur als Staubfänger. In 77 Prozent der Unternehmen kommt das Fax regelmäßig zum Einsatz – aus Gewohnheit und bei der Kommunikation mit Behörden. 1800 Faxgeräte seien bei der Landesverwaltung noch im Einsatz, vor allem bei Gerichten, meldet das Stuttgarter Innenministerium. Sie würden noch vereinzelt genutzt. Ein Abbau sei bisher nicht geplant.