Wirtschaftsreformen
China sucht clevere Ideen
Die Wirtschaft in Schanghai beeinflusst die Entwicklung in Stuttgart. Das ist nicht der einzige Grund, warum Chinas Führung etwas anstoßen muss, kommentiert Christian Gottschalk.
Von Christian Gottschalk
Chinas Konsumenten konsumieren nicht so, wie sich der Staat das wünschen würde. Das Wachstum ist gebremst, die Immobilienkrise dauert an, die Menschen werden immer älter. Und sie werden unzufriedener. Wer nicht so vorankommt wie gewünscht, der hat früher meistens sich selbst die Schuld dafür gegeben. Nun zeigen Umfragen, dass ein Wandel zu beobachten ist. Immer noch leise und vorsichtig, aber eben doch auch klar zunehmend gibt es Kritik am Staat. Das ist eine gefährliche Gemengelage für die sogenannten Kommunisten in Peking, die sich in diesen Tagen treffen, um die Wirtschaft des Landes zu reformieren.
Wirtschaft eng verwoben
Das Treffen mit dem etwas sperrigen Titel Drittes Plenums des 20. Zentralkomitees ist daher wohl eine der wichtigsten Zusammenkünfte der vergangenen Jahre. Und es ist ein Treffen, dessen Ergebnisse auch hierzulande zu spüren sein werden. Denn egal ob es um Elektro-Autos geht, um Solarzellen, Schweinefleisch oder Medikamente – die Verbindungen der Volkswirtschaften sind eng. Viel enger, als sich das manch einer heutzutage wünscht.
Ablenkung Außenpolitik
Auf jeden Fall wünschenswert muss es aber sein, dass den meist nicht mehr ganz so jungen Herren, die da in Peking nach vorne schauen, um frische und dynamische Konzepte zu entfachen, ein paar clevere Gedanken kommen. Zum einen, weil eine schwächelnde Wirtschaft in Schanghai bis nach Stuttgart strahlt. Zum anderen, weil innenpolitische Probleme in der Geschichte immer wieder zu unschönen Reaktionen im militärisch-außenpolitischen Bereich geführt haben. Davor ist auf Dauer auch China nicht gefeit. Und daran sollte niemand ein Interesse haben.