China: Xi Jinping trifft Unternehmer

Chinas Tech-Branche beim Jubel-Gipfel

Erstmals seit Jahren trifft sich Chinas Staatschef Xi Jinping wieder mit Unternehmern. Was will Pekings Führung damit erreichen?

Erstmals wieder dabei: Alibaba-Gründer Jack Ma

© dpa/Valentin Flauraud

Erstmals wieder dabei: Alibaba-Gründer Jack Ma

Von Fabian Kretschmer

Wenn Chinas Staatschef Xi Jinping den roten Teppich ausrollt, lässt sich die Tech-Elite des Landes nicht zweimal bitten: Artig aufgereiht erschienen die Gründer von Xiaomi, BYD, DeepSeek, Huawei und einem halben Dutzend weiterer Branchenriesen. Der zweifelsohne spektakulärste Gast saß ganz rechts: Jack Ma, der vor vier Jahren in Ungnade fiel, scheint nun wieder in Pekings inneren Machtzirkel aufgenommen worden zu sein.

In einer Volkswirtschaft, deren Spielregeln vornehmlich von der kommunistischen Parteiführung bestimmt werden, ist eine solche Veranstaltung von höchster Bedeutung. Deshalb war das Symposium von Investoren innig herbeigesehnt worden. Denn die nahe liegende Botschaft lautete, dass die chinesische Regierung endlich ein Zeichen setzen möchte, um das angeschlagene Vertrauen zur Privatwirtschaft zu stärken. Denn China hat ökonomisch seit der Corona-Pandemie nicht mehr zu alter Stärke zurückgefunden. Die rigide „Null Covid“-Politik hat bei internationalen Konzernen viel Porzellan zerbrochen, die Rückkehr der Parteiideologie in alle Lebensbereiche der Chinesen tat ihr Übriges. Die Auslandsinvestitionen sind in den vergangenen Jahren eingebrochen, die Jugendarbeitslosigkeit stark gestiegen.

Doch mit dem spektakulären Erfolg des chinesischen Chatbots DeepSeek gibt es jetzt wirtschaftlichen Rückenwind. Das Start Up aus Hangzhou demonstriert, dass es – trotz US-Sanktionen und mit nur einem Bruchteil der finanziellen Ressourcen – auf Augenhöhe mit den Platzhirschen aus dem Silicon Valley ist. Die Aktienkurse chinesischer Internetfirmen, die lange Zeit als nicht investierbar galten, zogen zuletzt deutlich an. Doe Hoffnung war, Xi Jinping würde die die Gunst der Stunde nutzen, um seine Zuversicht in die heimischen Privatunternehmen zu demonstrieren.

Tatsächlich aber ließen die chinesischen Staatsmedien nur wenige Informationen durchsickern. In Agenturmeldungen hieß es lediglich, dass Xi Jinping eine „wichtige Rede“ gehalten habe – worum es ging, blieb verborgen. Später folgten Pressefotos, gepaart mit einem 45-sekündigen Videoclip für die sozialen Medien. Was darauf zu sehen war, wirkte in seiner „nordkoreanischen“ Bildästhetik befremdlich: Unterwürfig klatschten die Unternehmer im Gleichtakt, während Xi Jinping in den Saal einmarschierte. Als Xis Rede schließlich am späten Abend veröffentlicht wurde, bestand kein Zweifel mehr: Der Parteivorsitzende möchte seine Unternehmen vornehmlich auf den strategischen Wettbewerb mit dem Erzrivalen USA einschwören. So rief er die anwesenden Gründer dazu auf, angesichts „zunehmender externer Herausforderungen“ ihre „Gedanken und Handlungen“ mit den Zielen der Partei zu vereinen.

Jack Ma, der erstmals seit vier Jahren wieder bei einem solchen Treffen zu sehen war, hat am eigenen Leib erfahren, was passiert, wenn man die roten Linien der Partei überschreitet. Als reichster Mann des Landes verkörperte er mit seinem E-Commerce-Imperium Alibaba den chinesischen Traum. Doch als er es 2020 wagte, öffentlich die „Pfandleihhaus-Mentalität“ der Bankenbehörden zu kritisieren, wurde er von der Parteiführung in die Schranken verwiesen: Die gesamte Tech-Branche wurde im Zuge einer Regulierungswelle regelrecht dezimiert, Jack Ma verschwand monatelang von der Bildfläche. Zugleich baute Xi Jinping die Macht der bürokratischen, aber loyalen Staatsbetriebe systematisch aus.

Doch der Erfolg von DeepSeek hat wieder einmal gezeigt: Die unternehmerischen Innovationen gehen vor allem von der Privatwirtschaft aus. Sie ist produktiver und schafft mehr Arbeitsplätze. Ob einer der Unternehmer es wagte, diese Wahrheit auszusprechen, ist indes fraglich.

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Erstellt:
17. Februar 2025, 16:56 Uhr

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