Christoph Jäger bei der Wacken-Schlammschlacht
Der Bürgermeister und Musiker aus Großerlach, Christoph Jäger, ist bekennender Fan und Stammgast des Metalfestivals Wacken. Dieses macht derzeit Schlagzeilen, weil der Regen das Gelände in ein Schlammbad verwandelt hat. Jäger berichtet, wie er die Situation vor Ort erlebt.
Von Anja La Roche
Großerlach/Wacken. Die Bilder vom Wacken-Open-Air gehen derzeit überall durch die Medien. Der starke Regen hat das Gelände des Metalfestivals in ein Schlammbad verwandelt. Und mittendrin steht oder besser gesagt steckt auch der Bürgermeister von Großerlach fest. „Man stolpert hin und wieder über Gummistiefel, die im Schlamm stecken geblieben sind“, berichtet Christoph Jäger uns per Telefon.
Er sei hingegen besser vorbereitet. „Wir sind erfahrene Festivalbesucher“, ist sich Jäger sicher. Immerhin ist das nicht das erste Schlammbad, das der Bürgermeister im zirka acht Autostunden entfernt gelegenen Wacken erlebt. „Mein erstes Wacken im Jahr 2015 war auch eine Schlammschlacht“, erzählt Jäger. Daher weiß er, dass Schnürstiefel den Vorteil haben, auch im Matsch an den Füßen zu bleiben; auch wenn die Stiefel nach dem Festival hinüber waren, weil sich die Sohlen von den Stiefeln gelöst haben. Ein weiterer Vorteil ist, dass Jäger und seine Begleiter dieses Jahr nicht campen, sondern bei Freunden aus Wacken untergekommen sind; mit schlammigen Füßen in den Schlafsack zu kriechen, wäre vermutlich nicht allzu gemütlich gewesen.
Mit Glück auf das Gelände gekommen
So stark überflutet wie dieses Jahr wurde Wacken im Jahr 2015 allerdings nicht. Damals gab es zumindest keinen Einlassstopp. „Wir haben alles versucht, was möglich ist. Aber mehr geht nicht“, teilte der Co-Gründer des Festivals Thomas Jensen am Dienstag in einer Videobotschaft auf Instagram mit. Schweren Herzens müssten sie das Gelände zumachen, zum ersten Mal in der Geschichte des Wacken-Open-Airs. Nur so könne die Versorgung und Sicherheit der Besucher gewährleistet werden. Schätzungen zufolge wurden von 80000 Ticketbesitzern 35000 Personen nicht mehr reingelassen.
Christoph Jäger kann sich somit glücklich schätzen, dass er schon am Montag angereist ist und sein Festivalbändchen erhalten hat. Gemeinsam mit seinem Bruder und einem Freund aus Großerlach ist er aus dem Auto ausgestiegen und am Verkehrschaos vorbei zum Einlass gelaufen. Seine Frau – die beiden waren vorher gemeinsam im Urlaub – habe sowieso kein Ticket gehabt. „Das ist nicht so ganz ihre Musik“, erklärt der Bürgermeister. Sie sei dann heimgefahren, anstatt sich noch wie ursprünglich geplant den Ort anzuschauen.
Doch bei all dem Glück, das der Großerlacher und seine Begleiter hatten, tun ihm dabei auch die vielen Menschen leid, die ganz umsonst die weite Anreise auf sich nehmen mussten. Unter den 80000 jährlichen Festivalgängern herrsche eine unglaubliche Gemeinschaft. „Da fühlt man mit, die Wehmut ist schon da“, sagt Jäger. Das merke er auch den Bands an.
Trotz allem will Christoph Jäger die Zeit auf dem Festival genießen. Wenn alle heimfahren würden, „wäre das Wacken tot“, bedenkt er. Während des Telefonats befindet er sich gerade auf dem Weg vom Biergarten bei der Wacken-Brauerei zum nächsten Konzert. „Momentan scheint die Sonne und der Himmel ist blau“, berichtet er. Begeistert erzählt er von den Bands, die er bislang schon gesehen hat, darunter etwa die „Metalqueen Deutschlands“, Doro Pesch, aber auch „Battle Beast“, „Beyond the Black“, „Helloween“ und die „Broilers“. „Die waren richtig gut, unglaubliche Spielfreude“, findet Jäger. Die Stimmung sei trotz der Umstände sehr gut. Auch wenn jede Bewegung so anstrengend wie bei einer Wattwanderung sei. Dem Matsch prognostiziert Jäger aber ein baldiges Ende. Mit der Sonne am Himmel trockne er bereits gut ab.
Der Großerlacher freut sich nun noch auf die weiteren Headliner, aber auch auf die kleineren Bands, die seinen musikalischen Horizont erweitern können. Heute ist der letzte Tag. Das Wacken-Open-Air ist ihm in den letzten Jahren besonders ans Herz gewachsen. „Ich hätte mir selber nie vorstellen können, auf ein Festival mit so vielen Leuten zu gehen“, sagt der Bürgermeister. „Aber Wacken zeigt der Welt, dass es geht.“ Menschen jeder Herkunft und Religion würden gemeinsam ein friedliches Fest feiern. „Das ist der Spirit hier.“