Christoph Jäger betont den Zusammenhalt in Großerlach
Beim diesjährigen Bürgertreff steht die Historie der Gemeinde Großerlach im Fokus. In diesem Jahr wird der Gemeindezusammenschluss gefeiert. Die deutliche Ansage von Bürgermeister Christoph Jäger: Nur die Gemeinschaft bringt die Ortsteile weiter.
Von Simone Schneider-Seebeck
Großerlach. Etwas Wehmut ist schon dabei, als Nochbürgermeister Christoph Jäger, der seit dem Jahr 2000 die Geschicke Großerlachs leitet, die Gäste des 16. Großerlacher Bürgertreffs begrüßt. Zum letzten Mal in seiner Amtszeit, wie er betont. Umso glanzvoller, dies in einem Jahr zu tun, das für die Großerlacher doch eine ganz besondere Bedeutung hat – denn 2024 kann die Gemeinde das 50-jährige Jubiläum des Zusammenschlusses feiern.
Und so geht der Blick einerseits zurück in die Vergangenheit der Gemeindeteile, andererseits auch nach vorne in die Zukunft, für die vor allem eines gelte: „Wenn wir vereint handeln, gibt es kaum etwas, das wir nicht gemeinsam schaffen könnten. Wenn wir uns spalten lassen, gibt es kaum etwas, das wir schaffen könnten“, wie bereits John F. Kennedy in seiner Antrittsrede als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika am 20. Januar 1961 formuliert hatte. Ein Ausspruch, der weiterhin Gültigkeit habe, wie Jäger immer wieder betont: „Wir dürfen uns nicht spalten lassen!“
Die vormalige Eigenständigkeit
der Dörfer war nur eine kurze Episode
Wie bei zahlreichen anderen Gemeinden, die durch die Gemeindereform der 1970er-Jahre mehr oder weniger freiwillig zueinander finden mussten, hatte dies auch für Großerlach gegolten. Dabei, wie Christoph Jäger berichtet, war die Eigenständigkeit der Dörfer zuvor nur eine kurze Episode gewesen, denn Groß-Örlach gehörte bis 1848 zu Sulzbach, Grab zu Murrhardt. Neufürstenhütte war bereits 1821 selbstständig geworden, allerdings „finanziell schon weiter, da komplett pleite und unter Staatsaufsicht“ stehend.
Trotz schwieriger Anfänge war es den Ortschaften gelungen, sich aus der größten Armut zu befreien, allerdings nicht aus alleiniger Kraft, sondern: „Die Menschen in den Gemeinden Großerlach und Grab haben das damals aber nicht geschafft, indem sie gegeneinander gearbeitet haben – sondern weil sie ihre Herausforderung ganz im Sinne des Zitats von Kennedy gemeinsam, als Schicksalsgemeinschaft, angegangen sind“, so Jäger im historischen Rückblick.
Den Schwierigkeiten des 20. Jahrhunderts hatte man noch in Eigenständigkeit trotzen können, doch „stetig zunehmende Ausgaben und Anforderungen (hatten) letztlich dazu geführt (…), dass Mitte der Siebzigerjahre eine große Gemeindereform notwendig wurde.“ Dabei mahnt Jäger auch an: „Es sollte uns schon ein wenig zu denken geben – nicht die Weltkriege, der Kalte Krieg, die Folgen des großen Börsencrashs oder die Ölkrise zwangen die Gemeinden zur Reform, sondern die in guten Zeiten stetig wachsenden Ansprüche, Anforderungen und bürokratischen Vorgaben.“ So gibt er auch zu bedenken, dass im Laufe der Geschichte große Zivilisationen nicht unbedingt durch äußere Einflüsse, sondern von innen heraus zugrunde gegangen seien, etwa durch ausufernde Bürokratie – was vereinzelten Applaus der Gäste hervorruft.
Der Zusammenschluss der Gemeinden vor 50 Jahren – der übrigens vom 29. bis 30. Juni gefeiert wird – habe sich, manchen Vorbehalten zum Trotz, als Segen für das Gemeinwohl erwiesen. So habe die Entwicklung „zu einer beeindruckenden, meistens erfrischenden und nur manchmal etwas wunderlichen Vielfalt geführt. Es entwickelten sich Nachbarschaften, Freundschaften, Interessengemeinschaften und eine immer noch beachtliche Bereitschaft, zum Wohle der Gemeinde im Ehrenamt mit anzupacken.“ Und dabei seien die zahlreichen guten Entwicklungen nur möglich gewesen, weil die Menschen zusammengearbeitet haben.
In Kevin Dispan sieht Christoph Jäger einen würdigen Nachfolger
Weitere Themen
Beispielhaft für das gemeinschaftliche und ehrenamtliche Engagement werden auch bei diesem Bürgertreff wieder Menschen ausgezeichnet, die sich teils seit vielen Jahren für das Wohl der Gemeinde eingesetzt haben. Insbesondere die neuen Trägerinnen und Träger der Ehrennadeln in Silber und Gold für langjähriges Engagement im Ehrenamt werden für ihren Einsatz mit lang anhaltendem Applaus bedacht.
Beruhigt könne er, wenn auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge, auf die Zukunft der Gemeinde blicken, so der scheidende Rathauschef, da er in Kevin Dispan, der am 18. Februar dieses Jahres zum neuen Bürgermeister Großerlachs gewählt wurde, einen würdigen Nachfolger sehe: „Erlauben wir ihm, seinen eigenen Stil zu finden und seien wir wohlwollend und mit der Bereitschaft, ihn zu unterstützen, gespannt darauf“, fordert Jäger auf.
Zum Schluss weist er auf bereitstehende Tütchen mit Samenbomben sowie grüne SOS-Dosen hin, die kostenlos mitgenommen werden können: „Eine einfache Geschichte, die aber Leben retten kann.“
Umrahmt wird die kurzweilige und mit viel Humor gewürzte Veranstaltung durch Beiträge verschiedenster Stilrichtungen des Musikvereins Frischauf Grab. Für einen würdevollen Beginn sorgt die Musik- und Spielgemeinschaft Trääs Sulzbach an der Murr mit beeindruckend ausdauerndem Fahnenschwingen. Und zu den köstlichen Erfrischungen der Landfrauen Grab lässt es sich beim gemütlichen Ausklang noch ein Weilchen entspannt unterhalten.
Blutspender Michael John, Benjamin Feil und Ute Wieland (abwesend) wurden für zehnmaliges, Claudia Stettin (abwesend) für 25-maliges Blutspenden geehrt. Besonderen Beifall gab es für Jürgen Mattheis (abwesend), der ganze 75-mal Blut gespendet hat. „Wir hoffen, es liegt nicht daran, dass er nicht kommen konnte“, scherzte Bürgermeister Christoph Jäger.
Ehrenamt Ruth Rokos von der evangelischen Kirchengemeinde erhielt die Ehrennadel in Silber. Sie ist seit 28 Jahren im Kirchengemeinderat, aktiv im Krankenpflegeverein, Heimatverein und bei der Dorfgemeinschaft Neufürstenhütte. Eugen Hanselmann ist seit 60 Jahren aktiver Musiker im Musikverein Frischauf Grab und engagiert sich insbesondere bei den Festen mit großem Einsatz. „Wenn man ihn anruft, ist er da“, so Christoph Jäger bei der Verleihung der Ehrennadel in Gold. Markus Wizemann ist nicht nur aktiv beim Musikverein Frischauf Grab, sondern auch bei der freiwilligen Feuerwehr: 30 Jahre Ausschussmitglied beim Musikverein, 20 Jahre Beisitzer, 21 Jahre zweiter Vorsitzender der freiwilligen Feuerwehr, 37 Jahre aktives Mitglied,
20 Jahre Gerätewart, 15 Jahre Ausschussmitglied sowie 23 Jahre Betreuer der Jugendfeuerwehr.