Wirbel um geheimen BND-Bericht
Corona-Ursprung bleibt ungewiss
Zwei Bundesregierungen haben wohl Hinweise auf eine Herkunft des Virus aus dem Labor geheimgehalten. Eindeutige Belege fehlten allerdings bis heute, meint Wissenschaftsredakteur Werner Ludwig.

© Chinatopix/AP/dpa
Hat die Coronapandemie auf diesem Tiermarkt im chinesischen Wuhan begonnen – oder doch in einem Labor?
Von Werner Ludwig
Ist Sars-CoV-2 durch eine Panne aus einem chinesischen Labor entwichen, in dem Viren manipuliert wurden? Lange hielten die meisten Fachleute das für unwahrscheinlich. Ihnen erschien plausibler, dass das Virus von Wildtieren auf Menschen übergesprungen ist. Endgültig geklärt ist der Ursprung bis heute nicht – auch wenn der Bundesnachrichtendienst die Laborthese offenbar bereits 2020 mit hoher Wahrscheinlichkeit für zutreffend hielt. Eindeutige Belege blieb der Geheimdienst aber schuldig.
Keine gesicherten Beweise
Das hat wohl zwei Bundesregierungen dazu bewogen, die BND-Analysen geheimzuhalten. Kurzfristig ist das nachvollziehbar. Ohne gesicherte Beweise wollte die Politik nicht noch mehr Unruhe in eine aufgeheizte Debatte bringen, zu der auch der damalige und kürzlich wiedergewählte US-Präsident Donald Trump mit unbelegten Vorwürfen gegen China beitrug. Primär ging es darum, eine Pandemie mit Millionen Toten weltweit zu bewältigen. Die Frage, ob das Virus durch natürliche Evolution oder im Labor entstanden ist, war da zunächst zweitrangig.
Fehlende Kooperation
Im Nachgang wäre die Klärung des Ursprungs von Sars-CoV-2 aber sehr wichtig – etwa mit Blick auf die Verhinderung künftiger Pandemien oder die Sicherheit von Laboren. Ohne Mithilfe der Chinesen wird sich die Laborthese aber weder belegen noch widerlegen lassen. Peking muss daher keine Schadenersatzforderungen fürchten, zumal fraglich wäre, wie diese sich durchsetzen ließen.