Cyberangriff auf Kliniken am Bodensee: Hintergrund unklar
dpa/lsw Friedrichshafen. Nach dem Hackerangriff auf den Klinikverbund „Medizin Campus Bodensee“ sind die Hintergründe der Tat weiterhin unklar. Dies teilte ein Sprecher der Polizei am Freitag in Ravensburg mit. Aktuell werde wegen des Verdachts der Computersabotage ermittelt. „Es muss im Zuge der Ermittlungen auch geklärt werden, inwieweit weitere mögliche Straftatbestände verwirklicht worden sein könnten.“
Der Klinikverbund war am Donnerstag Ziel einer Cyberattacke geworden. Es sind hauptsächlich das Klinikum Friedrichshafen und die Klinik Tettnang betroffen. Die Patientenversorgung sei weiterhin gewährleistet, hieß es. Eine Sprecherin des Klinikverbunds sagte, es dauere sicherlich noch einige Tage bis man die Systeme wieder hochfahren könne. Über die Art des Hackerangriffs machte sie keine Angaben.
Eine Sprecherin des Innenministerium sagte, dass Gesundheitswesen sei ein interessantes Ziel für Cyberkriminelle, da das Erpressungspotenzial dort aus deren Sicht aufgrund der vorhandenen sensiblen Daten und IT-Infrastrukturen hoch sei. Die aktuelle Krise sei für Cyberkriminelle ideal, um auch im Gesundheitswesen oder mit vermeintlichen Gesundheitsprodukten ihre kriminellen Absichten zu verwirklichen.
Insbesondere Ransomware (Erpressungs-Schadsoftware) verschlüsselt Daten und Systeme und kann laut Mitteilung die Infrastruktur von Arztpraxen und Kliniken lahmlegen. „Der Betrieb muss im schlimmsten Fall eingestellt werden. Operationen können nicht mehr durchgeführt, Patientenakten nicht mehr eingesehen, Medikamente nicht mehr dosiert werden“, sagte die Ministeriumssprecherin weiter.
Der Geschäftsführer des Klinikverbunds, Franz Klöckner, hatte den Hackerangriff eine „bedrohliche Ausnahmesituation“ genannt. Der „Medizin Campus Bodensee“ hat rund 540 Betten - davon 370 im Krankenhaus Friedrichshafen.
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