Vor fünf Jahren

"Da war klar, dass sich das nicht eindämmen lässt"

Am 1. Februar 2020 landet ein Flugzeug aus Wuhan am Frankfurter Flughafen. Virologin Sandra Ciesek testet die Passagiere - und weiß bald, dass die Pandemie nicht aufzuhalten ist.

Der Anruf kam morgens um vier Uhr.

© Andreas Arnold/dpa

Der Anruf kam morgens um vier Uhr.

Von dpa

Frankfurt/Main - Es war einer der ersten engeren Kontakte Deutschlands mit dem Thema Corona: Am 1. Februar 2020 landete ein Flugzeug mit 128 Menschen aus Wuhan auf dem Frankfurter Flughafen. Darin saßen Deutsche und enge Angehörige, die von der Bundeswehr aus China evakuiert wurden. 

Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek - die später als Podcast-Partnerin von Christian Drosten bundesweit bekannt wurde - regte damals an, dass bei allen Passagieren Rachenabstriche genommen und untersucht werden. Das Ergebnis veränderte ihre Prognose grundlegend, wie sie im Redaktionsgespräch mit der Deutschen Presse-Agentur sagte.

Ein Anruf morgens um vier 

Vor dem Einsteigen waren alle Passagiere auf Symptome wie Fieber oder Husten untersucht worden. Auch während des Flugs wurde ihr Gesundheitszustand überwacht. Das führte dazu, dass zehn Menschen mit Symptomen isoliert und ins Universitätsklinikum Frankfurt gebracht wurden. Alle anderen wurden in eine Kaserne in Rheinland-Pfalz gefahren, wo sie in Quarantäne mussten. 

Am nächsten Morgen lagen die Ergebnisse der PCR-Tests vor. "Morgens um vier Uhr rief mich das Labor an, dass zwei positiv sind - aber das waren nicht die, die im Krankenhaus waren", erinnert sich die Professorin. Die Schlussfolgerung war: Die Infizierten hatten das Virus weitergetragen, ohne es zu merken. Sie waren ansteckend, hatten aber keine Symptome. "In dem Moment war mir klar, dass sich das nicht eindämmen lässt." 

"Das schlechtest denkbare Ergebnis"

Der Ärztliche Direktor des Frankfurter Universitätsklinikums, Prof. Jürgen Graf, war bei den Ersten, die über das beunruhigende Ergebnis informiert wurden. Auch ihm war schnell klar: Die Krankheit ist für die Bevölkerung gefährlicher als andere Infektionskrankheiten, bei denen Patienten erst ansteckend waren, wenn sie bereits Symptome hatten. "Die Laborbefunde waren das schlechteste denkbare Ergebnis. Damit war klar, dass das kaum kontrollierbar sein würde." 

Den ersten Coronafall in Deutschland war am 27. Januar 2020 bekanntgeworden - es war ein Mitarbeiter des Autozulieferers Webasto in Stockdorf bei München. Dieser Ausbruch unter einigen Kollegen und Angehörigen konnte aber eingedämmt werden.

An Bord waren mehr als 100 Menschen, die evakuiert wurden (Archivbild).

© Boris Roessler/dpa

An Bord waren mehr als 100 Menschen, die evakuiert wurden (Archivbild).

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Erstellt:
30. Januar 2025, 04:16 Uhr

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