Daimler-Betriebsrat: KeineÖkopolitik gegen Beschäftigte
Chef der Belegschaftsvertreter in Untertürkheim zeigt Verständnis für Demos gegen Fahrverbote
Für ein E-Auto wird nur ein Bruchteil der Mitarbeiter benötigt wie für einen Benziner oder Diesel.Auch deshalb sieht derBetriebsratschef des Daimler- Stammwerks die Fahrverbote mit Sorge.
Stuttgart Der neue Chef des Betriebsrats im Daimler-Stammwerk Untertürkheim, Michael Häberle, hat Verständnis dafür geäußert, dass Arbeitnehmer gegen Fahrverbote für Dieselautos auf die Straße gehen. Die Beschäftigten der Autobranche seien von Fahrverboten sowohl als Autofahrer betroffen, die sich bevormundet fühlten, wie auch als Beschäftigte, die spürten, dass „das, was sich hier abspielt, ganz konkret mit ihrem Arbeitsplatz zu tun hat“, sagte Häberle unserer Zeitung. „Es ist daher nicht verwunderlich, dass eine solche Demonstration Zulauf bekommt. Sie wirkt für viele wie ein Ventil.“
Häberle kritisiert, dass die öffentliche Diskussion bis heute zu wenig unterscheide zwischen alten Dieseln, die auf der Straße zu viele Schadstoffe ausstießen, und neuen Dieseln, bei denen dies nicht mehr der Fall sei. Der heute produzierte Diesel werde nicht nur benötigt, um die geforderte Senkung des Ausstoßes von CO2erreichen zu können, sondern er sei auch die „Basis für einen nachhaltigen Übergang der Produktion zur Elektromobilität“.
Nach Schätzung von IG-Metall-Chef Jörg Hofmann würden bei einem 50-prozentigen Anteil der E-Autos in Deutschland perspektivisch rund 160 000 Arbeitsplätze im Bereich des Verbrennungsmotors wegfallen, aber nur 40 000 bis 50 000 in der E-Mobilität neu entstehen, und auch das nur, wenn sie in Deutschland angesiedelt werde.
Häberle äußerte die Sorge, dass der Diesel angesichts der öffentlichen Debatte „nicht mehr die Zeit bekommt, die er benötigt, um die Transformation zu begleiten“. Es sei richtig, den Unmut, der auf den Demonstrationen sichtbar werde, „aufzunehmen und alles dafür zu tun, dass sich die Umweltpolitik nicht gegen die eigene Bevölkerung und gegen die Beschäftigung richtet“.