Danica’s Dorflädle in Althütte steht vor dem Aus
Mehr als nur ein Ort zum Einkaufen: Danica Müller wird nach zweieinhalb Jahren ihren Lebensmittelladen in der Ortsmitte von Althütte schließen. Gründe sind unter anderem Umsatzeinbruch und Energiepreisanstieg. Es laufen aber Gespräche mit einem möglichen Nachfolger.
Von Annette Hohnerlein
Althütte. Ja, es ist traurige Gewissheit, Danica’s Dorflädle wird in der ersten Jahreshälfte schließen. Das ist ein Schlag für Danica Müllers Kunden, für die der Laden mehr ist als nur ein Ort zum Einkaufen. Dort kennt man sie, hat Zeit für ein Schwätzle und hilft, wenn es nötig ist.
Mit viel Power und Optimismus hat die Jungunternehmerin im Sommer 2020 ihr Lebensmittelgeschäft an der Hauptstraße in Althütte eröffnet und damit die Versorgung mit Artikeln des täglichen Bedarfs gesichert, nachdem der Nah-und-gut-Markt in der Schulstraße seine Pforten geschlossen hatte (wir berichteten). Frisches Obst und Gemüse, Fleisch und Wurst, Milchprodukte, Tiefkühlkost, Getränke, Tierfutter, Putz- und Körperpflegeartikel, all das war wieder im Ort erhältlich, ein Segen für ältere und wenig mobile Bürger.
Es kamen einige Dinge zusammen, dass sie sich nun zu diesem Schritt entschlossen hat, verrät die junge Frau. Seit September sei der Umsatz eingebrochen, vermutlich hätten die hohen Energiepreise dazu geführt, dass die Leute weniger Geld ausgeben. Auf der anderen Seite habe sie selbst höhere Kosten für Personal und Energie gehabt. Außerdem habe es in letzter Zeit, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine, Lieferschwierigkeiten gegeben. Dazu kamen noch Probleme bei einer EDV-Umstellung bei Müllers Lieferant Edeka-Food-Service. Dadurch war von den rund 1200 Artikeln im Sortiment zeitweise ein Viertel bis ein Drittel nicht verfügbar, ein Umstand, der manche Kunden verärgerte.
Das Privatleben hat unter der Arbeitsbelastung gelitten
Ein weiterer Grund für Müllers Entschluss war die hohe Arbeitsbelastung. „Ich hatte extrem viel Arbeit und Stress in den letzten zwei Jahren“, erklärt sie, „Es ist ja nicht damit getan, im Laden zu stehen. Ich putze selbst, schreibe und bezahle Rechnungen, bestelle Ware und bereite die Steuererklärung vor.“ Zwar hat sie bisher drei Minijobber beschäftigt, die Zahl reduziert sie nun aber auf zwei und ab März auf eine Person. Auch die Mitglieder ihrer Familie unterstützten sie nach Kräften, seien aber durch ihre eigene Arbeit ebenfalls eingespannt. Ihr Privatleben habe unter der Arbeitsbelastung gelitten, sagt Müller: „Ich habe oft abends und sonntags gearbeitet und hatte nur noch wenig Zeit für meinen Partner und die zwei Hunde.“
Alles zusammen hat in ihr den Entschluss reifen lassen, jetzt die Reißleine zu ziehen. Das macht sie vor allem im Hinblick auf ihre Kunden traurig. „Sie sind gerne zu mir gekommen, auch um sich mitzuteilen. Ein Kunde hat vor Kurzem zu mir gesagt: ‚Es ist nicht dasselbe, wenn du nicht da bist.‘ Da werden wohl ein paar Tränchen fließen“, vermutet Müller.
Die gelernte Bäckereifachverkäuferin möchte dem Einzelhandel treu bleiben, aber in Zukunft im Angestelltenverhältnis arbeiten. „Ich habe sehr viel gelernt in den letzten zwei Jahren“, betont sie. Und sie setzt sich dafür ein, dass der Markt weitergeführt wird. Ein potenzieller Nachfolger, mit dem sie im Gespräch sei, habe großes Interesse. So lange die Verhandlungen laufen, möchte dieser aber nicht genannt werden. Nur so viel verrät Müller: Es ist ein Konzept, bei dem die Kunden ihre Einkäufe an der Kasse selbst scannen und bezahlen. Solche Läden sind inzwischen in vielen kleineren Gemeinden angesiedelt und kommen mit weniger Personal aus. Aber ihre Kunden müssten keine Angst haben, dass sie mit der neuen Art des Einkaufens nicht zurechtkommen, erklärt Müller: „Am Anfang ist die ganze Zeit jemand da.“
Der geplante Supermarktneubau öffnet frühestens in zweieinhalb Jahren
Dass es eine wie auch immer geartete Nachfolgeregelung gibt, ist für Althütte von großer Bedeutung. Zwar wird die Ansiedlung eines größeren Lebensmittelmarkts von der Gemeinde vorangetrieben, aber bis es so weit ist, wird es noch dauern. Nachdem der ursprünglich geplante Standort beim Feuerwehrhaus aufgrund der hohen Kosten und der Proteste aus der Bürgerschaft nicht weiterverfolgt wurde, wird nun ein Areal neben der Festwiese geprüft und insbesondere auf Altlasten untersucht.
Dazu lässt Bürgermeister Reinhold Sczuka auf Nachfrage wissen: „Aufgrund des derzeitigen Untersuchungsstands der Dekra ist nicht damit zu rechnen, dass nicht lösbare Altlastenprobleme auftauchen.“ Parallel würde über einen Projektentwickler das Interesse bei möglichen Betreibern abgefragt. Erst wenn sich der Gemeinderat für einen Kandidaten entschieden hat, kann die Verwaltung die Bebauungsplanung in Absprache mit dem zukünftigen Betreiber angehen; wenn der Bebauungsplan dann rechtskräftig ist, kann mit dem Bau begonnen werden. So können gut noch zweieinhalb Jahre ins Land gehen, bis der Markt seine Pforten öffnet, rechnet der Bürgermeister vor.
Deshalb bleibt zu hoffen, dass Danica Müllers Bemühungen um den Fortbestand ihres Markts, wenn auch in anderer Form, Erfolg haben, damit bei der Lebensmittelversorgung keine Lücke entsteht.