Prinz Harry vs. Rupert Murdoch

Darum kämpft Prinz Harry so kompromisslos gegen den Boulevard

Ein „Spice Girl“ hat die Abfindung genommen. Hugh Grant auch. Von 40 Klagen gegen Rupert Murdochs Verlag NGN sind noch zwei übrig. Prinz Harrys Prozess soll im Januar beginnen. Warum tut er sich das an?

Prinz Harry lebt und wirkt inzwischen vor allem in den USA.

© IMAGO/ZUMA Press Wire/Nancy Kaszerman

Prinz Harry lebt und wirkt inzwischen vor allem in den USA.

Von Theresa Schäfer

Man sah Prinz Harry an, dass die Fragen ihn nervös machten. „Erinnern Sie sich noch, dass ich gesagt habe, ich kann nicht drüber reden?“, fragte er nur halb scherzhaft den „New York Times“-Journalisten, der ihn beim „Deal Book Summit“ der Zeitung Anfang Dezember zu dem Prozess löcherte, der im Januar in seiner alten Heimat beginnen soll. Der Sohn des britischen Königs Charles III. hat Rupert Murdochs News Group Newspapers (NGN) verklagt. Der Verlag gibt unter anderem das britische Revolverblatt „Sun“ heraus. Was er mit der Gerichtsverhandlung erreichen will, fragte ihn der „Times“-Journalist Andrew Ross Sorkin. „Die Wahrheit“, sagte Harry, „und dass jemand zur Verantwortung gezogen wird.“

Die Ursprünge dieses Prozesses liegen inzwischen über eine Dekade zurück. Dass die britische „Yellow Press“ beim Beschaffen von Informationen noch nie zimperlich vorging, ist hinlänglich bekannt. Offenbar systematisch wurden aber in den 1990er und frühen 2000er-Jahren die Telefongespräche und Mailbox-Nachrichten von Prominenten heimlich abgehört – nicht nur bei Zeitungen von NGN, sondern zum Beispiel auch beim „Daily Mirror“. Sängerinnen gehörten zu den Betroffenen, Schauspieler, Politiker und auch die Königsfamilie. 2011 wurden die „News of the World“, ein Blatt, das besonders skrupellos agiert hatte, eingestellt.

Paul Gascoigne einigte sich außergerichtlich, ein „Spice Girl“ auch

Nach und nach einigten sich die meisten der rund 1300 Opfer außergerichtlich mit NGN, das die Vorwürfe offiziell immer bestritten hat. Das frühere „Spice Girl“ Melanie Chisholm zum Beispiel, David Beckhams Vater Ted, die Schauspielerin Sienna Miller oder der englische Fußballheld Paul Gascoigne. In der Klageschrift zu einem anderen Prozess behauptete Prinz Harry, auch sein Bruder William habe sich von dem Murdoch-Verlag abfinden lassen. Und in seinem Buch „Reserve“ warf er seinem Vater Charles vor, dieser habe mit dem Boulevard geklüngelt – wohl in der Hoffnung auf eine freundlichere Berichterstattung. Dass er juristisch gegen die Blätter vorgeht, habe ihn noch weiter von seiner Familie entfremdet, sagt Harry.

Prinz Harry hat nie verhehlt, was er von der britischen Boulevardpresse hält. Er macht die Journalisten von Blättern wie der „Sun“ oder dem „Daily Mirror“ für den Tod seiner Mutter verantwortlich. „Wie eine Meute wilder Hunde“ hätten Paparazzi Diana nachgestellt, schreibt Harry in „Reserve“, sie in dem Tunnel an der Pont de l’Alma in Paris 1997 schließlich in den Tod gejagt. Harry treibt die stetige Sorge um, seine Frau Meghan könne ein ähnliches Schicksal ereilen. Das ist sicherlich ein Grund dafür, dass die Sussexes 2020 dem Vereinigten Königreich den Rücken kehrten.

Hugh Grant schreckten die Gerichtskosten

Inzwischen sind von rund 40 Klagen gegen NGN nur noch zwei übrig: Die von Prinz Harry und von Tom Watson, einem Labour-Politiker. In der ITV-Dokumentation „Tabloids on Trial“, die in Großbritannien im Sommer ausgestrahlt wurde, erklärte Schauspieler Hugh Grant, warum er sich mit NGN schließlich außergerichtlich geeinigt habe: Er sei Gefahr gelaufen, die Anwaltskosten beider Seiten tragen zu müssen. Umgerechnet gut zwölf Millionen Euro hätte ihn das kosten können. Da habe er klein beigegeben.

Harry schreckt das offenbar nicht. Der Prinz hat schon ähnliche Prozesse geführt. In einem Prozess gegen den Verlag des „Mirror“ bekam er bereits Schadenersatz zugesprochen. Bei der Veranstaltung der „Times“ sagte er, es gehe ihm ums Prinzip. Auch deshalb werde er keine Abfindung von NGN nehmen. „Ich bin einer der letzten, der erreichen kann, dass jemand zur Verantwortung gezogen wird. Dann können diese 1300 Menschen und ihre Familien auch endlich einen Strich unter die Sache ziehen.“

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Erstellt:
2. Januar 2025, 10:32 Uhr

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