Das 31. Backnanger Jahrbuch ist erschienen
In ihrem Vortrag zum 238. Altstadtstammtisch spürt Laura-Sophie Großmann der Biografie ihres Großvaters Gerhard Pfizenmaier nach, der in Murrhardt aufwuchs und in Backnang die Oberschule besuchte. Sie berichtet von einem Mann, der als Jugendlicher den Krieg erlebte.
Von Klaus J. Loderer
Backnang. Fast 100 Gäste hat Ulrich Olpp als Vorsitzender des Heimat- und Kunstvereins Backnang am Montagabend im Technikforum begrüßen können. Darunter waren zahlreiche Autorinnen und Autoren des 31. Backnanger Jahrbuchs, das bei diesem Anlass vorgestellt wurde. „Durch den Blick in die Geschichte lernt man für die Zukunft“, führte Oberbürgermeister Maximilian Friedrich in seinem Dank an Gerhard Fritz und Bernhard Trefz für die Herausgabe des Jahrbuchs aus.
Anschließend stellten die Herausgeber die Beiträge des Bands vor. Zum Umschlagfoto, das einen Fünf-Millionen-Mark-Schein zeigt, sagte Bernhard Trefz schelmisch, dass solche Geldscheine die Finanzierung der neuen Sporthalle doch schnell lösen würden, zumal der abgebildete Schein ja sogar von Oberbürgermeister Friedrich unterschrieben sei. Er korrigierte natürlich sofort, dass der Schein von Stadtpfleger Friederich unterschrieben worden war und aus der großen Inflation von 1923 stamme. Was vor 100 Jahren in Backnang passierte, ist das Thema eines Aufsatzes von Stadtarchivar Trefz im Backnanger Jahrbuch.
Von Kriminalgeschichten bis zu Bräuchen
Die Quellen zum Mord des Backnangers Christian Wilhelm Stölzel an einem Handelsmann in Ludwigsburg redigierte Carsten Kottmann ebenso wie die Lebenserinnerungen des in Backnang geborenen Kaufhausgründers Eduard Breuninger.
Ein Quellentext beschreibt die Bräuche in Rietenau. Unter den Forschungsbeiträgen findet sich Studie von Fabian Woelke zum Urkataster von Sulzbach an der Murr. Andreas Brunold behandelt in seinem Aufsatz den städtebaulichen Wandel Backnangs ab den 1950er-Jahren, während Gerhard Fritz den Städtebau nach dem Zweiten Weltkrieg in der näheren Umgebung betrachtet.
Stadtarchivar Trefz betonte, dass auch in diesem Band des Backnanger Jahrbuchs wieder eine Fotosammlung veröffentlicht werde. „In diesem Jahr geht es um Lost Places mit Fotos des Fotografen Alexander Becher.“ Die Stadtchronik des Jahres 2022 hat wieder Andreas Kozlik zusammengestellt. Dazu werden verschiedene Jubiläen in dem 300 Seiten umfassenden Band gewürdigt.
Laura-Sophie Großmann: „Die Biografie meiner Großeltern hat mir gezeigt, dass man weitermachen muss und nicht nachgeben sollte.“
Im zweiten Teil des Abends ging Laura-Sophie Großmann, eine frühere Studentin von Gerhard Fritz, auf die Lebenserinnerungen ihres Großvaters ein. Fritz leitete diese ein als spannenden Zeitblick aus Originalquellen und schönes Beispiel eines mikrohistorischen Ansatzes, der wichtig sei, um zu zeigen, wie die großen Zeitumstände in der Bevölkerung wahrgenommen wurden.
In ihrem Vortrag „Eine Jugend an der Front – und dann?“ vollzog Laura-Sophie Großmann die wichtigen Lebensstationen ihres Großvaters Gerhard Pfizenmaier nach, der aus einer Murrhardter Familie stammte, in Balingen aufwuchs, dann nach Murrhardt kam und die Oberschule in Backnang besuchte. Einen Einschnitt in sein Leben brachte der Zweite Weltkrieg, als er 1944 als Luftwaffenhelfer an der Schwarzenbach-Talsperre war, in Bayern zum Reichsarbeitsdienst musste und in Regensburg im Kriegsgefangenenlager war.
In Backnang besuchte Gerhard Pfizenmaier 1944/45 die Oberschule
Nach der Rückkehr nach Murrhardt war die Zukunft zuerst unsicher. In Backnang besuchte Gerhard Pfizenmaier im Winter 1944/1945 wieder die Oberschule und ging nach der mittleren Reife ab. In Ludwigsburg fand er einen Ausbildungsplatz bei der Firma Karl Keller, bei der er es bis zum technischen Betriebsleiter schaffte.
Nach einigen Jahren in Köln kehrte er 1967 nach Baden-Württemberg zurück und wurde nach einem Herzinfarkt im Alter von 59 Jahren pensioniert.
Großmanns Großmutter hatte als Heimatvertriebene eine ganz andere Biografie. Als heute kaum mehr nachvollziehbar wertete sie die Umstände der Eheschließung des Paars mit zwei verschiedenen Konfessionen, da eine katholische Hochzeit damals nicht möglich gewesen sei. Selbst der Bezug einer eigenen Wohnung sei noch problematisch gewesen. „Die Biografie hat mir gezeigt, dass man weitermachen muss und nicht nachgeben sollte“, zog Laura-Sophie Großmann ihr Resümee.
Backnanger Jahrbuch Der 31. Band des Backnanger Jahrbuchs ist bereits erhältlich, unter anderem bei der Backnanger Kreiszeitung in der Postgasse 7 in Backnang.