Tourismus

Das Erbe der Antike zieht Amerikaner an

US-Urlauber könnten in diesem Jahr in Griechenland die drittgrößte Besuchernation nach Deutschen und Briten sein.

Sehenswürdigkeiten wie der  Parthenon-Tempel auf dem Akropolis-Hügel sind bei Touristen aus den USA sehr beliebt.

© dpa/Angelos Tzortzinis

Sehenswürdigkeiten wie der Parthenon-Tempel auf dem Akropolis-Hügel sind bei Touristen aus den USA sehr beliebt.

Von Gerd Höhler

Griechenland steuert in diesem Jahr auf einen neuen Tourismusrekord zu. Wesentlichen Anteil haben daran Urlauber aus den USA. Sie kommen in größerer Zahl denn je nach Hellas. Die „Yankees“ sind dort gern gesehene Gäste, denn sie geben mehr aus als der Durchschnittsbesucher.

Die griechische Reisebranche eilt von einem Rekord zum nächsten. Nach Angaben der Bank von Griechenland kamen in den ersten fünf Monaten 21,3 Prozent mehr Touristen als im Vorjahreszeitraum. Kreuzfahrtpassagiere eingerechnet, könnte in diesem Jahr erstmals die Zahl von 40 Millionen ausländischen Besuchern erreicht werden. Das wären viermal so viele Menschen wie das Land Einwohner hat.

Deutsche und Briten sind traditionell die beiden größten Besuchernationen. Mal liegt das eine Land vorn, mal das andere. Im vergangenen Jahr stellten die Deutschen mit 4,76 Millionen die meisten Griechenland-Touristen, vor den Briten mit 4,59. Auf den Plätzen drei und vier rangierten bei den Besuchernationen die Italiener mit 1,84 und die Franzosen mit 1,83 Millionen fast gleichauf.

Antike Stätten und Museen

Aber jetzt schiebt sich eine Nation nach vorn, die früher in der griechischen Tourismusstatistik keine große Rolle spielte: die USA. Während die Touristenzahl in Griechenland 2023 um 21 Prozent zunahm, stieg die der US-Besucher um 29 Prozent auf 1,41 Millionen. Damit waren sie bereits die fünftgrößte Urlaubernation. Kreuzfahrtpassagiere sind in der Zahl nicht enthalten. Zum Vergleich: 2012 kamen gerade mal 373 000 Besucher aus den USA nach Hellas.

Ein Grund für den Boom ist, dass Griechenland aus Sicht der US-Amerikaner nach dem Ende der Staatsschuldenkrise wieder ein sicheres und politisch stabiles Reiseziel ist. US-Fluggesellschaften wie Delta, American und United haben ihr Sitzplatzangebot nach Griechenland seit dem Vor-Corona-Jahr 2019 mehr als verdoppelt. Sie verbinden in diesem Sommer Metropolen wie New York, Boston, Chicago, Washington, Atlanta und Philadelphia direkt mit Athen. Ein großes Touristenpotenzial sind die rund drei Millionen griechischstämmigen Bürger in den USA. Ob ethnische Griechen oder nicht: Das Erbe der Antike scheint auf die Besucher aus den USA einen besonderen Reiz auszuüben. Die meisten zieht es weniger an die Strände, sondern zu den antiken Stätten und in die Museen.

Urlauber aus den USA spielen wichtige Rolle

Für den griechischen Tourismus werden die Urlauber aus den USA in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen, glauben Branchenexperten. Das typische Profil der US-Gäste: Sie sind Mitte 40, wohlhabend, nächtigen häufiger als europäische Pauschaltouristen in Fünf-Sterne-Stadthotels oder Luxus-Resorts und bevorzugen teure Restaurants. Die US-Besucher bleiben länger als andere Urlauber, was unter anderem mit der weiten Anreise zu erklären ist. Während die Pauschalreisenden aus Europa in der Regel direkt zu den Inseln jetten, verbringt der typische US-Tourist rund eine Woche in Athen, um Sehenswürdigkeiten wie die Akropolis und die vielen Museen zu besuchen. Nach Daten der griechischen Zentralbank gaben die US-Besucher im vergangenen Jahr pro Tag und Kopf 85 Euro aus. Die Urlauber aus den EU-Staaten ließen nur 74 Euro springen.

Damit passt das Profil der Gäste aus den USA genau in die Vorstellungen der griechischen Fremdenverkehrsstrategen. Qualität statt Quantität, laute ihre Devise. Sie wollen allmählich weg vom Massentourismus und hin zu individuelleren Reisen, die auch ökologisch nachhaltiger sein sollen.

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Erstellt:
23. August 2024, 14:14 Uhr

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