WHO-Liste zu Bakterien und Viren

Das sind die 17 gefährlichsten Krankheitserreger weltweit

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie schlecht die Menschheit auf globale Erkrankungen vorbereitet ist. Die WHO hat deshalb erstmals eine Liste der gefährlichsten Keime erstellt, gegen die dringend Impfstoffe entwickelt werden sollten.

Die WHO hat erstmals eine Liste der weltweit gefährlichsten Krankheitserreger erstellt.

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Die WHO hat erstmals eine Liste der weltweit gefährlichsten Krankheitserreger erstellt.

Von Markus Brauer

Die Welt ist nach wie vor nur unzureichend auf mögliche neue Gesundheitskrisen oder Pandemien vorbereitet. Zu diesem Schluss ist die unabhängige Beobachtungsstelle Gesundheits-Krisenvorsorge (Global Preparedness Monitoring Board, GPMB) in ihrem Ende 2023 veröffentlichten Bericht „A Fragile State of Preparedness: 2023 Report on the State of the World’s Preparedness“ gekommen.

Dabei geht es nicht nur um durch Viren wie Corona, Ebola oder Vogelgrippe ausgelöste Infektionsgeschehen, sondern auch um andere gefährliche bakterielle sowie virale Epidemien. Hier eine Übersicht der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO) in Genf über die weltweit gefährlichsten Krankheitserreger:

WHO study lists top 17 endemic pathogens that regularly cause diseases in communities, for which new vaccines are urgently needed https://t.co/UgcoQzW1TJpic.twitter.com/DBjJWrRGUF — World Health Organization (WHO) (@WHO) November 5, 2024

A-Streptokokken

Dabei handelt es sich um eine Untergruppe der beta-hämolysierenden Streptokokken. Sie gehören der Lancefield-Gruppe A an. Sie besiedeln vor allem die menschliche Haut und den Rachen. Streptococcus pyogenes hat unter den A-Streptokokken die medizinisch größte Bedeutung. Durch ihre verschiedenen Serotypen gehören die A-Streptokokken zu den flexibelsten grampositiven Krankheitserregern.

Hepatitis-C-Virus

Es gibt fünf verschiedene Arten von Hepatitis, die durch unterschiedliche Viren verursacht werden – von A bis E. Gefährlich sind vor allem Hepatitis B und C, die zu den Hauptursachen von Leberzirrhose und Leberkrebs zählen und auf die sich der neue WHO-Bericht hauptsächlich bezieht. Diesem Bericht zufolge ist die Opferzahl in den 187 untersuchten Ländern von 1,1 Millionen im Jahr 2019 auf 1,3 Millionen Tote 2022 gestiegen.

HIV-1

HIV kann in zwei Typen unterteilt werden: HIV-1 und HIV-2. Von HIV-1 gibt es vier Untergruppen, die mit M, N, O und P bezeichnet werden. 90 Prozent aller HIV-Infektionen werden durch Viren der Gruppe M verursacht. Diese Gruppe wird wiederum in neun Subtypen unterteilt, die mit A, B, C, D, F, G, H, J und K bezeichnet werden. In Deutschland ist HIV-1 Subtyp B am weitesten verbreitet. Die meisten Infektionen weltweit werden durch HIV-1 Subtyp C (47 Prozent) gefolgt von Subtyp A (27 Prozent) verursacht.

Klebsiella pneumoniae

Der Darmbewohner Klebsiella pneumoniae ist einer der gefürchteten Krankenhauskeime, kann er doch bei geschwächten Patienten schwere Pneumonien, Harnwegsinfekte oder sogar Sepsis auslösen. Er ist zunehmend resistent gegen gängige Antibiotika und kann weitere Infektionen begünstigen.

Zytomegalievirus

Das Zytomegalievirus (CMV) gehört zu den humanen Herpesviren (Humanes Herpesvirus 5). CMV kommen beim Menschen und einer Vielzahl von Tieren vor. Das Virus einer Spezies ist jedoch nicht auf eine andere Spezies übertragbar.

Influenza-Virus

Die echte Grippe, auch Influenza genannt, ist eine akute Krankheit der Atemwege. Sie ist eine ernsthafte, mitunter auch lebensbedrohliche Krankheit, die durch Grippeviren ausgelöst wird. Erkältungen oder „grippale Infekte“ dagegen werden von anderen Erregern verursacht. Influenzaviren verändern sich ständig und bilden häufig neue Varianten. Durch diese Änderungen kann man sich im Laufe seines Lebens öfter mit Grippe anstecken und erkranken. Deshalb wird auch der Influenza-Impfstoff nahezu jedes Jahr neu angepasst.

Leishmaniose

Leishmaniose ist eine weltweit bei Mensch und Tier vorkommende Infektionserkrankung, die durch intrazelluläre protozoische Parasiten der Gattung Leishmania hervorgerufen wird. Ihr Verbreitungsgebiet sind die Tropen, besonders Peru, Kolumbien und das östliche Afrika, aber auch der Mittelmeerraum und Asien. Seit Mitte der 1980er Jahre treten die Sandmücken, welche die Leishmaniose übertragen, auch zunehmend in Deutschland auf.

Nicht-typhoide Salmonellen

Dabei handelt es sich um gramnegative Bakterien, die hauptsächlich Gastroenteritis, Bakteriämie und fokale Infektionen verursachen. Die Symptome von Salmonellen bestehen aus einer Diarrhö, hohem Fieber mit Erschöpfung oder Zeichen einer fokalen Infektion. Die Verdachtsdiagnose wird durch den kulturellen Erregernachweis aus Blut, Stuhl oder lokalen Materialien bestätigt.

Norovirus

Noroviren breiten sich besonders schnell aus, wenn viele Menschen auf engem Raum zusammen kommen – zum Beispiel in Kindergärten, Schulen, Kliniken oder Seniorenheimen. Eine Magen-Darm-Grippe (Gastroenteritis), die durch Noroviren verursacht wird, kann besonders schnell ausbrechen: Von bereits wenigen Stunden nach der Ansteckung bis zu zwei Tagen danach. Die Viren können von Mensch zu Mensch als sogenannte Tröpfcheninfektion, aber auch über Gegenstände oder Lebensmittel übertragen werden. Noroviren können zum Beispiel auf Gegenständen wie Handtüchern, Türklinken oder Toilettensitzen überleben.

Plasmodium falciparum (Malaria)

Malaria, auch Sumpffieber oder Kaltes Fieber genannt, gehört seit Menschengedenken zu den heimtückischsten Krankheiten. Die Malaria-Erreger werden durch Stiche von weiblichen Anopheles-Mücken übertragen. Schon ein Stich einer infizierten Mücke reicht aus, um sich anzustecken. Erst nach einigen Tagen merken die Betroffenen, dass sie erkrankt sind. Doch für viele ist es dann schon zu spät. Malaria verursacht Fieber, Anämie und neurologische Probleme und kann unbehandelt tödlich verlaufen.

Die Mücken stechen vor allem nachts zu. Die Erreger – sogenannte Plasmodien – gelangen in die Blutbahn und vermehren sich in der Leber. Die in Afrika verbreitete und schwerste Form, die Malaria tropica, wird durch den Erreger Plasmodium falciparum ausgelöst. Plasmodien sind einzellige Parasiten, die große medizinische Bedeutung haben, da die Krankheitserreger der Malaria zu dieser Gattung gehören.

Shigellen

Bakterienruhr ist eine hochansteckende, heftige Durchfallerkrankung, die von unterschiedlichen Bakterien der Gattung Shigella verursacht wird. Man unterscheidet zwischen Bazillenruhr und Amöbenruhr. Letztere ist eine ausgesprochene Tropenkrankheit, die Bazillenruhr kommt überwiegend in gemäßigten Breiten vor.

Bakterienruhr ist eine hochansteckende, heftige Durchfallerkrankung, die von unterschiedlichen Bakterien der Gattung Shigella verursacht wird. In Deutschland sind hauptsächlich Reisende und Reiserückkehrer betroffen. Die Erkrankung tritt häufig bei Kindern unter fünf Jahren auf und ist meldepflichtig.

Beim Menschen äußert sich eine Ruhr-Infektion mit Leibschmerzen und oft eitrig-blutigem Durchfall. Die Krankheit geht mit Mattigkeit, Frösteln, Durst, völligem Mangel an Appetit und anfänglichem Fieber einher. Fliegen spielen eine besonders gefährliche Rolle als Überträger der Bazillen.

Staphylococcus aureus

Staphylococcus aureus ist ein Bakterium, das viele Menschen besiedelt, ohne Krankheiten hervorzurufen. In besonderen Fällen führt es jedoch zu Infektionen, die aufgrund der vorhandenen Antibiotikaresistenzen schwer zu behandeln sind.

Dengue-Virus

Dengue-Fieber ist eine in den Tropen verbreitete Infektion, deren Ursache das Dengue-Virus ist. Bei dem Virus handelt es sich um ein 40 bis 60 nm (Nanometer: 1 nm entspricht einem Milliardstel eines Meters) großes, behülltes RNA-Virus mit positiver Polarität aus der Familie der Flaviviren.

Die Übertragung erfolgt durch die Stiche bestimmter Mückenarten. Die häufigere Form des Dengue-Fiebers ist – ähnlich wie eine sehr schwere Grippe – durch hohes Fieber, Hautausschlag sowie Kopf- und Gliederschmerzen gekennzeichnet und klingt meist komplikationslos ab. Bei Kindern unter zehn Jahren kann es zu inneren und äußeren Blutungen kommen, wobei die Sterblichkeit bis zu 30 Prozent beträgt.

Die wichtigsten Überträger der Dengue-Fieber-Viren sind die Weibchen der Gelbfiebermücke (Aedes aegypti, auch Ägyptische Tigermücke oder Denguemücke genannt) und der sich auch in Europa ausbreitenden Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus).

B Streptokokken

Bei Streptokokken der Gruppe B handelt es sich um kugelförmige Bakterien, die bei etwa 10 bis 30 Prozent der Erwachsenen nachgewiesen werden können. Gruppe-B-Streptokokken (GBS) treten vor allem im Verdauungstrakt, in der Harnröhre und bei Frauen im Vaginalbereich auf, meist ohne besondere Symptome hervorzurufen. Bei einer infizierten Schwangeren ist der Nachweis dieser Bakterien allerdings von entscheidender Bedeutung, da sie zum Ende der Schwangerschaft und bei der Geburt auf das Neugeborene übertragen werden können und schwere Folgen für das Kind haben können.

Extraintestinal pathogene Escherichia coli

E

Extraintestinal pathogene Escherichia coli (ExPEC) sind E. coli-Bakter ien, die Erkrankungen außerhalb des Gastrointestinaltraktes hervorrufen. E. coli als häufigste Verursacher von bakteriellen Harnwegsinfektionen eine wichtige Rolle. Zudem sind sie als Erreger von Blutvergiftungen und Krankenhausinfektionen gefürchtet. Seit den 1940er Jahren wurde E. coli aber auch zunehmend als Verursacher von Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes des Menschen bekannt.

Mycobacterium tuberculosis

Erreger der Tuberkulose sind Mycobacterium – aerobe, unbewegliche, langsam wachsende, stäbchenförmige Bakterien der Familie Mycobacteriaceae. Das Bakterium Mycobacterium tuberculosis wurde von Robert Koch am 24. März 1882 erstmals beschrieben. Er erhielt 1905 für die Entdeckung des Erregers den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.

Nach Angaben des Stuttgarter Gesundheitsamtes wird TB überwiegend von Mensch zu Mensch über die Atemwege durch feinste Tröpfchen übertragen. Die Inkubationszeit kann Wochen bis Monate betragen. Von der Infektion ist meist die Lunge betroffen. Tuberkulose kann aber auch andere Organe wie den Darm oder die Knochen befallen.

Respiratorisches Synzytial-Virus

Das RS-Virus (Respiratorisches Synzytial-Virus) ist weltweit verbreitet und löst vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern zum Teil schwere Erkrankungen der unteren Atemwege aus. Die Symptome einer RSV-Infektion ähneln häufig denen einer Erkältung. Der Verlauf einer Infektion lässt sich kaum voraussagen. RSV-Infektionen können in jedem Alter auftreten. Es trifft aber oft schon die Allerjüngsten. Bis zum zweiten Lebensjahr stecken sich nahezu alle Kinder an. Bei Säuglingen ist das Virus sogar die Hauptursache für eine Erkrankung der unteren Atemwege.

RSV wird vor allem über Tröpfcheninfektion übertragen. Beim Niesen oder Husten kann eine infizierte Person Tröpfchen, die Viren enthalten, in die Luft versprühen. Eine andere Person kann sich anstecken, wenn diese virushaltigen Tröpfchen eingeatmet werden und auf die Schleimhäute der Atemwege in Nase, Mund und Rachen gelangen.

Das RS-Virus kann auch durch eine Schmierinfektion über die Hand oder gemeinsam benutzte Gegenstände und Oberflächen weiterverbreitet werden. Eine Ansteckung ist möglich, wenn dann eine andere Person mit dem virushaltigem Sekret in Kontakt kommt und mit ungewaschenen Händen, Auge oder Nase berührt.

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Erstellt:
25. November 2024, 12:02 Uhr
Aktualisiert:
25. November 2024, 12:05 Uhr

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