„Goldener Windbeutel“
Das waren die „dreistesten Werbelügen“ des Jahres 2024
Jedes Jahr lässt Foodwatch Verbraucher darüber abstimmen, welche Lebensmittelhersteller mit ihren Verpackungen und Qualitätsversprechen am unverschämtesten tricksen. Hier kommen die „dreistesten Werbelügen“ des vergangenen Jahres.
Von Julia Hawener
Weniger Inhalt bei gleichem Preis, irreführende Verpackungen oder Qualitätsversprechen, die Produkte gesünder wirken lassen, als sie es tatsächlich sind: Firmen der Lebensmittelindustrie nutzen diese Strategien meist bewusst, um Supermarktkunden hinters Licht zu führen und mehr Profit zu machen.
Der gemeinnützige Verein Foodwatch nominiert deshalb jedes Jahr fünf Produkte, unter denen die Verbraucher für die „dreisteste Werbelüge“ abstimmen können. Der Lebensmittelkandidat mit den meisten Stimmen ist der Verlierer und erhält den „goldenen Windbeutel“.
„Goldener Windbeutel“ geht an Fruchtsnack für Kinder von Alete
Für das Jahr 2024 ging der unrühmliche Preis an den Hersteller von Baby- und Kindernahrung Alete, für einen Fruchtsnack für Kinder. Rund 57 Prozent der mehr als 55.000 Teilnehmer stimmten für die „Obsties Erdbeer-Banane mit Joghurt“ des Herstellers.
Laut Foodwatch ist das Produkt, das sich gezielt an Kinder wendet, deshalb problematisch, weil es auf der Verpackung mit der Bezeichnung „ohne Zuckerzusatz“ wirbt – die „Obsties“ bestehen jedoch zu 72 Prozent aus Zucker. Auch wenn es sich dabei ausschließlich um Zucker aus Früchten handelt, sei dieser in verarbeiteten Produkten nicht gesünder als Industriezucker, erklärte Foodwatch.
Alete bekam nach 2014 und 2017 bereits zum dritten Mal den „goldenen Windbeutel“ verliehen. Auf den Hauptkritikpunkt der Verbraucherorganisation, dass nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation die „Obsties“ gar nicht an Kinder beworben werden dürften, reagierte der Hersteller des Produkts, das Deutsche Milchkontor, laut Foodwatch nicht. Auf den restlichen vier Plätzen landeten folgende Produkte:
Platz 2: Langnese Cremissimo Bourbon Vanille Eis
Den zweiten Platz bei der Abstimmung um die „dreisteste Werbelüge 2024“ holte sich das Eis „Langnese Cremissimo Bourbon Vanille“. Laut Foodwatch hat der Hersteller Unilever die Packungsgröße der Eissorte von 1300 auf 900 Milliliter verringert, aber den Preis von 3,99 Euro beibehalten – eine Preiserhöhung um 44 Prozent.
Verbraucher erhalten für denselben Preis also deutlich weniger Produkt. Das Eis ist damit ein Paradebeispiel für die sogenannten Shrinkflation.
Platz 3: Veganer Schinken Spicker Mortadella von Rügenwalder Mühle
Hersteller Rügenwalder Mühle sicherte sich mit seinem „ Veganen Schinken Spicker Mortadella“ den dritten Platz.
Das Produkt wirbt nach den Angaben von Foodwatch damit, dass es „auf Basis von Sonnenblumenkernen“ hergestellt wird, obwohl nur zwei Prozent Sonnenblumenprotein enthalten sind. Tatsächlich spiele die Zutat Rapsöl eine deutlich größere Rolle.
Platz 4: Offset Nutrition Pretty Little Meal Bar
Der „Pretty Little Meal Bar“ von Offset Nutrition wird als „Hauptmahlzeitenersatz“ beworben. Zudem soll er „zum Abnehmen konzipiert“ sein.
Tatsächlich enthalte ein Riegel aber fast fünf Zuckerwürfel, wie der gemeinnützige Verein kritisierte. Dafür gab es den vierten Platz beim Rennen um die „dreisteste Werbelüge 2024“.
Platz 5: Heisse Tasse Champignon Creme
Der fünfte Platz ging an die „Heisse Tasse Champignon Creme“. Auf deren Verpackung sind groß frische Champignons zu sehen. Das ist laut der Verbraucherorganisation irreführend, da das Produkt nur zwei Prozent Gemüse enthält.
Bereits seit 2009 vergibt Foodwatch einmal jährlich den „goldenen Windbeutel“. In den vergangenen Jahren ging der Preis beispielsweise an das „Smart Water“ von Coca-Cola, eine Kinder-Tomatensauce, die viel Zucker enthielt, oder an einen Käse, der mit dem Versprechen warb, dass die Kühe auf der Weide frei herumlaufen durften – was jedoch nicht der Fall war.