Das Weissacher Mobilitätskonzept ist fertig

Die Ergebnisse des Konzepts sind in der jüngsten Gemeinderatssitzung vorgestellt worden. Die Rätinnen und Räte sehen es als Grundlage für künftige Entscheidungen über Einzelmaßnahmen. Diese müssen nun von der Verwaltung erarbeitet und wieder ins Gremium gebracht werden.

Bei zwei Workshops sind die Weissacher Bürgerinnen und Bürger in die Planungen mit einbezogen worden. Auf dem Foto stellt Ingenieur Robert Wenzel mögliche Maßnahmen aus dem Konzept vor: Schutzstreifen für Radfahrer und eine Radwegbrücke. Archivfoto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Bei zwei Workshops sind die Weissacher Bürgerinnen und Bürger in die Planungen mit einbezogen worden. Auf dem Foto stellt Ingenieur Robert Wenzel mögliche Maßnahmen aus dem Konzept vor: Schutzstreifen für Radfahrer und eine Radwegbrücke. Archivfoto: Tobias Sellmaier

Von Melanie Maier

Weissach im Tal. Das Mobilitätskonzept, das die Bernard-Gruppe aus Aalen für die Gemeinde Weissach im Tal erarbeitet hat, ist nun fertiggestellt worden. Das Planungspapier umfasst vier Gesamtmaßnahmen, fünf Maßnahmengruppen und knapp 20 Einzelmaßnahmen, die jeweils einer von drei Realisierungsstufen zugeordnet sind. Das finale Paket stellte Diplom-Ingenieur Robert Wenzel von der Bernard-Gruppe in der jüngsten Gemeinderatssitzung vor, die übrigens erstmals seit der Coronapandemie wieder im Sitzungssaal des Rathauses in Unterweissach stattfand.

Vor einem Jahr, im Oktober 2022, hatten die Rätinnen und Räte zuletzt öffentlich über das Mobilitätskonzept diskutiert. In der Sitzung zeigten sich viele von ihnen nicht mit dem Zwischenergebnis zufrieden. Die Einteilung in kurzfristig umsetzbare (Stufe eins), mittelfristig umsetzbare (Stufe zwei) und langfristig beziehungsweise perspektivisch umsetzbare Maßnahmen (Stufe drei) hatte aus ihrer Sicht nicht die Priorität widergespiegelt, die einzelne Maßnahmen für die Gemeinde haben.

Stufe 1 wurde überarbeitet

Daher wurde das Konzept nochmals überarbeitet (siehe Infotext). Während sich an den Stufen zwei und drei nichts geändert hat, sind in Stufe eins nun nicht mehr nur die Maßnahmen enthalten, die kurzfristig umsetzbar sind, sondern auch solche, die von der Verwaltung ausdrücklich bevorzugt werden. Als Beispiel nannte Robert Wenzel etwa die Welzheimer Straße. Deren Umgestaltung würde voraussichtlich zwar recht lange dauern und hohe Kosten verursachen, habe aber einen besonders großen Nutzen für die Gemeinde.

In der Welzheimer Straße ist der Handlungsbedarf besonders groß. Archivfoto: Alexander Becher

© Alexander Becher

In der Welzheimer Straße ist der Handlungsbedarf besonders groß. Archivfoto: Alexander Becher

Als weitere Maßnahmen, die aus dem Konzept hervorgehen könnten, nannte der Ingenieur beispielhaft den Bau von Mittelinseln an den Ortseingängen (zur Geschwindigkeitsdrosselung), das Anbringen von Schutzstreifen für den Radverkehr auf bestimmten Straßen, die Reduzierung von Parkflächen (für attraktivere Ortsmitten), die Einführung eines Anrufsammeltaxis und den barrierefreien Umbau von Busbuchten zu Straßenrandhaltestellen.

„Mit dem integrierten Mobilitätskonzept verfügen wir jetzt über eine Agenda, die aufzeigt, wo wir tätig werden können, um die Mobilität in Weissach zu verbessern“, so Bürgermeister Daniel Bogner. Es handele sich dabei jedoch um ein Rohkonzept, keine Detailplanung. „Die Einzelmaßnahmen müssen sowieso nochmals im Gremium besprochen werden.“ So war es auch in der Tagesordnung zu lesen. Darin wurden die Rätinnen und Räte aufgefordert, den Schlussbericht des Konzepts zu beschließen und die Verwaltung damit zu beauftragen, Einzelmaßnahmen der Stufe eins zur Abstimmung im Gemeinderat vorzubereiten.

Die Verwaltung muss nun aktiv werden

Er denke nicht, dass der Gemeinderat und die Verwaltung jede Maßnahme eins zu eins umsetzen werden, sagte Gemeinderat Jan Hutzenlaub (LWB). Doch das Konzept gebe eine gute Stoßrichtung vor. „Das Wichtigste ist, dass wir das Konzept jetzt nicht nur beschließen, sondern auch der Verwaltung den Auftrag mitgeben, sich an die Detailplanung zu machen.“ Er setzte sich außerdem dafür ein, dass Weissach im Tal sich der Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ anschließen solle, die mehr Entscheidungsfreiheit für Kommunen bei der Anordnung von Tempolimits fordert. Bogner kündigte an, das Thema bei einer der kommenden Sitzungen mit auf die Agenda zu nehmen.

Wilhelm König (UBL) plädierte für eine schnelle Umsetzung und dafür, kleinere, günstige Maßnahmen nicht zu vergessen. „Wir sollten die Suppe essen, solange sie heiß ist“, verdeutlichte er. Oberste Priorität hätten die Großprojekte, hinter denen die Gemeinde jetzt schon her sei, sagte Bogner. Knotenpunkte wie die Welzheimer Straße, Lommatzscher Straße und Jägerhalde seien Schwerpunkte. Gleichzeitig wolle man das abarbeiten, was man abarbeiten könne.

Zweifel an der Wirksamkeit

Carl Höfer (CDU/FWV) teilte mit, er habe gemischte Gefühle dem Konzept gegenüber. „Klar muss sein: Die Zustimmung zu dem Konzept bedeutet nicht die Zustimmung zu jeder Einzelmaßnahme“, betonte er. Seiner Meinung nach versuche man an zu vielen Stellen, ländliche Probleme mit städtischen Maßnahmen zu lösen. Er sah es als kritisch an, den Autoverkehr zu stark abzuwerten. „Bei kleineren Maßnahmen habe ich zum Teil größere Zweifel, dass sie überhaupt etwas bringen“, fügte er hinzu.

Er sehe das Mobilitätskonzept als eine Diskussionsgrundlage für die einzelnen Punkte, erwiderte Bogner. Eine detaillierte Planung müsse jeweils einzeln erfolgen. Bei der folgenden Abstimmung votierte das Gremium geschlossen dafür, den Schlussbericht des Konzepts zu beschließen und die Verwaltung mit der Erarbeitung einzelner Maßnahmen zu beauftragen.

Das integrierte Mobilitätskonzept: Idee, Umsetzung und Maßnahmen

Idee Mit dem integrierten Mobilitätskonzept sollte
untersucht werden, welche Möglichkeiten der innerörtlichen Verkehrsentlastung in Weissach im Tal bestehen. Besondere Bedeutung kam der Förderung alternativer Verkehrsmittel zum Auto zu.

Umsetzung Ende Juni 2021 hat der Gemeinderat die Erstellung des Mobilitätskonzepts durch die Bernard-Gruppe aus Aalen beschlossen, nachdem die Zusage für eine Landesförderung über 23100 Euro vorlag. Erster Schritt war eine Bestandsanalyse, zu der etwa Geschwindigkeitsmessungen, aber auch eine Haushaltsbefragung und ein Workshop mit Bürgerinnen und Bürgern gehörte. Ein vorläufiges Maßnahmenkonzept wurde im Technischen Ausschuss (am 14. Juli 2022) sowie bei einem zweiten öffentlichen Workshop (am 9. August 2022) vorgestellt, diskutiert und weiterentwickelt. In der Gemeinderatssitzung am 13. Oktober 2022 sollten erste Maßnahmen beschlossen werden. Die Rätinnen und Räte stimmten jedoch dafür, die Maßnahmen zunächst entsprechend ihres Wirkungsgrads, ihrer Kosten und der Umsetzungsdauer einzuteilen. Ein aus dieser Maßgabe erstelltes Realisierungskonzept wurde in der Klausurtagung des Gemeinderats im März dieses Jahres besprochen. Die finale Version des Mobilitätskonzepts ist in der jetzigen Oktobersitzung vom Gemeinderat beschlossen worden.

Maßnahmen Das Konzept umfasst vier Gesamtmaßnahmen, fünf Maßnahmengruppen und knapp 20 Einzelmaßnahmen.

Gesamtmaßnahmen: die Umgestaltung der Ortsmitte Unterweissach (nördliche Welzheimer Straße), des Knotenpunkts Lommatzscher Straße/Welzheimer Straße/Jägerhalde, des Knotenpunkts Lommatzscher Straße/Stuttgarter Straße und der Welzheimer Straße (Abschnitt Jägerhalde bis Seemühle).

Maßnahmengruppen: die Gestaltung von Ortseinfahrten zur Geschwindigkeitsdämpfung und Querungssicherheit, die Verkehrsberuhigung durch Geschwindigkeitsbeschränkung, Umbau und die Aufwertung von Bushaltestellen, die Einrichtung von Mobilitätsstationen (zum Beispiel für Carsharing) in den einzelnen Ortsteilen sowie die Verbesserung der Radabstellmöglichkeiten in den Ortszentren.

Zum Artikel

Erstellt:
18. Oktober 2023, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen