Datenbank bündelt Informationen: Nach Gurs vertriebene Juden
dpa Karlsruhe. Sie soll nie wirklich „fertig“ sein: Eine neue Datenbank erfasst die Schicksale von rund 6500 Menschen jüdischen Glaubens, die die Nazis am 22. Oktober 1940 aus Baden, dem Saargebiet und der Pfalz in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich deportierten.
Um an ein Verbrechen der Nazis im Zweiten Weltkrieg zu erinnern und der jüdischen Opfer einer Deportationsaktion zu gedenken, sind ihre Schicksale nun in einer Datenbank erfasst. „Die Erinnerung an die Opfer der Deportation nach Gurs ist ein Mahnruf gegen das Vergessen und gegen jede Form von Antisemitismus in der Gegenwart“, teilte das Generallandesarchiv Karlsruhe anlässlich der für diesen Donnerstag (11. November) geplanten Präsentation vor. Die Online-Datenbank soll unter www.leo-bw.de/themen/gurs abrufbar sein.
Am 22. Oktober 1940 - dem vorletzten Tag des jüdischen Laubhüttenfestes Sukkot - holten Polizeibeamte und Gestapoleute in Baden, dem Saargebiet und der Pfalz in der ersten großen Deportationsaktion deutscher Staatsbürger aus dem damaligen Deutschen Reich rund 6500 Menschen aus ihren Häusern und Wohnungen. Sie waren jüdischen Glaubens oder galten den Nationalsozialisten als Juden und wurden in tagelangen Zugtransporten nach Gurs im Vorland der französischen Pyrenäen gebracht. Für zwei Drittel der Verschleppten bedeutete die Deportation den Angaben nach den Tod.
Die Datenbank soll die Geschichten der Menschen zusammenführen und sie mit Angaben aus Quellen wie Archiven verknüpfen. „Sie baut auf den Forschungsergebnissen zahlreicher kommunaler und zivilgesellschaftlicher Initiativen auf“, hieß es. „Weil der Informationsstand sich ständig ändert, wird die Datenbank nie wirklich "fertig", lückenlos und fehlerfrei sein.“
Das Generallandesarchiv Karlsruhe betreut die Datenbank, die mit der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden erstellt wurde. Finanziert haben das Projekt die Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland sowie die Städte, Gemeinden und der Bezirksverband Pfalz, die in der Arbeitsgemeinschaft zur Unterhaltung und Pflege des Deportiertenfriedhofs in Gurs zusammenarbeiten.
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