Hochwasser und Starkregen
Lage in Nachbarländern spitzt sich zu – Abriss der Carolabrücke „gegen die Zeit“
Schwere Regenfälle in Österreich führen zu brenzliger Lage an Donau-Zufluss. An der Elbe hilft nun die Bundeswehr beim Teilabriss der Carolabrücke.
Von rh/dpa
In diesem Artikel finden sie Informationen zur Hochwasserlage folgender Orte:
- Elbe in Dresden
- Tschechien
- Polen
- Österreich
- Bayern
Wegen der starken Regenfälle drohen in Deutschlands östlichen Nachbarländern massive Überschwemmungen - und auch für Deutschland warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor Gefahren durch anhaltenden Regen. Vor allem in Dresden ist man wachsam, die Zeit für den Abriss am eingestürzten Teil der Carolabrücke drängt.
Voraussichtlich am Samstagabend wird am Pegel Schöna die Alarmstufe 1 erreicht, für Dresden wird dies am frühen Sonntagmorgen erwartet, teilte das Landeshochwasserzentrum Sachsen in einer Warnmeldung mit. Die höchsten Wasserstände an den sächsischen Elbepegeln werden derzeit ab Mittwoch und Donnerstag kommender Woche erwartet.
Elbe in Dresden: Abrissarbeiten der Carolabrücke bis Sonntagabend
Deswegen drängt die Zeit bei den Abrissarbeiten am eingestürzten Teil der Dresdner Carolabrücke. „Wir arbeiten wirklich mit Hochdruck gegen die Zeit“, sagte Feuerwehrsprecher Michael Klahre am Morgen. In der Nacht seien die Arbeiten ununterbrochen fortgesetzt worden. „Wir kommen recht gut voran.“ Ziel sei es weiterhin, die Beräumungsarbeiten bis Sonntag durchgeführt zu haben. „Denn der Pegel steigt weiter, und wenn dieser Bereich hier überflutet ist, dann können wir hier nicht mehr arbeiten“, erklärte Klahre mit Blick auf das für die Elbe erwartete Hochwasser.
Am Freitagabend waren zwei Bergepanzer der Bundeswehr zur Unterstützung vor Ort eingetroffen. Dafür sei er dankbar, sagte Klahre. „Wir fahren hier auf Sicht.“ Wenn der Pegelstand steige, müsse man gegebenenfalls Technik zurücknehmen. Der Boden sei wegen des Regens bereits morastig, Geräte könnten sich festfahren. „Deswegen ist die Unterstützung der Bundeswehr auch so unglaublich wichtig.“
Für Sachsen meldete der Deutsche Wetterdienst (DWD) am frühen Samstagmorgen, dass der Dauerregen bis zum Samstagmittag voraussichtlich abklingt. Die Nacht zum Sonntag soll demnach weitgehend niederschlagsfrei bleiben. Am Sonntag setzt der Prognose zufolge dann wieder Regen ein.
Ursache für das Anschwellen der Elbe sind den Angaben nach heftige Regenfälle im Einzugsgebiet von Elbe und Moldau in Tschechien. In Deutschlands Nachbarland wurde an rund 20 Flüssen und Bächen die dritte Hochwasser-Alarmstufe „Gefährdung“ ausgerufen, wie die Nachrichtenagentur CTK meldete.
Die Lage in Tschechien: Wassermassen an der Grenze zu Polen
In Tschechien hat starker Dauerregen bereits an vielen Flüssen und Bächen zu Hochwasser-Alarm geführt. Die höchste Warnstufe 3 („Gefährdung“) galt am Vormittag an mehr als 35 Pegelstationen, etwa in Spindleruv Mlyn (Spindlermühle) am Oberlauf der Elbe.
Das tschechische Fernsehen veröffentlichte auf X Aufnahmen aus dem Dorf Mikulovice nahe der Grenze zu Polen. Dort ist zu sehen, wie am frühen Morgen die Wassermassen Häuser, Garagen und Straßen überfluten.
Voda zaplavila okolo třetí hodiny ráno několik domů v Mikulovicích na Jesenicku. Nerozvodnila se tam však řeka, po prudkém dešti stekla voda z okolních polí. Hasiči lidem nabídli evakuaci do zdejší sokolovny, nikdo ji ale zatím nevyužil. pic.twitter.com/cL5vZsm3Ur — Události Ostrava (@UdalostiOstrava) September 14, 2024
„Das Wasser floss von den umliegenden Feldern ins Dorf herab“, hieß es. Die Feuerwehr habe den Bewohnern angeboten, sich in der örtlichen Turnhalle in Sicherheit zu bringen. Bislang habe dies aber niemand genutzt.
In Prag liefen die Vorbereitungen auf das erwartete Moldau-Hochwasser auf Hochtouren. Es sollten in weiteren Stadtteilen Hochwasser-Schutzwände im Uferbereich errichtet werden. Der Schiffsverkehr wurde eingestellt. Mit dem Scheitelpunkt wurde in der tschechischen Hauptstadt in der Nacht auf Sonntag bei einem Durchfluss von rund 1000 Kubikmetern Wasser pro Sekunde gerechnet.
Meteorologen zufolge werden die Pegelstände der Flüsse in Tschechien am Wochenende weiter ansteigen. Mancherorts hat es seit Freitag bereits 50 bis 110 Liter pro Quadratmeter geregnet.
Die Lage in Polen: Pegelstände sollen weiter steigen
Im Südwesten Polens ist seit Freitagmorgen mehr Regen niedergegangen als beim sogenannten Jahrtausendhochwasser 1997. In Jarnoltowek in der schlesischen Region Oppeln waren es innerhalb von 24 Stunden 161,5 Millimeter, wie das Meteorologische Institut (IMGW) mitteilte. Das waren 30 Millimeter mehr als der bisherige Rekordwert, der dort im Jahr des Oderhochwassers 1997 gemessen wurde. Landesweit sei die Alarmstufe an 47 Pegelmessstationen überschritten worden.
Der Bürgermeister von Jarnoltowek ordnete die Evakuierung von Bewohnern an, deren Häuser unterhalb eines Staubeckens liegen. Dieses drohte überzulaufen. Die Einwohner von zwei benachbarten Dörfern, die an dem Fluss Zloty Potok liegen, wurden ebenfalls aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. „Die Situation hat sich sehr zugespitzt, und das innerhalb weniger Minuten. Wir haben wirklich wenig Zeit“, sagte Bürgermeister Grzegorz Zawislak dem polnischen Nachrichtenportal Onet.
„Besonders gefährdet sind die Woiwodschaften Oppeln und Niederschlesien“, sagte Innenminister Tomasz Siemoniak nach einer Sitzung des Krisenstabs in der Stadt Nysa. Man arbeite eng mit den Behörden im benachbarten Tschechien zusammen - und die Nachrichten von dort seien nicht gut. „Die kommenden 24 bis 36 Stunden werden die schwierigsten.“
In Kalkow nahe der Grenze zu Tschechien musste die Feuerwehr eine Frau aus ihrem Auto befreien, wie die Nachrichtenagentur PAP meldete. Sie war auf einer überfluteten Straße unterwegs, als ihr Wagen von den Wassermassen von der Fahrbahn gespült wurde.
Auch in Niederschlesien spitzte sich die Lage zu. Besonders betroffen war dort die Region um Klodzko. Die Kleinstadt liegt an der Glatzer Neiße, einem Nebenfluss der Oder.
Die Lage in Österreich
Das schlechte Wetter hat in Teilen Österreichs über Nacht zahlreiche Feuerwehreinsätze erfordert. In Niederösterreich rund um die Landeshauptstadt Wien rückten die Retter in der Nacht 160 Mal aus, wie der Sprecher des Landeskommandos berichtete.
An mehreren Gewässern steigen wegen des anhaltenden Regens die Pegelstände. An der Donau wird ein Hochwasser erwartet, wie es im langjährigen Mittel nur alle 30 Jahre vorkommt. So wurde etwa in der Wachau der mobile Hochwasserschutz aufgebaut.
Am Kamp, einem Zufluss der Donau, stellen sich Behörden auf ein 100-jähriges Hochwasser ein. Einige Ferienhäuser sind bereits geräumt worden. An einigen Stellen ist der Fluss schon über das Ufer getreten. Am Kamp wurde der Katastrophenhilfsdienst aufgeboten, um ein Umspannwerk in Langenlois zu schützen.
Neben heftigem Regen gab es bereits am Freitag mancherorts einen Wintereinbruch. Im Kalser Ködnitztal am Großglockner in Tirol fiel jede Menge Schnee. Auf einigen Bahnstrecken wurde der Verkehr eingestellt.
Die Lage in Bayern
Die Schneefallgrenze sinkt, erste Straßen in Bayern sind überflutet: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) meldet vorerst kein Nachlassen von Dauerregen und Schnee und spricht eine Unwetterwarnung aus. Außerdem werde es teilweise auch windig und stürmisch. Ab Samstagnachmittag könne sich die Lage entspannen, der Regen ziehe aber erst am Mittwoch ab.
Am stärksten trifft der Regen dem Hochwassernachrichtendienst Bayern zufolge den Osten der Oberpfalz und die östlichen Alpen. Hier könne es zu Überflutungen und Erdrutschen kommen. Zwischen Mangfallgebirge und Berchtesgadener Alpen soll es mit 80 bis 100 Litern pro Quadratmeter innerhalb von 48 Stunden am meisten regnen. Aber auch im restlichen Südosten Bayerns könne es Hochwasser geben. Bislang meldete nur die Polizei in der Oberpfalz erste überschwemmte Straßen. In Franken bleibe es überwiegend trocken.
Passau kündigt erste Sperrungen im Stadtgebiet ab den Abendstunden am Samstag an. Vorbereitungen dafür werden demnach bereits getroffen, wie die Stadt am Vormittag mitteilte. Der Scheitelpunkt des Hochwassers dürfte in der Drei-Flüsse-Stadt am Sonntagmorgen erreicht werden mit Pegelständen an der Donau von 7,89 Meter und am Inn von 5,48 Meter.Damit würde den Angaben zufolge die Meldestufe Drei knapp überschritten.
In den Alpen fällt die Schneefallgrenze auf knapp 1000 Metern. Knapp darunter auf 800 Metern Höhe kann es durch Schneematsch glatt werden. Die meisten Flocken fallen laut DWD in den Chiemgauer und Berchtesgadener Alpen. Insgesamt könne es um die 40 Zentimeter, teilweise auch 100 Zentimeter Neuschnee geben. In niedrigeren Lagen sei mit maximal 20 Zentimetern zu rechnen.