Börse
Dax mit schwächster Woche seit zwei Jahren
Der deutsche Aktienindex hat sich in der vergangenen Woche auf Talfahrt befunden. Was ist der Grund – und welche Werte waren besonders betroffen?
Von Michael Bosch/dpa/AFP
Der deutsche Aktienindex hat in der vergangenen Woche seine Talfahrt beschleunigt. Zum Handelsende büßte der deutsche Leitindex 2,33 Prozent ein und lag bei 17.661,22 Punkten. Der Grund dafür: ein schwacher US-Arbeitsmarktbericht. Für den Dax war es der größte Tagesverlust seit März 2023, er erreichte den tiefsten Stand seit April. Bereits am Donnerstag hatte er so deutlich verloren wie seit über einem Jahr nicht mehr. Der Wochenverlust von 4,1 Prozent ist der höchste seit zwei Jahren. Für 2024 schmilzt der Dax-Gewinn damit auf 5,4 Prozent.
Auch bei anderen Indizes sah es nicht gut für Anleger aus: Der MDax der mittelgroßen Unternehmen verlor am Freitag letztlich 2,15 Prozent auf 24.464,06 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 2,7 Prozent bergab. Während die Londoner Börse spürbar weniger verlor, fiel das Minus in Zürich erheblich höher raus. Der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial verlor zum europäischen Handelsende 2,5 Prozent, während es für den technologielastigen Nasdaq 100 um 2,8 Prozent bergab ging.
US-Wirtschaftszahlen drücken Aktienkurse
Die US-Wirtschaft hat im Juli deutlich weniger Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Der Lohnanstieg schwächte sich überraschend ab, während die Arbeitslosenquote auf den höchsten Stand seit fast drei Jahren kletterte. Dazu gingen die Aufträge für die amerikanische Industrie im Juni deutlicher als erwartet zurück. Das wirkte sich auch auf die Börse hierzulande aus.
Schlechte Nachrichten vor allem von Amazon und Intel belasteten auch den europäischen Technologiesektor. Amazon als weltgrößter Online-Händler hatte die Anleger mit seinem Ausblick für das laufende Quartal enttäuscht. Auch der Chiphersteller Intel hatte die Erwartungen verfehlt und will mehr als 15 Prozent der Arbeitsplätze streichen. Durch den Absturz des Aktienkurses verlor Intel binnen kurzer Zeit mehr als 30 Milliarden Dollar. Kurz nach Öffnung des Handels war das Intel-Papier noch 20,95 Dollar wert. Intel hatte jahrzehntelang den Markt für Chips dominiert. In den vergangenen Jahren legten jedoch Konkurrenten des Unternehmens, vor allem Nvidia, unter anderem bei speziellen Prozessoren im Bereich Künstliche Intelligenz zu.
Intel plant neue Fabriken in den USA und auch in Deutschland, in Magdeburg. Zu diesen Plänen äußerte sich das Unternehmen am Donnerstag nicht. Die Chipproduktion soll die USA und die EU unabhängiger von Lieferungen aus Asien machen.
Die Sorge, die sich mit den Kursrückgängen verbindet: Investitionen in Anwendungen mit künstlicher Intelligen (KI) könnten sich erst später rentieren, als ursprünglich gedacht. Die negativen US-Vorgaben zogen am deutschen Markt Halbleiterwerte nach unten. Infineon verloren 5 Prozent. Für Süss Microtec im Nebenwerte-Index SDax ging es um zehn Prozent bergab.
Welche Aktien sind noch deutlich gefallen?
Die Essenslieferdienste Hellofresh und Delivery Hero kamen im Sog der Amazon-Schwäche unter die Räder und verloren am MDax-Ende 7,8 beziehungsweise 7,5 Prozent. Industriewerte wie Heidelberg Materials litten unter den Rezessionssorgen und Bankaktien wie Commerzbank und Deutsche Bank unter den Perspektiven niedrigerer Zinsen. Die Papiere des Versorgers RWE und des Energietechnikkonzerns Siemens Energy belegten im Dax mit Abschlägen von 7,9 und 7,5 Prozent die hinteren Plätze.
Der Euro zog indes nach den US-Arbeitsmarktdaten kräftig an und kostete zuletzt 1,0911 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,0835 (Donnerstag: 1,0789) festgesetzt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,30 Prozent am Vortag auf 2,22 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,38 Prozent auf 126,46 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,62 Prozent auf 135,15 Punkte zu.
Börse: Wie sind die Aussichten in dieser Woche?
In der neuen Wochen hegen Experten wenig Hoffnung auf Besserung. „Der Dax signalisierte eine Stunde vor Handelsbeginn ein Minus von 2,4 Prozent auf 17.246 Punkte“, hieß es. Insgesamt sind für diese Woche nur wenige Berichten und neue Zahlen zu erwarten. Das könne „etwas Unterstützung liefern. Auch Reaktionen auf die vorgelegten Gewinnberichte könnten etwas Spannung aus dem Markt nehmen“, schrieben beispielsweise die Analysten der Commerzbank.
In Japan ist der Nikkei am Montag erneut eingebrochen. Seit seinem Rekordhoch im Juli hat der Leitindex aus Tokio rund ein Viertel verloren. Der steigende Yen, mögliche Zinserhöhungen und die sich eintrübenden Konjunkturaussichten in den USA untergraben das Vertrauen der Anleger.